Reinbek. Marie Lachenmann kümmert sich in Reinbek um den Klimaschutz und hat ein Faible für Motorräder: Wie sie begründet, warum.

Ein Monat voller Premieren liegt hinter Marie Lachenmann, Reinbeks neuer Klimaschutzmanagerin. Und es werden noch mehr: Diese Woche stellt sie sich im Umweltausschuss der Politik vor. „Ich bin gerade noch dabei, so viel wie möglich kennenzulernen, mich überall vorzustellen und zu vernetzen“, erzählt die 29-Jährige. In ihrem Kopf entstehe quasi gerade eine persönliche Karte von Reinbek.

Zuvor war Lachenmann für ein internationales Beratungsunternehmen tätig, hat vorwiegend von Hamburg-Volksdorf aus Projekte in Äthiopien und Algerien betreut. „Wir haben beispielsweise eine Software für ein staatliches Forstunternehmen zu entwickeln, die alles berücksichtigt, von der Saatgutherstellung bis zum Sägewerk“, berichtet die Hamburgerin, die ursprünglich aus der Region Kiel kommt. Sich jetzt auf eine kommunale Stelle zu bewerben sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagt sie. „Der Reiz daran ist, dass ich jetzt direkter an der Umsetzung der Schritte in Richtung Klimaschutz beteiligt bin.“

Reinbek: Klimaschutzmanagerin fährt BMW-Motorrad – ein Widerspruch?

Außerdem arbeite sie gern mit den Menschen zusammen, die Motor von Veränderungen sind. „Ich fand es schwer, im Berufsalltag im Kopf in Äthiopien oder Algerien zu sein und abends wieder auf Hamburg umzuschalten“, sagt die 29-Jährige.

Interaktive Ideenkarte
Bürgerinnen und Bürger konnten ihre Anregungen für die Klimafolgenanpassung in eine interaktive Karte eintragen. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

„Ich bin Schleswig-Holsteinerin, und wir haben hier in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung so viel nachzuholen“, stellt die Managerin fest. „Die Zahlen zeigen uns, dass wir noch nicht da sind, wo wir sein sollten.“

Reinbeks Klimaschutzmanagerin: Kommunaler Wärmeplan wird präsentiert

Gleich zum Start in den neuen Berufsalltag konnte sie dazu in die kommunale Wärmeplanung eintauchen. Denn an der arbeitet das Mittelzentrum Sachsenwald mit den Partnern Wentorf und Glinde gerade, bis Dezember 2024 muss der Plan fertig sein – der erste Schritt zur Entwicklung eines gesellschaftlich und wirtschaftlich tragfähigen Wandels zum treibhausgasneutralen Gebäudebestand bis 2040. Der Entwurf des Mittelzentrums liegt vor, und die Beteiligung der Öffentlichkeit ist in Vorbereitung.

Fragen rund um die Themen Gebäudesanierung, Heizungstausch und Energieversorgung werden den Eigentümerinnen und Eigentümern am 23. September ab 18.30 Uhr im Schloss Reinbek (Schlossstraße 5) beantwortet: Was bedeutet der Wärmeplan für Sanierungsvorhaben? Wo könnte in Zukunft ein Wärmenetz entstehen? Wird ein Heizungstausch vorgegeben? Was ist, wenn ich keinen Platz für eine Wärmepumpe auf meinem Grundstück habe?

Reinbeks Klimaschutzmanagerin ist Scharnier zwischen Rathaus und Öffentlichkeit

Vom 13. September bis 13. Oktober liegt der kommunale Wärmeplan in den Rathäusern Reinbeks, Glindes und Wentorfs aus, Anmerkungen dazu sind willkommen. Außerdem gibt es ab Freitag, 13. September, für 30 Tage die Möglichkeit zum Downloads unter waermeplaene.de/konvoi-mittelzentrum-sachsenwald/

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Marie Lachenmann sieht sich dabei als Reinbeker „Scharnier“ zwischen Bevölkerung, Verwaltung und Politik. Zurzeit beanspruchen sie vor allem die beiden großen Themen kommunale Wärmeplanung sowie das Konzept für die Klimafolgenanpassung, für die sich das Mittelzentrum zum Ziel gesetzt hat, dass sie ebenfalls bald – im nächsten Jahr – umgesetzt sein soll. Der Öffentlichkeit wird das Konzept im Frühjahr 2025 vorgestellt. Einbezogen ist sie aber bereits durch die interaktive Karte, über die sie Tipps und Ideen für Maßnahmen abgeben konnte. Diese werden ab kommender Woche von Fachleuten und engagierten Ehrenamtlichen in Workshops diskutiert.

Anpassung an die Klimafolgen – Herzensthema der Reinbeker Klimaschutzmanagerin

Klimaschutzmanagerin Lachenmann geht davon aus, dass künftig noch weitere Themenkomplexe wie Mobilität oder Nachhaltigkeit zu ihren Aufgaben hinzukommen werden. „Aber momentan beanspruchen diese beiden wirklich die gesamte Zeit“, sagt Marie Lachenmann. Tatsächlich liege ihr auch die Klimafolgenanpassung besonders am Herzen. Die war auch ihr großes Thema im Masterstudium.

Privat engagiert sie sich beim Technischen Hilfswerk Eimsbüttel in der Bergungsgruppe ebenfalls mit den Auswirkungen des Klimawandels. „Ich mag es sehr, ein Problem zu erkennen und es dann zu lösen. Das finde ich sehr zufriedenstellend“, erzählt sie. „Und ich mag es auch sehr, etwas mit den Händen zu machen.“ Sie habe lange überlegt, ihren beruflichen Weg im Handwerk einzuschlagen. Da sei ihr Ehrenamt ein schöner Ausgleich zum Berufsalltag, der viel Kopfarbeit erfordere.

Ihre andere Seite: Klimaschützerin fährt gern Motorrad

Privat lebt sie mit ihrem Partner in Hamburg und verbringt ihre Freizeit am liebsten aktiv draußen beim Klettern, Volleyballspielen oder auch Radfahren. Am Montag ist sie gerade von Hamburg nach Reinbek zur Arbeit geradelt. Eine Stunde und 20 Minuten braucht sie dafür. „Der Teil, der wirklich nervt, ist der Stadtverkehr“, stellt sie fest. Ansonsten nutzt sie die S-Bahn oder kommt auch mal mit dem Motorrad, mit einer BMW F650 GS.

Marie Lachenmann lacht und sagt: „Ja, ich fahre einen Verbrenner – erst seit einem Jahr.“ Dies sei ein Widerspruch, dass sie sich als Klimaschutzmanagerin ein Motorrad leiste. „Niemand ist perfekt. Ich habe es allerdings nicht, um schnell über die Autobahn zu rasen. Für mich ist es einfach eine zusätzliche Mobilitätsoption, um zu meiner Familie bei Kiel oder im Weserbergland zu kommen.“ Das Bahnnetz sei dafür leider noch nicht ausgereift genug, bedauert die 29-Jährige.