Barsbüttel. Kreisstraße 29 wird im Barsbütteler Ortsteil Stemwarde mindestens drei Monate saniert. Es gibt heftige Kritik an Planung des Projekts.

Bis zu drei Millionen Euro kostet die Sanierung der Kreisstraße 29 in Barsbüttel. Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt sollen rund vier Wochen dauern und am 23. August abgeschlossen sein. Von Am Bondenholz in Richtung Willinghusen bis zur K80 wird die Fahrbahndecke in zwei Schichten mit zusammen zehn Zentimeter Stärke erneuert. Es kommt zu Vollsperrungen, Anlieger wurden informiert. „Schwierigkeiten gibt es nicht“, sagt Joachim Germer von den Grünen, ein Experte in Verkehrspolitik. Das sieht bei der zweiten Phase, die sich über mindestens drei Monate erstreckt, anders aus. Im Ortsteil Stemwarde sind Bürger entsetzt, weil sie mit ihren Autos nicht auf die Grundstücke kommen oder diese nicht verlassen können. Sie kritisieren die Kreisverwaltung, hätten sich gewünscht, dass man sich ihre Sorgen und Nöte anhört.

Die Betroffenen wohnen an der Lüttkoppel sowie an der Bahnhofstraße. Einer von ihnen ist Holger Rump, Inhaber einer Praxis für klinische Hypnose in Reinbek. Der 71-Jährige war früher Bürgervorsteher in Barsbüttel, in der SPD und zuletzt für die CDU aktiv. 2008 verabschiedete er sich aus der Kommunalpolitik, hat das Parteibuch abgegeben. „Ich hatte am 11. Juli ein Gespräch mit Bürgermeister Thomas Schreitmüller, der wusste aber genauso wenig wie wir“, sagt Rump. Er hat dem Verwaltungschef einen Zettel in die Hand gedrückt mit vielen Fragen und gebeten, diesen an die Behörde in Bad Oldesloe weiterzuleiten.

Sanierung K29 in Barsbüttel: Kommen Anlieger monatelang nicht auf ihre Grundstücke?

Unter Punkt acht heißt es: „In der dann vollgesperrten Bahnhofstraße gibt es ein Autohaus, einen Garten- und Landschaftsbau, eine Reitschule, einen Malereibetrieb und eine Firma für Schadstoffsanierung; in der Lüttkoppel zwei Garten- und Landschaftsbaubetriebe. Wie gedenken Sie, die Erreichbarkeit von Kunden beziehungsweise das Beladen von den Betriebsfahrzeugen zu gewährleisten?“ Wovon alle in Kenntnis gesetzt sind: Der 1,4 Kilometer lange Abschnitt zwischen K80 und L222 ist über die komplette Bauzeit für den Durchgangsverkehr gesperrt. „Wie der Linienbusverkehr ablaufen soll, ist nicht klar. Eine Anfrage beim HVV wurde bisher nicht beantwortet“, so Rump.

Barsbüttel
Die K29 wird in Stemwarde auf 1,4 Kilometer Länge grunderneuert. © René Soukup | René Soukup

Auch Monika Rienau-Witt hat versucht, Informationen einzuholen und vor wenigen Tagen den zuständigen Mitarbeiter der Kreisverwaltung angerufen. „Er konnte mir nicht sagen, zu welchen Zeiten wir nicht rauskommen. Wir sollen ungefähr eine Woche vor Beginn der Maßnahme von der Baufirma Bescheid bekommen.“ Rienau-Witt wohnt mit ihrer 90 Jahre alten Mutter unter einem Dach, die dreimal am Tag einen Pflegedienst in Anspruch nimmt. Die Mitarbeiter des Betriebs müssen ihre Fahrzeuge phasenweise irgendwo im Ort abstellen und den Rest der Strecke zu Fuß bewältigen. Über den Rad- und Gehweg entlang der K29 sind die Grundstücke immer erreichbar. Die 55-Jährige wollte gegen den Kreis klagen. „Ich bin bei einem Anwalt gewesen, der hat mir davon abgeraten.“

Sanierung K29 in Barsbüttel: In Stemwarde wird Straße auf 55 Zentimeter Stärke grunderneuert

Auch Anlieger der beiden Straßen müssen alternative Stellplätze suchen, um stets mit dem Auto zum Einkaufen oder zur Arbeit zu gelangen. „So viele Parkmöglichkeiten sind in Stemwarde nicht vorhanden, mancherorts gelten Halteverbotszonen“, sagt Rump. Allein in der Lüttkoppel gebe es 35 Fahrzeuge. „Die Planungen sind leider am Grünen Tisch gemacht worden“, moniert der Heilpraktiker. Ginge es nach ihm, hätte man die Sanierung mit nur halbseitiger Sperrung vorgenommen. Dem stimmt Jessica Rathje zu. Sie macht ab September mit ihrer Tochter Polly (16 Monate) Eingewöhnung bei einer Tagesmutter in Glinde. Danach steigt die 36-Jährige wieder in den Job ein. Ihr Arbeitsplatz ist in Poppenbüttel. „Da bin ich auf das Auto angewiesen.“

In Stemwarde, wo es Ende August oder Anfang September losgehen soll, sind die Arbeiten umfangreicher als beim ersten Bauabschnitt. Hier wird die Kreisstraße 29 auf 55 Zentimeter Stärke grunderneuert. Im Detail gestaltet sich das so: 33 Zentimeter Frostschutz-, zwölf Asphalttrag-, sechs Asphaltbinder- sowie vier Asphaltdeckschicht. Die Sanierung in dem Ortsteil ist in zwei Phasen unterteilt. Der Bauablaufplan der Kreisverwaltung sieht vor, mit der Strecke vom Wirtschaftsweg bis L222 zu beginnen. Danach wird von der K80 bis zum Wirtschaftsweg abgefräst.

Sanierung K29 in Barsbüttel: Baufirma will Projekt spätestens am 15. Dezember beenden

Die Baufirma kann nach Angaben der Kreisbehörde noch umdisponieren und selbst festlegen, an welcher Stelle sie startet. Die Arbeiter werden womöglich bis in den Dezember vor Ort sein. „Dann kommen wir in die mögliche Frostperiode hinein. Vielleicht kann nicht weitergearbeitet werden, und es zieht sich unter Umständen bis in das Frühjahr“, sagt Rump. Der zuständige Mitarbeiter in Bad Oldesloe sagte auf Anfrage dieser Redaktion, Vollsperrungen für Anlieger gebe es je nach Bauablauf. Und wie bewertet er den Vorschlag, während der Sanierung den Verkehr über eine Spur zu regeln? „Aus Gründen der Arbeitssicherheit ist das unmöglich, würde nach den geltenden Vorschriften nicht gehen. Die Straße ist zu schmal.“

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Klaus-Jürgen Krüger (SPD) hat in seiner Funktion als Ortsbeiratsvorsitzender am Donnerstag an einem Treffen teilgenommen mit jeweils einem Vertreter der Kreis- und Gemeindeverwaltung sowie dem Projektleiter. Er sagt: „Die Einschränkungen halten sich in Grenzen, Anlieger werden bei der Asphaltierung acht bis zwölf Tage am Stück nicht mit dem Auto von ihren Grundstücken kommen. Während der Fräsarbeiten ist das stundenweise der Fall.“ Spätestens am 15. Dezember wolle die Baufirma durch sein mit dem Projekt. Und sie werde in ein bis zwei Wochen einen detaillierten Ablaufplan vorlegen. „An die Haushalte werden Flyer verteilt mit Ansprechpartnern des Unternehmens“, so Krüger.

Bei einer Sache haben die Anlieger von Lüttkoppel und Bahnhofstraße Gewissheit: An Tagen, wo die Müllabfuhr nicht bis in die beiden Straßen kommt, holen Mitarbeiter der Baufirma die Tonnen vor der Tür ab, bringen sie zu einem Sammelpunkt und wieder zurück.