Ahrensburg. Stadt, Kirche und Islamischer Kulturverein unterzeichnen Vereinbarung. Was muslimische von christlichen Bestattungen unterscheidet.

Auf dem Ahrensburger Friedhof werden künftig auch muslimische Bestattungen möglich sein. Dazu wird auf dem Neuen Teil des Friedhofs am Bornkampsweg ein eigenes Grabfeld angelegt. Eine entsprechende Vereinbarung haben Bürgermeister Eckart Boege, der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Ahrensburg, Tahir Madanoglu, und Angelika Doge-Baden-Rühlmann, Vorsitzende des Kirchengemeinderates (KGR), jetzt im Rathaus unterzeichnet.

„Diese Vereinbarung stärkt das Gefühl der Zugehörigkeit in unserer zunehmend vielfältigen Stadt“, sagt Boege. Mehr als 3000 Muslime lebten in Ahrensburg und Umgebung. Diese Menschen könnten künftig ihre letzte Ruhe in „ihrer“ Stadt finden. „Wir setzen ein klares Zeichen: In Ahrensburg können Menschen aller Religionen ein zu Hause finden, auch über den Tod hinaus“, so der Bürgermeister.

Islam in Ahrensburg: Auf Friedhof entsteht Gräberfeld für Muslime

Das muslimische Gräberfeld in Ahrensburg wird das Erste seiner Art in Stormarn sein. Muslime, die ihre Angehörigen nach den Riten ihrer Religion beisetzen lassen wollen, müssen bislang nach Hamburg-Öjendorf oder Lübeck ausweichen. „Die Anzahl der Bürger mit muslimischem Glauben ist in den vergangenen Jahren gewachsen“, sagt Madanoglu, dessen Verein das Gräberfeld betreuen wird. Viele von ihnen wünschten sich, in ihrer Heimatstadt begraben zu werden. Das muslimische Gräberfeld auf dem Friedhof sei deshalb ein wichtiges Zeichen der Zugehörigkeit.

Der Vorsitzende des Kulturvereins, der seit 2012 die Ulu-Camii-Moschee an der Straße Woldenhorn betreibt, ist selbst seit dem Kindergartenalter in Ahrensburg aufgewachsen. „Ich fühle mich der Stadt verbunden, und so geht es vielen anderen in unserer Gemeinde auch, die in der Konsequenz auch gern hier beerdigt werden möchten“, sagt er.

Seit 2022 hat der Kulturverein Gespräche mit Stadt und Kirchengemeinde geführt

Mit der Frage nach einem Begräbnisort für Muslime in Ahrensburg befasse sich der Kulturverein bereits seit mehreren Jahren, sagt Madanoglu. Spätestens, als ab 2015 zahlreiche Menschen aus muslimischen Ländern als Flüchtlinge in die Schlossstadt kamen, habe das Thema eine neue Dringlichkeit bekommen.

„Ein großer Teil dieser Menschen wird dauerhaft bei uns bleiben“, sagt der Vorsitzende des Kulturvereins. Viele sähen Ahrensburg längst als ihre neue Heimat. „Oft ist ein Begräbnis in der Herkunftsstadt oder dem Herkunftsdorf auch nicht möglich, weil dort Krieg herrscht.“ Der Kulturverein hat deshalb nach einer Lösung gesucht. „Seit März 2022 haben wie Gespräche mit der Stadt und der Kirchengemeinde geführt, um die Möglichkeiten auszuloten“, sagt Madanoglu.

Vorsitzende des Kirchengemeinderates spricht von „wunderbarem Zeichen“

Die Stadt Ahrensburg ist Eigentümerin des Neuen Teils des Friedhofs. Dieser war 1969 als Städtischer Friedhof in direkter Nachbarschaft zum bereits seit 1883 existierenden kirchlichen Friedhof an der Hamburger Straße angelegt worden. Seit 1995 befinden sich beide Teile in der Trägerschaft der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ahrensburg.

Muslimisches Gräberfeld in Ahrensburg
Zurzeit entsteht auf dem neuen Teil des Ahrensburger Friedhofs ein Gräberfeld für Muslime. © HA | Filip Schwen

„Sowohl der Bürgermeister als auch die Kirchengemeinde und die Friedhofsverwaltung waren uns gegenüber von Beginn an sehr offen, dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Madanoglu. „Uns ist es ein großes Anliegen, dass jeder Mensch, unabhängig von seinem Glauben, würdevoll in seinem Umfeld bestattet werden kann“, sagt Angelika Doege-Baden-Rühlmann, Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Den Friedhof für Muslime zu öffnen sei ein „wunderbares Zeichen“, dass sich Christen und Muslime aufeinander zubewegten, so die Pastorin.

Zunächst gibt es Platz für 40 Gräber, aber die Fläche ist erweiterbar

Die Wahl für den Standort des künftigen Gräberfeldes mit der Nummer 16a fiel schließlich auf eine etwa einen halben Hektar große Grünfläche unweit des Eingangs Bornkampsweg und der Kapelle. Zurzeit laufen die vorbereitenden Arbeiten. Bereits zu sehen sind die Steinplatten, die die künftigen Grabflächen einrahmen.

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„Zunächst werden es 40 Plätze“, sagt Andrea Sobbe, Leiterin der Friedhofsverwaltung, die die Planungen von Beginn an begleitet hat. Bei Bedarf sei die Fläche aber erweiterbar. Der Türkisch Islamische Kultur Verein Ahrensburg hat knapp 200 Mitglieder. Das Grabfeld stehe aber allen Ahrensburger Muslimen offen, betont Madanoglu. „Auch Verstorbene, die nicht in der Stadt gelebt haben, können hier bestattet werden, dann bedarf es einer Prüfung“, sagt Friedhofschefin Sobbe. In der Praxis sei das aber unkompliziert.

Grabplätze werden entsprechend des islamischen Ritus nach Mekka ausgerichtet

Am westlichen Rand des Bereichs entsteht ein gepflasterter Platz, auf dem ein steinerner Tisch, der Musalla, Platz findet, der dem Zelebrieren von Totengebeten dient. Der Tisch wird von einem muslimischen Steinmetz gefertigt. „Später wird noch eine Hecke gepflanzt“, sagt Sobbe. Auf Wunsch stehe muslimischen Trauergemeinden auch die benachbarte Kapelle zur Verfügung.

Muslimisches Gräberfeld in Ahrensburg
Tahir Madanoglu und Friedhofsverwalterin Andrea Sobbe haben gemeinsam an der Realisierung des muslimischen Grabfeldes auf dem Ahrensburger Friedhof gearbeitet. © HA | Filip Schwen

Bei einem muslimischen Begräbnis seien einige Besonderheiten zu beachten, erklärt Madanoglu. Feuerbestattungen seien etwa im Islam nicht gestattet. Auch ein Sarg sei unüblich. „Zuerst nimmt der Bestatter eine rituelle Waschung des Leichnams vor. Anschließend wird der Verstorbene in ein Leinentuch eingewickelt und so begraben“, erläutert er. Dabei komme es auf die Position an. „Der Leichnam wird auf der Seite liegend mit dem Gesicht in Richtung Mekka bestattet.“ In den vergangenen Monaten wurde deshalb auf dem Ahrensburger Friedhof genau nachgemessen, um die Grabplätze korrekt in Richtung Südosten auszurichten.

Die Einweihung des Gräberfeldes ist für das kommende Frühjahr geplant

Eigentlich sieht der Islam eine Beisetzung innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod vor. Das sei aber mit der Terminvergabe des Friedhofs nicht vereinbar, sagt Madanoglu. Viele Muslime sähen das aber nicht so streng. Angehörige bräuchten für die Anreise oft ohnehin mehrere Tage.

Bis zur ersten Beisetzung auf dem neuen Gräberfeld wird es noch einige Wochen dauern. Restarbeiten stehen noch aus. „Wir gehen davon aus, dass wir den Bereich im Frühjahr einweihen können“, sagt Friedhofschefin Sobbe.