Ahrensburg. Klare Aufgabenverteilung, weniger Reibungsverluste im Rathaus: Christian Behrendt muss jetzt liefern. Was er vorhat.

Die Schonfrist ist vorbei. Der Tag, an dem der schleswig-holsteinische Corona-Expertenrat das Ende der Pandemie verkündete, markiert auch für Ahrensburgs Citymanager Christian Behrendt den Start in die Normalität. Nachdem Behrendt die Bilanz seiner ersten beiden Jahre den Kommunalpolitikern im Hauptausschuss vorgelegt hatte, ist offensichtlich, dass die Einarbeitszeit – unter schwierigen Bedingungen, wie alle Beteiligten anerkannten – vorüber ist. „In den nächsten zwölf Monaten möchten wir mehr sehen als bemalte Stromkästen“, sagte der FDP-Fraktionsvorsitzende Thomas Bellizzi.

Vorausgegangen war eine Debatte, in der es vor allem um die Kompetenzen eines Citymanagers sowie dessen Zusammenarbeit mit anderen Rathausabteilungen und Institutionen ging. Bürgermeister Eckart Boege ließ dabei grundsätzlich klären, „wie die politische Erwartungshaltung mit den Ressourcen im Rathaus“ in Einklang zu bringen sei. Schließlich habe es schon seit 2005 unter seinen Vorgängern – Boege ist erst seit Mai 2022 im Amt – politische Beschlüsse zum Stadtmarketing gegeben, doch passiert sei über Jahrzehnte so gut wie nichts.

Ahrensburg trennt Stadtmarketing klar vom Citymanagement

Boege hatte beobachtet, dass in den Diskussionen die Aufgaben von Stadtmarketing und Citymanagement immer wieder „durcheinandergeraten“ seien. Deshalb erläuterte Anja Gust, Wirtschaftsförderin im Rathaus, die Unterschiede. Das Stadtmarketing sei für den gesamten Ort zuständig, entwickle eine Strategie für die komplette Präsentation, kümmere sich um Bereiche von Kultur bis zum Tourismus, Slogans und Logos. Der Job des Citymanagers beschränke sich dagegen auf die Innenstadt, die Unterstützung des dortigen Handels, Kommunikation und Netzwerken sowie Ideen für ein attraktiveres Zentrum.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass Christian Behrendt ein von ihm entwickeltes Stadtmarketingkonzept nicht öffentlich vorstellen konnte. Das 53-seitige Strategiepapier wurde zurückgezogen, was bei etlichen Kommunalpolitikern für Verwunderung sorgte. Davon, dass angeblich viele Ideen am Widerstand anderer Fachdienste scheiterten, war am Abend im Hauptausschuss nichts mehr zu spüren.

Citymanager Behrendt spricht von „Austausch auf Augenhöhe“ im Rathaus

„Meine Einführung hätte glücklicher laufen können, aber inzwischen führen wir einen Austausch auf Augenhöhe“, sagte Christian Behrendt auf Nachfrage der Kommunalpolitiker. Er habe zuvor stets in der freien Wirtschaft gearbeitet und deshalb die Abläufe in einer Verwaltung erst kennenlernen müssen, so der Diplomvolkswirt. Vor seinem Antritt in Ahrensburg im November 2020 war er Quartiersmanager in Norderstedt, Moderator, Kommunikationsberater und organisierte Veranstaltungen. „Da lassen sich Dinge oft schneller regeln“, so Behrendt. Als Teil der Verwaltung müsse man dagegen immer etliche rechtliche Rahmenbedingungen beachten.

Auf Nachfrage von FDP-Vertreter Bellizzi antwortete der Citymanager, dass er zwar keine Entscheidungskompetenz und kein Vetorecht habe, aber immer Lösungsvorschläge unterbreiten könne. Beim Einwurf, ob man an einem Strang ziehe, ließ Behrendt seinen Bürgermeister reden. „Niemand im Rathaus kann allein loslaufen, alle müssen sich abstimmen“, sagte Eckart Boege. Bei dem akuten Personalmangel in nahezu allen Abteilungen stelle sich immer die Frage, ob neue Ideen auch umsetzbar seien.

Der Adventsmarkt soll in diesem Jahr größer werden

Zu den Vorhaben, die aktuell ganz oben auf der Agenda von Christian Behrendt stehen, zählt der Adventsmarkt. Er soll langsam wachsen, entweder vom Rondeel in Richtung Manhagener Allee oder aber an der Großen Straße. „Das Konzept wird in Kürze vorliegen“, so der Citymanager. Auch eine Rückkehr des Schlossweihnachtsmarktes war im Gespräch. Wegen des großen Aufwands (Plastikmatten und Holzschnitzel auf Wegen, Umzäunung) sowie der schwierigen Lage auf Ausstellerseite ist dies jedoch nicht akut.

Der Fall steht beispielhaft dafür, wie andere Faktoren berücksichtigt werden müssen. So ist die Schloss-Geschäftsführung laut Behrendt gegen solche Veranstaltungen auf der inneren Insel, die tabu sei. Vor Jahren sei der Rasen bei einem Mittelaltermarkt so stark zerstört worden, dass die Fläche lange danach nicht mehr genutzt werden konnte. Das solle sich nicht wiederholen.

Feier „75 Jahre Stadtrechte“ wird für 2024 vorbereitet

Ebenfalls Priorität hat die Vorbereitung der Feier „75 Jahre Stadtrechte“ für 2024. Außerdem möchte der Citymanager Ahrensburg in den sozialen Netzwerken präsentieren, die Betoneinfahrt zur Tiefgarage am Einkaufszentrum CCA freundlicher gestalten (eventuell in Aquarium-Optik), kurze Imagefilme auf den Weg bringen und den Ahrensburger Geschenkgutschein umsetzen. „Unternehmen könnten die Gutscheine für Geschäfte vor Ort beispielsweise als Extra an Mitarbeiter ausgeben“, sagte Behrendt. Ein Ticketsystem, das die Stadt Mölln dafür nutzt, kostet rund 10.000 Euro.

Als Erfolg sieht Behrendt sein Kataster, in dem er 246 Unternehmen in der Innenstadt erfasst hat. Damit können er schnell reagieren, wenn Läden frei oder gesucht werden. „Der Leerstand liegt bei nur 5,3 Prozent, das ist im Vergleich zu anderen Städten sehr vorzeigbar“, sagte er. Zwei leere Flächen seien im CCA, zu dem sich der Kontakt dank neuer Managerin deutlich verbessert habe.

SPD-Abgeordneter beobachtet Drogenschwerpunkt im Bahnhofsumfeld

„Vieles steht vor der Umsetzung, das klingt positiv“, meinte der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfdietrich Siller. Und SPD-Chef Jochen Proske sagte: „Es ist spannender, nach vorn zu gucken.“ Jürgen Eckert ergänzte, dass er „mit Sorge“ den Verlust öffentlicher Räume beobachte. So habe sich der Bahnhofsbereich mit dem Tunnel zu einem Drogenschwerpunkt entwickelt. Das Rondeel sei in der Zeit ohne Außengastronomie zu einer „Autoverkehrsuchstation“ geworden, und auch in der Fußgängerzone der Manhagener Allee seien die vielen abgestellten Autos „eine Katastrophe“.

Der Vorsitzende des Hauptausschusses, Toufic Schilling (CDU), gab dem Citymanager noch einen Appell mit auf den Weg. „Ich sehe es positiv, dass jemand von außen frischen Wind reinbringt“, sagte er. „Und gehen Sie ruhig mal in die anderen Büros rein oder rufen an, wenn es etwas zu besprechen gibt.“ Mit der Rückkehr zur Normalität erwarten die Kommunalpolitiker nach Gesprächen nun aber auch zunehmend Taten.