Oststeinbek. Oststeinbek möchte seit Jahren eine Geschwindigkeitsreduzierung, aber verschiedene Behörden blockieren. Jetzt gibt es Hoffnung.

Die Hartnäckigkeit könnte sich auszahlen. Mehrmals hatte die Gemeinde Oststeinbek für ihre Idee gekämpft, auf der Hauptstraße im Ortsteil Havighorst durchgängig Tempo 30 einzuführen. Stets kassierte sie eine Absage. Nun kommt wieder Bewegung in die Sache. Es bestehen berechtigte Hoffnungen, dass sich das Ansinnen umsetzen lässt. „Der Kreis hat eine vorsichtige Prognose gegeben, dass unser Antrag Erfolg haben könnte“, sagt Damian Schwichtenberg, Fachbereichsleiter Bürgerservice.

Der erneute Anlauf sei unter anderen Voraussetzungen als zuvor unternommen worden. Es gehe jetzt um den Schutz der Bevölkerung vor Lärm, so der Rathausmitarbeiter. Die Dorfstraße geht auf Stormarner Gebiet in die Boberger Straße über und ist zugleich eine Kreisstraße, die mit den Nummern 100 und 23 versehen ist. Am Anfang der Ortsdurchfahrt aus Richtung Oststeinbek kommend gilt auf einem 150-Meter-Abschnitt bereits eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h: von Höhe der Mühle bis Feuerwehrwache und Bauhof, weil die Strecke hier kurvenreich ist. Danach dürfen Autos auf 50 beschleunigen. Bis zur Landesgrenze sind es 850 Meter. Für diesen Bereich soll das Regelwerk geändert werden.

Tempo 30 in Oststeinbek: Gemeinde kämpft – und scheitert immer wieder

Schwichtenberg betont, dass Verwaltung und Politik bei dem Thema auf einer Linie sind und es sich um einen gemeinsamen Wunsch handelt. 2016 ging Oststeinbek erstmals auf die Straßenverkehrsbehörde mit Sitz in Bad Oldesloe zu und holte sich einen Korb. 2022 folgte ein weiterer Antrag. Die Argumente: eine zunehmende Verkehrslast innerhalb der engen Bebauung und schmale Gehwege sowie Gefahren für Radfahrer. Aus jenem Jahr stammt auch eine Verkehrszählung, die die Kreisverwaltung zum Umdenken bringen sollte. Die hatte die Kommune durch einen externen Dienstleister vornehmen lassen. Demnach passieren täglich rund 8400 Fahrzeuge die Dorfstraße. 2017 waren es nur rund 7300.

Die Erklärung reichte nicht aus. Im Januar des vergangenen Jahres erhielt Bürgermeister Jürgen Hettwer diese Nachricht: abgelehnt. Das akzeptierte Oststeinbek nicht, legte prompt Widerspruch gegen den Bescheid ein, nannte zudem eine Gemeinde aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde, wo Tempo 30 eingeführt wurde zur Erhöhung von Verkehrssicherheit und Lebensqualität. Nach dem Motto: Was woanders geht, muss doch auch bei uns möglich sein. Im Sommer gab es die Rückmeldung und damit die nächste Abfuhr. Sowohl die Polizeidirektion Ratzeburg als auch der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein sähen kein erhöhtes Gefahrenpotenzial, hieß es in der Begründung. Das wurde mit diesen Zahlen untermauert: sieben registrierte Verkehrsunfälle von Januar 2019 bis Dezember 2022. Bei keinem war Geschwindigkeit die Ursache.

Tempo 30 in Oststeinbek: Kreisbehörde hat inzwischen eine Lärmmessung veranlasst

Der Ortsbeirat nahm das Thema sofort wieder auf. Der Wunsch, erneut in den Dialog mit der Straßenverkehrsbehörde zu treten, wurde im September vom Bauausschuss bestätigt. Anfang 2024 reichte die Verwaltung den novellierten Antrag ein – mit Schwerpunkt Lärmschutz. Der Kreis hat inzwischen eine entsprechende Messung veranlasst, die vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein durchgeführt wird. Das bestätigte der zuständige Mitarbeiter auf Anfrage dieser Redaktion. Das Ergebnis liege ihm noch nicht vor. Sollte Oststeinbek Erfolg haben, werden laut Schwichtenberg Tempo-30-Schilder mit dem Zusatzzeichen Lärmschutz aufgestellt.

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Oststeinbek ist mit der Behörde in Bad Oldesloe in regem Austausch auch wegen einer anderen Verkehrsangelegenheit. Die Kommune möchte sich einen Blitzer anschaffen und Raser in eigener Regie sanktionieren. Das funktioniert, wenn man mit dem Kreis einen öffentlich-rechtlichen Vertrag schließt – und wurde auch in Aussicht gestellt. Hettwer fragte in Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Großhansdorf und beim Amt Siek an zwecks einer Kooperation. So wollte es die Politik. Das Prinzip lautet Blitzer-Sharing. „Alle haben Interesse“, berichtet der Rathauschef. Er wurde vor geraumer Zeit informiert, dass die Sache Thema im Ordnungsausschuss am 12. September sein soll. Inzwischen ist der Kreis zurückgerudert, hat der Gemeinde mitgeteilt, dass man einen Antrag ablehnen würde. Der Mitarbeiter hatte Rücksprache mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein gehalten und kam dadurch zu dieser Bewertung.

Tempo 30 in Oststeinbek – Gemeinde fordert: Der Kreis soll bei uns Raser blitzen

Oststeinbek hatte ein Gerät mit dem Namen „SemiStation“ favorisiert. Dieses misst in beide Richtungen, hat schusssicheres Panzerglas zum Schutz vor Vandalismus, Schlag- und GPS-Bewegungsmelder, eine automatische Löschanlage sowie eine Batterie, deren Akku bis zu zwei Wochen durchgängigen Betrieb ermöglicht. Es kostet 270.000 Euro plus 10.000 pro Jahr für die Versicherung. Die Miete beträgt per anno 90.000 Euro inklusive Servicepaket sowie Datenfernanbindung. Oststeinbek hätte die Pachtvariante gewählt und das Bearbeiten von Bußgeldbescheiden für andere Kommunen erledigt. Auf die Idee war man gekommen, weil der Kreis seine Geschwindigkeitsmessanlage nicht in Oststeinbek positioniert. Grund: Hier gibt es keinen Unfallschwerpunkt. „Wir werden jetzt beantragen, dass dieses Gerät trotzdem bei uns aufgestellt wird“, sagt der Bürgermeister.