Bargteheide. Welche konkreten Zusagen die Deutsche Bahn Bargteheide im Planfeststellungsbeschluss gemacht hat und wann der Umbau beginnen soll.

Der Umbau des Bahnhofs Bargteheide im Zuge des Neubaus der S-Bahnlinie S4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe hält das Rathaus der Stadt weiter in Atem. Nach der Veröffentlichung des Planfeststellungsbeschlusses für dieses Teilprojekt mussten die Verantwortlichen im Fachbereich Bauleit- und Verkehrsplanung lange blättern, um das zu finden, was in etlichen Treffen mit der Bahn in den vergangenen Monaten ausgehandelt worden ist. Erst auf Seite 23 des insgesamt 63 Seiten umfassenden Dokuments fanden sich jene zehn Zusagen seitens der Bahn gegenüber Bargteheide, mit denen die Stadt ihre Erfordernisse angemessen berücksichtigt sah. „Deshalb haben wir auch keinen Grund gesehen, den nun vorliegenden Planfeststellungsbeschluss anzufechten“, sagte Stefan Schroeter dieser Redaktion.

Amina Karam, Gesamtleiterin des Vorhabens S4 und der Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck bei der DB InfraGO, feierte den Beschluss des Eisenbahn-Bundesamtes jedenfalls als „Meilenstein“ für das Großprojekt. „Dieser Beschluss ist ein klares Zeichen dafür, dass Kooperation zu Erfolg und zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten und Betroffenen führt“, so Karam. Der Schienenkonzern freue sich jedenfalls schon jetzt darauf, die Einzelmaßnahme Bargteheide gemeinsam mit der Stadt und den Anwohnern umzusetzen.

Bahn muss viele Kröten schlucken

Karam sprach von einem „intensiven Austausch“, sowie einer „zielorientierten und konstruktiven Zusammenarbeit“, die diesen Erfolg erst möglich gemacht habe. Dabei musste die Bahn allerdings viele Kröten schlucken, die den Umbau des Bahnhofs Bargteheide für sie aufwendiger und zudem erheblich teurer macht als ursprünglich vorgesehen.

Bahnhofsumfeld Bargteheide
An dieser Stelle soll ein neuer Mittelbahnsteig für die S4-Gleise entstehen.  © HA | Lutz Kastendieck

Laut Urfassung der Planfeststellung war der Neubau der S-Bahnsteige nämlich auf der Ostseite des Bahnhofs geplant. Wie überhaupt das Gros des Fahrgastverkehrs dort abgewickelt werden sollte. Wie bereits ausführlich berichtet, hätte das der Stadt erhebliche Folgekosten in Höhe von geschätzten 15 Millionen Euro für den Bau von Rampen, Infrastruktur und der Neuordnung der Verkehre aufgebürdet.

Mittelbahnsteig für S4 auf Westseite verschoben

Nach mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern der DB InfraGO und des Nahverkehrsverbunds Schleswig-Holstein (NAH.SH), unter anderem am 7. und 16. Februar, hatte die Bahn signalisiert, den Mittelbahnsteig für die S4 nun auf der Westseite vorzusehen, südlich des Bahnhofsgebäudes.

„So muss die Gütertrasse nun nicht mehr gekreuzt werden, weil die S4-Gleise in Ahrensburg ebenfalls auf der Westseite vorgesehen sind“, hat Bürgermeisterin Gabriele Hettwer die wesentlichste Modifikation der Bahnpläne kommentiert. Das könne der Pünktlichkeit des künftigen Schienenverkehrs nur zuträglich sein.

Bahn will auch Einbau von Aufzügen prüfen

Laut dem Ersten Stadtrat Mathias Steinbuck (CDU) sind in den zehn Zusagen gegenüber der Stadt alle neuralgischen Punkte berücksichtigt. Dazu zählen des Weiteren die Anpassung der Rampen zum Tunnel unter den Gleisen, der Ersatzneubau entfallender Parkplätze oder eine finanzielle Entschädigung, eine Optimierung der Beleuchtung im Tunnel, die Herstellung von Barrierefreiheit sowie die Prüfung von Aufzügen.

Eine besondere Rolle bei den Planungen zum neuen Mittelbahnsteig für die beiden S-Bahngleise wird das historische Stellwerk spielen, das Domizil des Kunstkreises Bargteheide. Um den Belangen des Denkmalschutzes zu genügen, soll es gegebenenfalls transloziert, also in Gänze versetzt und an anderer Stelle originalgetreu wieder errichtet werden. Die Kosten werden in jedem Fall von der Bahn getragen.

Komplettüberdachung der Bahnsteige soll Stadt zahlen

Prüfen will sie zudem, die neuen Gleisanlagen so weit wie technisch möglich nach Osten zu verschieben, um den Zugriff auf städtische Flächen entlang der Bahnhofstraße so gering wie möglich zu halten. Aktuellen Schätzungen zufolge würden durch den Bau des neuen S-Bahnsteigs 34 P+R-Plätze und 90 Fahrradabstellplätze entfallen. Zudem müssten 24 Bäume gefällt und an anderer Stelle ersetzt werden.

Im Kostenplan der Bahn nicht enthalten ist derweil eine vollständige Überdachung der neuen Bahnsteige samt Kamerasystemen. Beides ist von der Stadt im Hinblick auf Komfort und Sicherheit gewünscht. Standard sind indes lediglich Wetterschutzhäuschen, sowie Fahrgastinfo- und Notrufsysteme. Für die Zusatzausstattung würde die Bahn zwar sorgen, entstehende Mehrkosten gingen aber zu Lasten der Stadt.

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Laut Bahn wird es bereits Ende dieses Jahres erste vorbereitende Maßnahmen geben. Dazu zählen neben Einmessungen für die Gleisanlagen ebenso Bodenuntersuchungen. „Vermutlich wird die Bahn erst dann konkrete Feinplanungen für unseren Bahnhof vorlegen, aus denen dann sehr wahrscheinlich eine Änderung des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses erwachsen wird“, glaubt Stefan Schroeter vom Bauamt der Stadt.

„Aktuell gehen wir davon aus, dass der Umbau des Bahnhofs Bargteheide voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2027 parallel zur geplanten Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg–Lübeck beginnt“, sagt Bahnsprecherin Michaela Klauer. Mit einer Vollendung des gesamten S4-Projekts wird Ende 2029 gerechnet.