Reinbek. Nicht allein das Wetter ist der Grund für den Stopp bei den Sanierungsarbeiten in Reinbek. Auch die Pionierbrücke weist Baumängel auf.

Schon vor 14 Jahren gab es Streit um die Holländerbrücke in Reinbek, die Hinschendorf über die Hamburger Straße hinweg mit dem Einkaufszentrum rund um den Täbyplatz verbindet. Die aktuelle Sanierung, die auch schon wieder länger als ein Jahr andauert, ist vor allem eine Beseitigung von Baumängeln. Anwohner haben dieser etwa 98 Meter langen Fußgängerverbindung auf Facebook zum Jahrestag sogar ein Ständchen gesungen: Dabei könnte jetzt alles ganz schnell gehen – geht es aber nicht.

„Sobald die Arbeiten wieder losgehen, können sie wohl binnen eines Monats abgeschlossen werden“, sagt Bürgermeister Björn Warmer in einem Gespräch mit dem Reinbeker Bundestagsabgeordneten Martin Habersaat (SPD).

Holländerbrücke: Streit mit der Baufirma um Sanierungskosten

Das ist daher interessant, weil die Verbindung seit Beginn der Sanierung gesperrt ist. Und auch die Autofahrer ärgern sich, da sie seitdem per Ampel im Wechsel einspurig unter der Brücke durchgeleitet werden. Der Zeitpunkt stehe allerdings nicht fest, sagt Warmer, weil es „rechtliche Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Bauunternehmung“ gebe.

Wie jetzt? Hieß es nach Überschreitung des zuerst angekündigten Fertigstellungstermins im Oktober 2023 nicht immer, das schlechte Wetter sei schuld an den Bauverzögerungen? Und jetzt streitet man sich schon wieder vor Gericht um das Bauwerk? Bereits vor 14 Jahren hatte die Firma das Bauwerk geplant und errichtet. Nachdem die Stadt Reinbek die Brücke nie abgenommen hatte, stritten sich die Parteien jahrelang vor Gericht. Schließlich sprach das Landesgericht in Schleswig 2020 der Stadt in zweiter Instanz Schadensersatz in Höhe von 498.000 Euro zu.

Holländerbrücke
Zum Ärger einiger Autofahrer ist eine Fahrbahn unter der Holländerbrücke immer noch gesperrt, obwohl sich dort auf der Baustelle scheinbar nichts tut. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Ein Gerichtsgutachten hatte ergeben, dass bereits bei der Planung Fehler gemacht worden waren, vor allem aber die Baumängel in der Stahlkonstruktion beim Korrosionsschutz bestätigt. Diese Summe von knapp einer halben Million Euro sollte für die Sanierung ausreichen, hieß zum Baubeginn 2023 aus dem Reinbeker Tiefbauamt.

Wer hat welche Vertragsfristen gebrochen?

Bürgermeister Björn Warmer und der zuständige Mitarbeiter im Tiefbauamt sind beide im Urlaub. Deshalb antwortet Michael Vogt, der kommissarisch das Bauamt leitet. „Nein, es geht nicht um eine Gerichtsverhandlung oder eine Klage“, sagt er. „Sondern um Vertragsfristen. In diesen Zeiten ist es leider nicht ungewöhnlich, dass sich Baufirmen und Auftraggeber um Fristen streiten. Darum geht es eigentlich: Wer hat wann was an Verzögerungen verschuldet.“ Dies wirke sich dann auf die Kosten aus.

Vom Ausgang der Gespräche hänge es nun auch ab, wann die Arbeiten fortgesetzt werden, erklärt Vogt. Er bestätigt, dass nur noch zehn Prozent der Arbeiten ausstehen. Theoretisch könnten die Schulanfänger aus Hinschendorf also sicher zu Fuß zur Einschulung kommen, vorausgesetzt man einigt sich rechtzeitig.

Auch Mängel an der Pionierbrücke

Auch an der neuen Pionierbrücke zwischen Reinbek und Bergedorf sind Baumängel festgestellt worden. Die ausführende Baufirma habe dies bestätigt und werde die Holzelemente komplett auf eigene Kosten austauschen. Dafür muss die Brücke erneut gesperrt werden – aus Naturschutzgründen ist dies nur vom 1. Oktober 2024 bis 28. Februar 2025 möglich. Noch ist die Brücke also passierbar.