Elmenhorst. Abfallwirtschaft Südholstein bietet „Unterflursysteme“ an. Dabei werden Behälter im Boden platziert. Neues Waschfahrzeug im Test.

Die Baugenossenschaft Sachsenwald mit Sitz in Reinbek ist der erste Kunde in Stormarn, der von dem neuen Angebot der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) Gebrauch machen wird. Sie setzt bei ihren Geschosswohnungen am Baumschulenweg demnächst auf sogenannte Unterflursysteme. Das sind große Sammelbehälter für Restmüll, Papier, Verpackungen oder Bioabfall, die im Boden platziert werden. Somit verschwinden die voluminösen Container aus dem Straßenbild – in Sachen Optik ein großer Pluspunkt. Doch es gibt noch weitere Vorteile. Auch deswegen hat das kommunale Unternehmen weitere Anfragen aus der Wohnungswirtschaft aus Bargteheide und Reinfeld. „Die Zukunft der Abfallentsorgung liegt sozusagen unter der Erde“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel.

Kleine Einwurfsäule ist für Rollstuhlfahrer geeignet

Das Prinzip funktioniert so: In den Boden wird ein Schacht gegraben, dessen Größe je nach Fassungsvermögen des Behälters variiert – zwei, drei, fünf oder sechseinhalb Kubikmeter. Auf jenem ist eine Einwurfsäule fest installiert, die oberirdisch zu sehen ist. Sie besteht aus verzinktem Stahl und hat eine niedrige Einwurfhöhe, sodass auch Rollstuhlfahrer keine Probleme haben, den Müll dort hinein zu schmeißen. Müssen die Behälter geleert werden, rückt ein Lkw mit Kran an. Mithilfe eines Joysticks zieht der Fahrer diese aus der Erde. Während des Vorgangs schließt eine Sicherheitsplatte das betonierte Loch.

Der Schacht mit beim Leeren mit einer Platte abgedeckt
Der Schacht mit beim Leeren mit einer Platte abgedeckt © HA | René Soukup

„Bei diesem System wird die Geruchsbelästigung minimiert“, sagt Lars Gottschalk, bei der AWSH der Fachmann auf diesem Gebiet. Was noch dafür spricht: In die Einfüllklappe passen nur kleinere Gegenstände und keine Kartons, die nicht zerrissen sind. So wird der Behälter optimal ausgenutzt. Zudem ist die Klappe nur mit einem Schlüssel zu öffnen. Menschen, die nicht in den Häusern wohnen, zu denen die Container gehören, haben also keine Möglichkeit, Abfall darin zu entsorgen.

Auch Einfamlienhäuser könnten ausgestattet werden – aber das ist teuer

In Geesthacht im Kreis Herzogtum Lauenburg hat die AWSH so ein Projekt schon verwirklicht, in Mölln soll ein zweites am 1. September an den Start gehen. Gottschalk ist für den Vertrieb zuständig, sagt: „Das Unterflursystem ist insbesondere für Häuser mit vielen Wohneinheiten, den öffentlichen Bereich und Gewerbebetriebe geeignet.“ Die Baugenossenschaft Sachsenwald habe am Baumschulenweg mit zehn Schächten geplant.

Natürlich kann auch jeder Eigentümer eines Einfamilienhauses auf unterirdische Abfallcontainer umstellen. Doch das ist nicht günstig. Vier Schächte und die Behälter in der größtmöglichen Variante kosten im Schnitt rund 10.000 Euro. Der Preis kann variieren, je nachdem, wie intensiv die Tiefbauarbeiten durch die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit sind. Die Abfallentgelte beim neuen System sind laut AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke minimal höher.

Neues Waschfahrzeug reinigt bis zu 270 Behälter am Tag

AWSH-Mitarbeiter Dellef Siemers zeigt das neue Waschfahrzeug
AWSH-Mitarbeiter Dellef Siemers zeigt das neue Waschfahrzeug © HA | René Soukup

Innovativ ist die Abfallwirtschaft Südholstein, die ihren Sitz in Elmenhorst hat, 110 Mitarbeiter beschäftigt und bei einem Jahresumsatz in Höhe von 38 Millionen Euro liegt, auch in einem anderen Bereich. Sie probiert gerade ein 300.000 Euro teures Waschfahrzeug aus Österreich aus. Bisher hatte eine externe Firma die Mülltonnen, von denen das Unternehmen immerhin 350.000 besitzt, mit mehr Personalaufwand als jetzt gereinigt. Beim sogenannten MRA 1300 ist nur eine Person erforderlich.

Das Fahrzeug ist für sechs Monate gemietet samt Kaufoption. Derzeit überlegt Geschäftsführer Kissel, ob man damit Kunden die Reinigung ihrer Mülltonnen als zusätzliche Einnahmequelle anbietet. Allein durch die Säuberung der Behälter auf den Recyclinghöfen Elmenhorst und Bad Oldesloe ist das schwere Gerät zu 60 Prozent ausgelastet.

Gefahren und bedient wird es von Detlef Siemers. Der 48-Jährige hat in den vergangenen Wochen Testfahrten in Ahrensburg, Bad Oldesloe, Glinde und Bargteheide gemacht und die Tonnen von Kunden kostenlos optisch auf Vordermann gebracht. „Die Resonanz war positiv“, sagt Siemers.

Das Fahrzeug kann zwei Mülltonnen jeglicher Größe parallel waschen. Auch Container passen. Der Vorgang dauert zwischen 70 Sekunden und zwei Minuten bei einer Temperatur bis zu 60 Grad. Im Lastwagen befinden sich 1200 Liter Wasser für die Reinigung. Durch zwei Filter gelangt der Schmutz in eine 240-Liter-Tonne, die im Fahrzeug eingehängt ist. Der Technikraum hinter dem Fahrerabteil ist mit einer Heizung ausgestattet, die mit Diesel betrieben wird. Im optimalen Fall schafft Siemers 270 Behälter am Tag. Stötefalke sagt: „Die Sache scheint auch gut für unsere Kunden zu sein.“