Glinde. Vonovia hat seit 2021 rund 2,3 Millionen Euro für Sanierungen in Glinde ausgegeben, schreckt vor Schaffung neuer Gebäude aber zurück.
Es tut sich was in Glinde: Im Zentrum am Alten Gleisdreieck ist das Neubauprojekt der Firma Semmelhaack mit 89 Wohnungen und 30 Reihenhäusern zur Miete weit fortgeschritten. Die Firma D.R.S. Bauregie Dresden hat jüngst begonnen, 37 öffentlich geförderte Einheiten zu erstellen am Holstenkamp. 35 werden nach dem ersten Förderweg vergeben, zu zahlen sind 6,80 Euro kalt pro Quadratmeter. Und die Baugenossenschaft Sachsenwald nimmt jetzt den zweiten Anlauf am Buchenweg, wird im September einen Förderantrag einreichen bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH). Statt sieben sollen es nun drei Gebäude werden mit rund 140 Bleiben. Auch die Vonovia hat Expansionspläne, möchte ihren Bestand von derzeit 724 Wohnungen in der Stadt vergrößern. Ein Starttermin ist jedoch nicht absehbar. Das Vorhaben steckt seit Jahren in der Warteschleife.
An der Politik liegt das nicht. Sie fasste im Dezember 2021 den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan, eine Art Absichtserklärung, mit einer Einstimmenmehrheit. Ein Jahr davor wurde das Vorhaben im Stadtteil Wiesenfeld noch abgelehnt. Es geht um Nachverdichtung und 113 neue Wohnungen, 30 Prozent davon öffentlich gefördert. Das war der SPD zu wenig. Ihrer Meinung nach sollte die Hälfte der Domizile an Menschen mit Wohnberechtigungsschein vergeben werden. „Und an unserer Meinung hat sich bis heute nichts geändert“, sagt der Fraktionsvorsitzende Frank Lauterbach. Es ist Sache der Vonovia, den nächsten Schritt zu gehen im Verfahren. So muss ein konkreter Entwurf vorgelegt werden zwecks Votum. Das geschah aber nicht.
113 Wohnungen am Hamburger Rand: Bauprojekt in Glinde stockt
Auf einem Areal zwischen Ahornweg, Weißdornweg, Holstenkamp und Schlehenweg gehören dem Konzern 278 Wohnungen. Die Bindungsfrist für jene 78, die staatlich subventioniert sind, endet am 31. Dezember 2037. Hier soll das Neubauprojekt umgesetzt werden, für das ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro angedacht war. Laut Plan verteilen sich die Wohnungen auf sechs viergeschossige Gebäude. Zugleich hatte Vonovia angekündigt, Bestandsobjekte auf Vordermann zu bringen, sie durch eine neue Dämmung energiesparender zu machen. Unternehmenssprecherin Panagiota-Johanna Alexiou gibt an, dass seit 2021 rund 2,3 Millionen Euro aufgebracht wurden für die Modernisierung von 126 Wohnungen in Glinde. Es werde laufend geprüft, weitere Gebäude zu sanieren.
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Für Neubauten nimmt man hingegen derzeit kein Geld in die Hand. Das begründet Alexiou so: „Inflation und Zinsen sind enorm gestiegen, was die Bedingungen sehr erschwert. Hinzu kommen die Baukosten, die ebenfalls enorm gestiegen sind. Wir brauchen für den Bau neuer Wohnungen stabile Rahmenbedingungen – und die haben wir im Moment leider nicht.“ Sie macht dazu folgende Rechnung auf: Die eigenen Kosten bei solch einem Projekt liegen bei 5000 Euro für den Quadratmeter. Um wirtschaftlich zu arbeiten, müssten Wohnungen, die früher für zwölf Euro kalt angeboten wurden, jetzt in Richtung 18 Euro pro Quadratmeter gehen. „Solche Mieten können sich viele Menschen nicht leisten“, sagt Alexiou.
Vonovia verbuchte 2023 einen Rekordverlust von rund 6,8 Milliarden Euro
Im Hintergrund wird ihren Angaben zufolge trotzdem gearbeitet am Vorhaben in Glinde. „Wir befinden uns im Austausch mit der Stadt.“ Der Anschluss an das Fernwärmenetz sowie die Umsetzung eines quartiersübergreifenden Mobilitätskonzepts seien weiterhin Bestandteile der Planungen, die auf Hochtouren liefen. Eine Zeitschiene mit Blick auf die Umsetzung kann sie nicht nennen.
Die Vonovia ist Deutschlands größter Vermieter mit 543.000 Wohnungen im Bestand. Diese sind rund 80 Milliarden Euro wert. Auf der anderen Seite hat man 62 Milliarden Euro Schulden, das Wachstum in den vergangenen Jahren wurde hauptsächlich mit billigen Krediten finanziert. Durch die Zinswende sind Darlehen teurer geworden, der Wert von Immobilien sank. 2023 zahlte Vonovia 720 Millionen Euro Zinsen, musste den Wert seiner Wohnungen um nahezu elf Milliarden Euro abschreiben. Die knapp 6,8 Milliarden Euro waren Rekordverlust. Der Dax-Konzern mit Sitz in Bochum verkauft inzwischen Wohnungen, um teure Kredite tilgen zu können.