Oststeinbek. Machbarkeitsstudie über Bauhof-Verlegung im Oststeinbeker Ortsteil Havighorst. Wird der Umzug günstiger als acht Millionen Euro?
Auf dem früheren Sportplatz an der Straße Am Ohlendiek im Oststeibeker Ortsteil Havighorst sind Dutzende Bänke gestapelt, die von Mitarbeitern des Bauhofs nach und nach im Gemeindegebiet aufgestellt werden. Daneben steht eines ihrer Dienstfahrzeuge. Das angrenzende ehemalige Umkleidehaus nutzt die neunköpfige Abteilung unter anderem als Pausenraum, ein Büro ist untergebracht. Die Immobilie dient als Notbehelf. Das wird sich auf Sicht ändern. Wenige Meter von ihr entfernt soll ein neuer Bauhof mit Salzhalle errichtet werden, der mehrere Millionen Euro kostet. Dafür hat sich eine Lenkungsgruppe mit Vertretern aller Parteien ausgesprochen, nachdem ihr die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie präsentiert wurden.
Das Dokument hat die Firma Drees & Sommer verfasst. Kosten: 19.000 Euro, 15.300 Euro davon steuerte die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald bei. Es beinhaltet aber nicht nur Antworten auf die Frage, wo ein Objekt platziert werden kann für Gemeindemitarbeiter, die Grünpflege betreiben und zum Beispiel im Winter Plätze und Straßen von Schnee und Eis befreien. Geprüft wurden auch Erweiterungsmöglichkeiten für den Tennisclub Rot Weiß Havighorst, die Schaffung einer Sportfläche für Jugendliche wie Bolzplatz oder Dirtbahn und eines Dorfgemeinschaftshauses.
Tennisverein soll Chance erhalten, die Anlage zu vergrößern
Die Experten zeigten sechs Varianten für das gemeindeeigene Areal, bei drei von ihnen war der Bauhof im vorderen Bereich hin zur Straße angeordnet. Das ist für die Lenkungsgruppe ausgeschlossen. Rechts von der Zuwegung zum früheren Fußballplatz liegt die Tennisanlage. Der Verein wächst, hat inzwischen mehr als 300 Mitglieder. Er soll die Möglichkeit erhalten, die Anzahl der Außenplätze von fünf auf sieben zu erhöhen und durch einen Hallenausbau einen zweiten Indoorcourt zu bekommen. Dann dürften Teams in der Wintersaison hier auch ihre Heimspiele austragen. „Wir müssen mit dem Verein sprechen, wollen erfahren, was er möchte“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer.
Das Dorfgemeinschaftshaus sieht die Lenkungsgruppe nahe der Straße Am Ohlendiek. Beide Seiten der Zuwegung sind denkbar als Standort. Links vom Durchgang hatte Oststeinbek im vergangenen Jahr ein 7362 Quadratmeter großes Grundstück erworben samt Bungalow: die frühere Anlage des TC Havighorst. Der Tennisclub existiert nicht mehr. In dem Haus hat die Gemeinde derzeit neun Flüchtlinge untergebracht. In den kommenden vier Jahren will man diese Nutzung laut Hettwer beibehalten. Ob es danach abgerissen wird, ist offen. Die maroden Courts sollen der Jugendspielfläche weichen.
Planungsbüro fertigt Entwürfe samt Kostenschätzung für Bauhof
Priorität hat aber der Bauhof, er wird zuerst umgesetzt. Das Planungsbüro fertigt nun Entwürfe und macht eine Kostenschätzung. Hettwer sagt, es werde auch ein zweigeschossiges Gebäude in Betracht gezogen. Im September beschäftigt sich der Ortsbeirat mit den Skizzen und dem Zahlenwerk, wird eine Empfehlung aussprechen. Die Entscheidung obliegt der Gemeindevertretung.
Ein Bauhof-Umzug ist seit 2015 Thema in der Politik, der aktuelle Komplex an der Dorfstraße im Zentrum von Havighorst marode. Dort sind nur noch Werkstatt und Lagerfläche. Zuletzt sprach vieles dafür, dass die Einrichtung mit der benachbarten Feuerwehrwache auf die andere Straßenseite versetzt wird. Oststeinbek erwarb ein 8400 Quadratmeter großes Grundstück. Auch hier wurde eine Machbarkeitsstudie angefertigt. Als die Parteienvertreter von der Kostenschätzung erfuhren, mussten sie schlucken. Mehr als acht Millionen Euro waren allein für den Bauhof veranschlagt. Eine Pfahlgründung wäre erforderlich gewesen. In der Hoffnung, dass es im äußersten Winkel des Ortsteils billiger wird, nahm man schließlich das Gebiet Am Ohlendieck genau unter die Lupe. Ganz nach dem Geschmack der CDU, die sich schon immer für diesen Standort ausgesprochen hatte. „Hier gibt es keine Wohnbebauung, die Gefahr von Lärmbelästigung besteht nicht. Außerdem hat sich der Ersatzbetrieb auf der Fläche schon bewährt“, sagt Fraktionschef Patrick Klose.
Auch die neue Feuerwehrwache wird mit Kredit finanziert
Die Verlegung der Feuerwehr innerhalb des Zentrums ist besiegelt. Bis Ende dieses Jahres steht die Entwurfsplanung, berichtet Hettwer. Bei der Wache werde es wohl auf sechs Millionen Euro hinauslaufen. „Die Wehr benötigt 20 bis 30 Prozent mehr Fläche im Verwaltungstrakt als ursprünglich angenommen.“ In der Studie waren 4,7 Millionen Euro berechnet. Über den Bauhof auf dem Ex-Sportplatz sagt der Bürgermeister: „Meiner Ansicht nach wird er nicht wesentlich günstiger.“ Beide Projekte werden mit Krediten finanziert, das Feuerwehrgerätehaus hat Vorrang. Oststeinbek, viele Jahre schuldenfrei, dreht inzwischen jeden Cent zweimal um. Die Gewerbesteuereinnahmen sind drastisch gesunken, für den Neubau der Grundschule wurde ein Darlehen in Höhe von 15 Millionen Euro aufgenommen.
Auch interessant
- Bargteheide: Weitere Flüchtlingsheime geplant – sechs Flächen im Check
- Stadt bekommt Radweg gratis – eine Partei lehnt Geschenk ab
- Was Deutschlands beste Floristin können muss
Über die Festlegung der Lenkungsgruppe zur Bauhof-Platzierung wird jetzt in den Fraktionen beraten. Thomas Mielcarek (SPD) sagt: „Der hintere Bereich ist für meine Partei die erste Wahl Am Ohlendieck.“ Rudi Hametner von der Wählergemeinschaft fasst die allgemeine Stimmungslage so zusammen: „Die Fraktionen haben sich weitgehend von der Dorfstraße verabschiedet.“ Seine OWG werde die Alternative in Havighorst nicht grundsätzlich blockieren. In der Politik gehöre es dazu, Kompromisse zu machen. „Wir sind nach wie vor dafür, den Bauhof nach Oststeinbek zu verlegen.“ Entsprechende Pläne präsentierte die OWG 2021. Inhalt: Kunstrasenplatz sowie das Sportlerheim am Barsbütteler Weg weichen dem Gebäude und rücken dafür nach Norden zwischen Walter-Ruckert-Halle und Golfanlage. Das wurde abgelehnt. Hametner und seine Mitstreiter haben sich damit abgefunden.
Die Grünen können mit der Sportplatz-Variante in Havighorst ebenfalls leben. Fraktionschefin Petra Grüner: „Es ist die bestmögliche, aber nicht die glücklichste Lösung. Das Gelände liegt niedrig und ist hochwassergefährdet.“ Was sie einfordert: einen nachhaltigen Bau mit Solarmodulen und begrünten Dächern.