Ahrensburg. Seit fünf Jahren sind die ehemaligen Räume von Fisch Schloh in Ahrensburger Einkaufszentrum ungenutzt. Was jetzt geplant ist.

Seit rund fünf Jahren steht die ehemalige Ladenfläche von Fisch Schloh im City Center Ahrensburg (CCA) bereits leer. Nun kehrt in den Räumen am Eingang Große Straße im Erdgeschoss des Einkaufszentrums wieder Leben ein – zumindest vorübergehend. Eine Gruppe von Ahrensburger Künstlern zeigt dort drei Monate lang ihre Werke in einer Pop-up-Kunstgalerie.

„Wir hatten schon lange die Idee, leerstehende Flächen zu bespielen“, sagt Anita Schwieger, Kunstmalerin und eine der Initiatorinnen hinter der Galerie. Auf ihre Initiative ging bereits der Kunstbummel zurück. Bei der Aktion, die vom 5. April bis 20. Mai erstmals in Ahrensburg stattfand, waren in den Schaufenstern von 40 Geschäften die Werke lokaler Künstler zu sehen.

Überraschende Idee für CCA in Ahrensburg: Leerstehende Fläche wird Kunstgalerie

„Wir haben so viel positive Resonanz bekommen. Das hat dazu geführt, dass die Überlegungen für eine Pop-up-Galerie konkret geworden sind“, sagt Schwieger. Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wurden die Künstler im CCA fündig. Den Kontakt zum Centermanagement stellte Ahrensburgs Citymanager Christian Behrendt her, der die Aktion unterstützt.

„Nach dem inspirierenden Kunstbummel wird nun eine lange leerstehende Gewerbefläche im Herzen der Stadt bespielt“, sagt er. „Ich freue mich sehr, dass es mit tatkräftiger Unterstützung der städtischen Kulturabteilung gelungen ist, den Einsatz von vielen Kreativen aus Ahrensburg und Umgebung bündeln und einem Publikum in zentraler Lage präsentieren zu können.“

Citymanager Christian Behrendt unterstützt die Idee der Künstler

Die zusammen 430 Quadratmeter großen Ladenflächen links und rechts des CCA-Eingangs an der Großen Straße gehören seit Jahren zu den Sorgenkindern in der Ahrensburger Innenstadt. Mehrere Geschäfte zogen dort ein und nach kurzer Zeit wieder aus. Zwei Fischhändler hatten auf der Ladenfläche vergeblich ihr Glück versucht: Fisch Schloh verließ das CCA 2013 wegen zu hoher Mietkosten und Umsätzen, die deutlich unter den Erwartungen zurückblieben. Der Nachfolger Hagenah blieb nur wenige Monate.

Im Sommer 2020 eröffnete schließlich auf der von der Großen Straße aus betrachtet rechten Hälfte der Fläche das italienische Restaurant Dolce Vita der Gastronomin Giuseppina Baronin von Brockdorff-Candioti, die zuvor erfolgreich das Noi Due in Trittau betrieben hatte. Die Hoffnung beim Centermanagement war groß, diesmal einen dauerhaften Mieter gefunden zu haben.

Restaurant Dolce Vita hat nach Wasserschaden nicht wieder eröffnet

Danach sah es zunächst auch aus. Nach der Eröffnung wurde das Lokal gut frequentiert, auf Google bewerteten Gäste das Dolce Vita im Durchschnitt mit 4,2 von fünf Sternen. Im vergangenen Jahr wurde das Restaurant dann überraschend geschlossen. Ein Aushang nannte einen Wasserschaden als Grund für die „vorübergehende Schließung“. Seitdem eröffnete das Restaurant allerdings nicht wieder, obwohl Möbel und sämtliche andere Einrichtungsgegenstände sich nach wie vor in den Geschäftsräumen befinden.

Eröffnen wird das Dolce Vita aber wohl nicht wieder: Laut einer inzwischen gelöschten Bekanntmachung des Amtsgerichts Reinbek vom 25. April ist die Betreibergesellschaft des Restaurants insolvent. Dem Online-Branchenportal North Data zufolge wurde die GmbH inzwischen liquidiert. Von Brockdorff-Candioti war mangels Kontaktadresse nicht für die Redaktion erreichbar. Auch gab es vom Centermanagement des CCA keine Stellungnahme, ob der Wasserschaden inzwischen behoben wurde. Damit stehen nun wieder beide Teilflächen trotz exponierter Lage leer.

Die Künstler möchten mit der Aktion Menschen im Alltag erreichen

Die Idee hinter der Pop-up-Galerie sei es, wie bereits beim Kunstbummel, Menschen im Alltag mit Kunst zu erreichen, sagt Schwieger. „Vielen fehlt die Zeit, oft erlebe ich auch, dass da eine Hemmschwelle ist.“ Auch Veranstaltungen wie der Tag der offenen Ateliers sprächen ihrer Erfahrung nach vor allem diejenigen an, die ohnehin kunstaffin seien. „Deshalb bringen wir die Kunst zu den Menschen.“

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„Die Pop-up-Galerie ist eine tolle Gelegenheit, um mit interessierten Menschen ins Gespräch zu kommen. Sprechen Sie uns gern an“, sagt Schwieger. Gleichzeitig werde eine leerstehende Ladenfläche aufgewertet. „Leerstand sieht nie schön aus und viele Ahrensburger wünschen sich, dass auf dieser Fläche etwas passiert.“ Deshalb sei die Nutzung der Räume für Kunst für alle Beteiligten ein Gewinn.

Die Pop-up-Galerie ist bis zum 31. August dreimal in der Woche geöffnet

Die Pop-up-Galerie im CCA eröffnet am Freitag, 24. Mai. Bis zum 31. August können Interessierte der Ausstellung jeweils donnerstags und freitags in der Zeit von 12 bis 18 Uhr und sonnabends zwischen 11 und 18 Uhr einen Besuch abstatten. Zu sehen sind die Arbeiten von 25 Künstlern. Die ausgestellten Kunstwerke sollen alle zwei bis drei Wochen wechseln.

Ahrensburgs Citymanager Christian Behrendt steht vor den Räumen des ehemaligen Eiscafés
Ahrensburgs Citymanager Christian Behrendt steht vor den Räumen des ehemaligen Eiscafés "il Gelato" an der Großen Straße, die schon seit einiger Zeit leer stehen. © HA | Filip Schwen

Neben den Räumen im CCA sind auch andere Ladenflächen in der Ahrensburger Innenstadt derzeit ungenutzt, zum Beispiel die früheren Geschäftsräume des Schuhhändlers Görtz am Rondeel. Laut Citymanager Behrendt hat die Schlossstadt aber kein Leerstandsproblem.

Laut Citymanager hat Ahrensburgs Innenstadt kein Leerstandsproblem

„Der Leerstand in Ahrensburg liegt zwischen drei und vier Prozent“, sagt er. Laut dem Portal Wohnungswirtschaft.online seien Werte zwischen drei und fünf Prozent normal und akzeptabel. Erst eine Leerstandsquote von mehr als zehn Prozent sei bedenklich. „Natürlich wäre es schön, jeden Leerstand sofort wieder bespielen zu können“, sagt Behrendt.

Um das zu erreichen, führt der Citymanager unter anderem ein Leerstandskataster und sucht das Gespräch mit Immobilieneigentümern und Maklern. „Wir bieten unsere Hilfe an, müssen jedoch akzeptieren, wenn es dann doch der Makler alleine richten soll“, sagt Behrendt.

Nicht alle Flächen, die als Leerstand wahrgenommen werden, stehen wirklich leer

Was in Ahrensburg von Bürgern als Leerstand wahrgenommen werde, sei oftmals zudem kein Leerstand, betont der Citymanager. „Ein Beispiel: Es fehlt zurzeit häufig an Handwerkern, um die freigewordenen Räumlichkeiten umzubauen, um sie danach wieder neu und anders nutzen zu können.“

Fragen zur Pop-up-Galerie und den Kunstwerken beantwortet Anita Schwieger unter creativlabor@gmx.de. Weitere Informationen gibt es unter www.kunst-in-ahrensburg.de.