Oststeinbek. Projekt in Oststeinbek ist auf der Zielgeraden. Bald ziehen die Grundschüler ein. Aber es kann noch eine dicke Überraschung geben.
Im Zufahrtsbereich auf dem Areal der neuen Grundschule in Oststeinbek hat ein Bagger ein tiefes Loch gegraben. Darin werden jetzt drei 3,50 Meter hohe Betonbehälter untergebracht für die unterirdische Mülllagerung. Container, die vor Kurzem dort standen, sind um einige Meter versetzt. Zwei Handwerker schließen gerade das Abwasser an für den Sanitärbereich in den Metallboxen. Rund 20 Fachkräfte von Unternehmen tummeln sich derzeit auf der Baustelle, machen Tempo, damit nach den Herbstferien hier Erst- bis Viertklässler unterrichtet werden können. 29 Millionen Euro kostet die Luxus-Grundschule inklusive Mobiliar. 1,4 Millionen sind der Gemeinde als Förderung zugesagt, weil der Komplex den KfW-55-Standard hat. Dabei muss es nicht bleiben. Man hofft auf einen Geldsegen.
Denn Bund und das Land Schleswig-Holstein stellen begleitend zur stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 zum Zweck des Ausbaus zunächst rund 186 Millionen Euro bereit. Die Förderquote für Projekte liegt bei bis zu 85 Prozent. Anträge können ab dem 1. September gestellt werden. Es gilt das Windhundprinzip. Das bedeutet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Im Komplex sind für die Beaufsichtigung an Nachmittagen separate Räume. „Die werden jetzt mit eingerechnet von der Architektin“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer mit Blick auf das Dokument, das die Kommune einreichen wird. Darin wird auch die Mensa aufgeführt, ein eigenständiges Gebäude mit 150 Plätzen. Sie ist 880 Quadratmeter groß und kostet rund sieben Millionen Euro.
Oststeinbek: Neue Luxus-Grundschule plötzlich günstiger? Gemeinde hofft auf Geldsegen
Davon einen Großteil erstattet zu bekommen, würde Oststeinbek mehr Spielraum verschaffen, um andere wichtige Dinge zügig umzusetzen wie den Feuerwachenbau sowie den Bauhofumzug im Ortsteil Havighorst. Die Konkurrenz wird groß sein beim Ringen um das Abgreifen von Zuschüssen. So will zum Beispiel auch Nachbar Barsbüttel partizipieren und bei einer Zusage gleich zwei Mensen bauen. Die Kosten sind auf rund 10,6 Millionen Euro geschätzt.
Die neue Essensstätte mit warmen Gerichten in Oststeinbek hat einen sogenannten Sichtestrich, der einen Zentimeter dick ist. Der Belag wird als strapazierfähig, pflegeleicht und extrem langlebig gepriesen. Überall hängen noch Kabel von der Decke, Sanitärbereiche sind schon gekachelt. „Die Küche wird Anfang September geliefert, sodass wir zwei Wochen nach Ende der Sommerferien den Betrieb aufnehmen können“, sagt Maik Reiser, Sachgebietsleiter Hochbau, Bewirtschaftung und Unterhaltung. Eigentlich war geplant, dass Jungen und Mädchen ihre neuen Räume nach der sechswöchigen Pause beziehen und die Erstklässler nicht mehr in der aktuellen Lehranstalt an der Gerberstraße Deutsch und Mathe haben.
Kinder können auf zwei 20 mal 13 Meter großen Tartanfeldern spielen
„Materialien waren nicht so schnell verfügbar wie angedacht. Außerdem gab es novellierte Auflagen der Brandschutzprüfer, was wiederum kleine Umplanungen zur Folge hatte. So wurden etwa die technischen Anforderungen bei der Lüftung erhöht“, berichtet Reiser. Deshalb wird zuerst die Mensa mit ihrem begehbaren Dach genutzt. Sie liegt unterhalb des 4500-Quadratmeter-Komplexes, der in drei Teile gegliedert ist mit jeweils zwei Geschossen. Das in hellem Stein geklinkerte Gebäudeensemble sieht luxuriös aus. Und was man drumherum erblickt, ist auch vom Feinsten.
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Auf dem Spielplatz ist bereits ein Klettergerüst errichtet. Die beiden 20 mal 13 Meter großen Tartanfelder sind mit Toren ausgestattet und von einem vier Meter hohen Zaun umgeben, die oberste Schicht fehlt noch. Ende August wird der Kunststoffbelag gelegt. Wenige Meter weiter sind drei Pavillons mit Sitzmöglichkeiten fertiggestellt. Der Teqballspieltisch wurde auch geliefert, wird aber an anderer Stelle platziert. Am Eingangsbereich der Schule sind die Fahrradständer ohne Dach im Boden verankert, jene mit Schutz vor Regen zumindest erkennbar. Hier müssen die Handwerker noch einige Stunden tätig sein.
Nach den Ferien werden 107 Jungen und Mädchen eingeschult
In der Aula ist inzwischen die Bühne eingebaut, auch dieser Bereich bekommt den Sichtestrich. Nebenan in den Zimmern von Schulleitung und Sekretariat glänzt roter Linoleumboden. Gegen Ende der Sommerferien werden Einbaumöbel gebracht. Derzeit schuften Elektriker, Trockenbauer, Maler, Dachdecker, Fliesenleger und Experten für den Sanitärbereich in der neuen Schule. „Die TGA-Planer sind nun täglich vor Ort, damit die Firmen Ansprechpartner haben“, sagt Reiser. Die Abkürzung steht für Technische Gebäudeausrüstung. Eine erneute Verzögerung will Oststeinbek auf alle Fälle vermeiden.
Befürchtungen, dass das Projekt die 30-Millionen-Euro-Marke knackt, werden sich wohl nicht bestätigen. Bürgermeister Hettwer ist diesbezüglich optimistisch und verweist auf eine neue Baukostenberechnung vom vergangenen Donnerstag. Bestandteil der Aufwendungen sind auch zwei neue Sandplatzcourts für den Tennisclub, weil genau diese Anzahl im Bereich der Baustellenzufahrt weggefallen ist. Nach den Sommerferien werden in Oststeinbek 107 Erstklässler eingeschult und damit wesentlich mehr als in den vergangenen Jahren. Sie sind in fünf Gruppen aufgeteilt. Die Zahl der Lernenden steigt von 310 auf 353. Rund 100 Jungen und Mädchen werden Gebrauch machen von der Nachmittagsbetreuung samt Mensaessen. Die Lehranstalt ist für 450 Kinder ausgelegt.