Bargteheide. Bargteheide hat das Hotel gekauft. Scharfe Kritik gibt es für das Vorhaben nicht nur vom Chef der Kaufleute. Was jetzt geplant ist.
- Ehemaliges Hotel Papendoor wird Flüchtlingsunterkunft
- Bis zu 40 Schutzsuchende sollen hier Platz haben
- Kritik kommt nicht nur vom Chef der Kaufleute
Wenige Tage vor der Übergabe der Notunterkunft für 56 Schutzsuchende an der Alten Landstraße Mitte dieser Woche hat sich die Stadt Bargteheide die Option für ein weiteres Flüchtlingsquartier gesichert. Wie aus einer Vorlage für den Finanz- und Wirtschaftsausschuss am Mittwoch, 5. Juni, hervorgeht, wurde bereits am 22. Mai das Hotel Papendoor erworben. „Das Gebäude in der Lindenstraße 1 ist uns zum Kauf angeboten worden, diese Gelegenheit haben wir genutzt“, sagt Bargteheides Bürgermeisterin Gabriele Hettwer ohne einen konkreten Kaufpreis zu nennen.
Da angesichts der unvermindert andauernden kriegerischen Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine im Laufe des Jahres mit weiteren Zuweisungen seitens des Kreises zu rechnen sei, bedeute die Immobilie eine wichtige Reserve bei der Schaffung weiterer Unterbringungskapazitäten.
Bargteheide: Ehemaliges Hotel Papendoor bietet Platz für bis zu 40 Schutzsuchende
Dies umso mehr, als das Hotel samt der vorhandenen Möblierung übernommen worden ist. „Dort könnten bis zu 40 Menschen untergebracht werden“, so Hettwer. Eine Belegung erfolge aber erst, wenn kein anderer Wohnraum zur Verfügung stehe. Das Papendoor soll jedoch schon zum 1. Juli übernommen werden.
Damit endet für den 1971/1972 entstandenen, ersten reinen Zweckbau in Bargteheide eine knapp 52 Jahre währende Ära als klassischer Hotelbetrieb. Bei seiner Eröffnung galt das Projekt der Eheleute Margot und Heinz Wacker, die in Bargteheide auch den ersten Discounter (Nordring) an der Alten Landstraße betrieben und später das Landhaus Lüneburg, aka Villa Hemsen, An den Stücken nahe dem Bahnhof bewohnten, als Luxus-Herberge.
Papendoor-Herberge in Bargteheide bietet 25 Zimmer mit insgesamt 38 Betten
Alle 25 Zimmer mit insgesamt 38 Betten waren schon damals mit Dusche, WC, Telefon, Radio samt Digitaluhr und einem französischen Balkon ausgestattet. Und wer an der Rezeption einen Extra-Obolus entrichtete, durfte sogar einen Fernseher ausleihen. Zudem standen den Gästen ein Restaurant, ein separater Frühstücksraum, eine Bar, eine Sauna, ein 8 x 5 Meter großer Pool und eine Tiefgarage zur Verfügung. Zum gediegenen Ambiente zählten überdies teakgetäfelte Decken, erlesene Fliesen und feine Teppichböden. Blickfang in der repräsentativen Hotellobby war ein 200 Jahre alter Postschrank, der unter anderem als Telefonzentrale des Papendoor diente.
Von dieser Pracht ist über die Jahre trotz Malerarbeiten in einigen Räumen aber nicht viel geblieben. Zuletzt galt das Papendoor vor allem als preiswerte Unterkunft für Handwerker und Geschäftsreisende. Dass sich in dem einstigen Schmuckstück einmal zahlreiche Prominente wie Pierre Brice, Thomas Fritsch, Michaela May und Julia Biedermann für ihre Auftritte im nahen Kleinen Theater gleich um die Ecke eingemietet hatten, davon zeugten zuletzt nur noch signierte Autogrammkarten.
Flüchtlingsunterkunft in Bargteheide: „Politischer Sprengstoff“ und „Steilvorlage für die AfD“
Die Umwidmung des Papendoors in eine Flüchtlingsunterkunft sorgt unterdessen schon für erste giftige Kommentare in den sozialen Netzwerken. „Die bitter benötigten Handwerker schmeißt ihr raus, damit dort irgendwann mal Flüchtlinge einziehen können?“, fragte ein User. Ein anderer witterte neuen „politischen Sprengstoff“ und „Steilvorlagen für die AfD“.
In jedem Fall steht die Stadt Bargteheide ab Ende Juni nun ganz offiziell ohne Hotel da. Denn abgesehen von dem Motel am Redder, unweit des neuen Famila-Einkaufszentrums, gibt es dort keine größere Herberge mehr. Ein Manko, das auch Wolfgang Sarau kritisch sieht. „Eine wachsende Stadt mit fast 17.000 Einwohnern, die weltoffen sein will, sollte wenigstens über ein Hotel verfügen“, sagt der Vorsitzende des Rings Bargteheider Kaufleute (RBK).
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Fortan könnten Touristen in „Stormarns lebendiger Stadt“, so die plakative Selbstzuschreibung, nur noch schwer eine Bleibe für die Nacht finden und würden in der Mehrzahl allenfalls „durchrauschen“, ohne länger zu verweilen und etwas mehr Geld in den lokalen Geschäften zu lassen. Womit der Stadt nicht zuletzt notwendige Steuereinnahmen verloren gingen.
Es sei aber auch für die Bewohner selbst von Nachteil. „Wer auswärtige Gäste für runde Geburtstage, Hochzeiten oder andere Familienfeiern unterbringen will, muss nun wieder nach Ahrensburg oder Hammoor ausweichen. Das ist nicht unbedingt werbewirksam“, so der Sprecher der Bargteheider Gewerbetreibenden.