Ahrensburg. Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege stellt Christian Behrendt bei vollen Bezügen frei. Schon lange gab es Ärger. Die Hintergründe.
Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege trennt sich nach Informationen unserer Redaktion von seinem Citymanager Christian Behrendt. Wie das Abendblatt aus kommunalpolitischen Kreisen erfuhr, ist der Diplomvolkswirt bereits seit mehreren Wochen freigestellt. Beide Seiten hätten sich auf eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses zum Jahresbeginn 2025 geeinigt. Grund sollen anhaltende Differenzen über die Aufgaben und Arbeisweise des Citymanagers sein.
Behrendt ist seit November 2020 im Ahrensburger Rathaus tätig. Zuvor war er Quartiersmanager in Norderstedt, Moderator, Kommunikationsberater und organisierte Veranstaltungen. Die Stelle des Citymanagers war in Ahrensburg Ende 2019 auf Bestreben von CDU, Grünen und Wählergemeinschaft WAB neu geschaffen worden – als Ersatz für das bereits fertig ausgearbeitete Stadtmarketingkonzept, welche das Dreigespann im letzten Moment gestoppt hatte.
Ahrensburg: Citymanager hört auf – Differenzen im Rathaus zu groß?
Eingestellt wurde Behrendt noch unter Boeges Amtsvorgänger Michael Sarach. Aufgabe des Fachmanns sollte es sein, die Außendarstellung und Attraktivität des Ahrensburger Zentrums zu verbessern. In den vergangenen Jahren unternahm Behrendt immer wieder Vorstöße, umgesetzt wurden aber kaum welche seiner Ideen. Dazu zählten unter anderem ein neues Stadtlogo, Einkaufstaschen mit Ahrensburg-Slogan, ein Weihnachtsmann, der an den Adventswochenenden seine Runden im Zentrum dreht, ein Ahrensburger Geschenkgutschein, einlösbar in den meisten Geschäften der Innenstadt.
Auf der Habenseite stehen das Bemalen der Stromverteilerkästen mit Naturmotiven durch eine Graffiti-Firma, das Erstellen eines Leerstandskatasters und die Etablierung des Video-Formats „Talk vor Ort“, in dem Behrendt viermal pro Jahr mit Vertretern aus Handel und Wirtschaft über aktuelle Themen spricht und dessen Zukunft nun ungewiss ist. Die dürftige Bilanz war immer wieder Gegenstand von Kritik aus der Politik.
Aus der Politik gab es schon mehrfach Kritik an der Arbeit des Citymanagers
„Ich würde mir wünschen, dass der Citymanager deutlich präsenter ist und mehr Akzente setzt“, monierte etwa der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Bellizzi im Dezember 2022 und bezeichnete die Stelle als „eine maßlose Enttäuschung“. Der Vorsitzende der damaligen Linken-Fraktion, Erik Schrader, kritisierte, dass Behrendt „öffentlich kaum wahrnehmbar“ sei.
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Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Citymanager die Verantwortung für das Scheitern vieler seiner Projekte an anderer Stelle im Rathaus sieht. Behrendt hat mehrfach angedeutet, dass es in Teilen der Verwaltung Widerstand gegen die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen gibt. „Eine Herausforderung meiner Tätigkeit ist, dass ich oftmals nicht einfach etwas machen kann“, sagte der Diplomvolkswirt etwa im Mai unserer Zeitung und ergänzte: „Ich kann vor allem Vorschläge machen, habe aber kein Veto- oder Weisungsrecht.“
Ende 2022 sorgte ein von Behrendt erstelltes Marketingkonzept für Ärger
Als Behrendt Ende 2022 ein von ihm erarbeitetes Konzept für ein Stadtmarketing der Politik präsentieren wollte, trat das Zerwürfnis zwischen dem Citymanager und dem Bürgermeister offen zutage. Offenbar war das Papier nicht mit Boege abgestimmt. Nach Auffassung des Verwaltungschefs fiel ein Stadtmarketingkonzept nicht in Behrendts Aufgabenbereich.
Boege sprach gegenüber unserer Redaktion von „sehr unterschiedlichen Auffassungen“, was die Zuständigkeiten des Citymanagers betreffe. „Es gibt eine Diskrepanz zwischen den Erwartungshaltungen an das Citymanagement und dem, wie die Stelle definiert ist“, sagte der Verwaltungschef. Die Ausarbeitung eines Stadtmarketings sei in der Stellenbeschreibung nicht explizit festgeschrieben. Seitdem äußerte sich Behrendt nicht mehr zu dem Konzept, das bis heute nicht öffentlich vorgestellt wurde.
Behrendt erhält nach Abendblatt-Informationen weiterhin sein Gehalt
Eines der letzten Projekte, an denen der Citymanager beteiligt war, war die Pop-up-Kunstgalerie in den leer stehenden Räumen des Einkaufszentrums CCA, in denen einst Fisch Schloh zu finden war. Bis Ende August zeigten dort 40 Künstler aus der Region drei Monate lang ihre Werke.
Nach Informationen unserer Redaktion wird Behrendt bis zum Ende seines Vertrags Anfang 2025 weiterhin volle Bezüge erhalten. Die Stelle ist in Entgeltgruppe 11 nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes eingeordnet, was einem monatlichen Gehalt zwischen 4000 und 6000 Euro entspricht. Ahrensburgs Verwaltung wollte die Trennung von Behrendt auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. Auch ist offen, ob die Stelle neu besetzt werden soll. Am Mittwoch werde sich der Bürgermeister äußern, heißt es.