Bargteheide. Bauausschuss in Bargteheide verweigert Abwägung der Potenzialflächen. Was für und gegen die Vorschläge der Verwaltung spricht.
Eigentlich hatte Bargteheides Bürgermeisterin Gabriele Hettwer erwartet, in der letzten Sitzung des Bauausschusses vor der Sommerpause Hinweise zu bekommen, wo sich die Stadtvertreter die Ansiedlung einer weiteren Unterkunft für Flüchtlinge vorstellen können. In einer ausführlichen Vorlage hatte die Stadtverwaltung sechs Standorte aufgelistet, die sich aus ihrer Sicht dafür anbieten würden.
Zu einer Abwägung dieser Vorschläge ist es allerdings nicht gekommen. SPD, CDU und Grüne meldeten plötzlich weiteren Beratungsbedarf an. Außerdem habe in der Liste ja das von der Stadt erst kürzlich gekaufte ehemalige Hotel Papendoor gefehlt.
Bargteheide: Weitere Flüchtlingsheime geplant – sechs Flächen im Check
„Es ging in unserer Vorlage um Potenzialflächen für den Neubau von Unterkünften, nicht um Bestandsbauten. Deshalb hat mich dieses Argument doch sehr verwundert“, sagte Hettwer unserer Redaktion. Dass die Politik hier so zögerlich agiere und dieses wichtige Thema um viele Wochen vertage, sei für sie nicht nachvollziehbar.
„Wir haben schon jetzt Zuweisungszahlen, die auf dem Niveau des Vorjahres liegen“, begründete die Rathauschefin ihr Unverständnis. Zwar könne die Stadt mit den kürzlich vollendeten Unterkünften am Haferkamp für bis zu 24 Personen und an der Alten Landstraße für bis zu 56 Personen ihre Unterbringungsquoten für das laufende Jahr voraussichtlich erfüllen. Dennoch bestehe für die kommenden Jahre mit Blick auf die eskalierenden Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen weiterer Handlungsbedarf.
Flüchtlingsheime Bargteheide: Auswahl der Standorte bislang ohne Priorisierung
Hettwer geht nicht davon aus, dass die verschärften Grenzkontrollen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft die Migration von Schutzsuchenden nachhaltig eindämmen wird. „Damit wir nicht wieder ins Hintertreffen bei der Schaffung von Quartieren kommen, ist es wichtig, vorausschauend weitere Potenzialflächen zu evaluieren und zu bewerten“, so die Verwaltungschefin. Mittelfristig soll eine weitere Unterkunft mit Platz für mindestens 24 Flüchtlinge entstehen. Orientiert an den Gebäuden am Haferkamp mit der Option, sie perspektivisch als öffentlich geförderten Wohnraum nutzen zu können.
Nachvollziehbarerweise seien nicht alle Potenzialflächen gleichermaßen gut geeignet für die Unterbringung Schutzsuchender. Es gebe Vor- und Nachteile, die eben gut abgewogen werden müssten. „Deshalb beinhaltet die vorgelegte Liste bislang auch keinerlei Priorisierung seitens der Stadtverwaltung“, erklärt Gabriele Hettwer. Beurteilt werden sollen von der Kommunalpolitik zwei Baulücken, zwei Grünflächen, eine bislang unbeplante Baufläche sowie eine zu überplanende Fläche, auf der sich momentan noch Bestandsbauten befinden.
Flüchtlinge Bargteheide: Beide Baulücken sind für eine Wohnbebauung vorgesehen
„Die Baulücke am Erich-Kästner-Weg ist laut gültigem Bebauungsplan mit wohnbaulichen Festsetzungen versehen“, sagt Sven Dutschmann, Fachbereichsleiter Bauen im Rathaus. Hinzu komme, dass die Erschließung für Regen- und Schmutzwasser bereits erfolgt sei. „Mit den Festsetzungen könnten hier zwei Gebäude mit einer ähnlichen Größe wie am Haferkamp entstehen“, so Dutschmann.
Auch die Baulücke Fischbeker Weg an der Einmündung in die Straße Am Krögen ist laut B-Plan bereits für eine Wohnbebauung vorgesehen. Dort fehlt bislang aber die Erschließung für Regen- und Schmutzwasser, was zusätzliche Kosten verursachen würde. Außerdem müsste durch die Lage ein Knickdurchbruch erfolgen, was seitens der Unteren Naturschutzbehörde genehmigungspflichtig wäre. Überdies wäre es notwendig, in dem Gebäude besondere Schallschutzmaßnahmen umzusetzen.
Areal an Straßenmeisterei soll als Wohngebiet entwickelt werden
„Die Grünflächen an der Alten Landstraße zwischen dem Friedhof und der Pferdeklinik sind im Flächennutzungsplan ebenfalls als Wohnbaufläche ausgewiesen“, sagt Dutschmann. Etwas schwieriger stellt sich die Lage bei der Grünfläche an der Ostpreußenstraße dar. Dort ist sogar ein zwei- oder dreigeschossiger Wohnungsbau denkbar, weshalb sich das Grundstück für eine Flüchtlingsunterkunft eher nicht eignet. Zumal auch noch das Wegerecht für einen privaten Eigentümer berücksichtigt werden müsste.
Das Areal westlich des Fischbeker Wegs, nördlich der bereits vorhandenen Bebauung, südlich der Straßenmeisterei Lübecker Straße und östlich der L82 (Lübecker Straße) ist ein bislang unbeplanter Bereich, der momentan als gemischte Baufläche festgesetzt ist. „Die Grundstücke befinden sich im Eigentum der Stadt Bargteheide und haben eine Gesamtgröße von 36.800 Quadratmetern“, weiß Dutschmann. Wegen ihrer Größe und ihrer Lage sollen sie nach Fertigstellung einer Verbindungsstraße allerdings als Wohngebiet entwickelt werden.
Auch interessant
- Barsbüttel: Erste Vollsperrung für Sanierung der K29 schon ab 26. Juli
- Ahrensburg: Aus für HVV hop – jetzt sollen wieder mehr Busse fahren
- Hecken ragen auf Geh- und Radwege: Für Anlieger gelten aber strenge Regeln
Flüchtlinge Bargteheide: Kurzfristig 7000 Quadratmeter verfügbar
„Denkbar wäre aber, einen Teilbereich der Fläche westlich des Fischbeker Wegs für eine dreigeschossige Wohnbebauung mit Staffelgeschoss auszuweisen. Auf diese Weise könnten kurzfristig bis zu 7000 Quadratmeter Wohnfläche für Flüchtlinge und andere Wohnungssuchende entwickelt werden“, führt Sven Dutschmann aus.
Bei der sechsten Fläche am Nelkenweg 19 bis 23 handelt es sich um die Seniorenwohnanlage, in der schon heute mehrere Flüchtlingsfamilien untergebracht sind. Wie bereits berichtet, sollen die beiden zweigeschossigen Wohnblöcke vorbehaltlich des Ergebnisses einer Lebenszyklusanalyse entweder saniert oder entmietet und anschließend abgerissen werden. Letztere Option würde den Weg freimachen für einen dreigeschossigen Neubau mit Staffelgeschoss. „Hierdurch könnte weiterer öffentlich geförderter Wohnraum geschaffen werden, den die Stadt ebenfalls dringend braucht“, umriss der Bauamtsleiter eine mögliche Perspektive für das Quartier.