Bad Oldesloe. Wählergemeinschaft FBO in Bad Oldesloe sieht massive Benachteiligung im Vergleich zum Süden – und stellt etliche Forderungen.

Seit 1999 ergänzt das Anrufsammeltaxi (AST) das System des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Kreis Stormarn und hat sich seitdem zu einer festen Größe als Verkehrsmittel für die Gemeinden im ländlichen Raum entwickelt. Dort, wo es keinen regelmäßigen Busverkehr gibt, sorgt das AST für eine Grundversorgung. Die sollte nach Ansicht des Kreistagsabgeordneten Matthias Rohde von Wählergemeinschaft für Bad Oldesloe (FBO) jetzt deutlich aufgewertet werden. „Es ist höchste Zeit, die über Jahrzehnte praktizierte Vernachlässigung des Nordkreises zu beenden und den Bedürfnissen der dort lebenden Bürger so zu entsprechen wie denen in der Südhälfte“, begründete Rohde seinen Vorstoß.

In einem umfangreichen Maßnahmenkatalog hat Rohde jetzt dargelegt, wie er sich die nachhaltigen Verbesserungen konkret vorstellt. So soll der Angebotstakt für die AST-Linien 8119, 8129 und 8139 in den kommenden drei Jahren schrittweise und analog zu den Angeboten im Südkreis auf zwei Bedienungen pro Stunde an Werktagen und eine Bedienung an Sonn- und Feiertagen ausgeweitet werden. Das Gleiche gelte für den täglichen Bedienungszeitraum.

HVV: Anrufsammeltaxis – Ist Stormarns Norden abgehängt?

Für Fahrten in Ortsteile und ins Umland der Städte sollen als Ausgangspunkt künftig möglichst alle Haltestellen in den Städten genutzt werden. Für das Stadtgebiet Bad Oldesloe fordert Rohde zumindest die Haltestellen Segeberger Straße, Am Steinfelder Redder/B75, Am Tegel, Hanelanden, Birkenkamp, Teichkoppel.

Um die Attraktivität des AST zu steigern, müssten sich die Abfahrtszeiten verstärkt am Fahrplan der Bahnhalte und überregionalen Verbindungen orientieren. Momentan bestehe zu Zugverbindungen kein Anschluss. Zudem sollten verbesserte Angebote in jedem Haushalt im Bediengebiet aktiv beworben werden.

Anrufsammeltaxis: Ungleichbehandlung wird laut FBO immer offensichtlicher

„Die so oft beschworene Verkehrswende wird es ohne attraktive Angebote im ÖPNV nicht geben“, sagt Rohde. Es könne nicht sein, dass die Ungleichbehandlung zwischen Nord und Süd immer weiter fortgeschrieben werde, moniert der Mann von der FBO. Bestes Beispiel sei die geplante Ausweitung des On-Demand-Dienstes HVV hop im Umland von Trittau auf Siek und Braak.

„Im Vergleich zu weiten Teilen des Nordkreises sind diese beiden Gemeinden ohnehin schon außergewöhnlich gut erschlossen und versorgt mit zusätzlich existierender halbstündiger Busverkehrsanbindung“, argumentiert Rohde. Angesichts von Zusatzkosten für nur zwei Dörfer von 530.000 Euro pro Jahr werde die Ungleichbehandlung immer offensichtlicher.

Anrufsammeltaxis: Kosten werden auf mehr als eine Million Euro steigen

Diese Argumentation stieß vor allem in den Reihen der CDU auf heftigen Widerstand. „Hier den Nord- gegen den Südkreis auszuspielen, halte ich nicht für redlich“, erklärte Gesa Dunkelgut. Zumal der Vergleich angesichts der unterschiedlichen Siedlungsdichte ohnehin nicht seriös sei. Fraktionschef Joachim Wagner kritisierte zudem, dass der FBO-Antrag am Wochenende vor der Ausschusssitzung verschickt worden sei und es zeitlich nicht möglich gewesen sei, ihn in der Fraktion eingehend zu beraten.

Der Ausschussvorsitzende Jan Schwartz von den Grünen merkte an, auch ein Ausbau von AST-Kapazitäten müsse schrittweise und bedarfsgerecht erfolgen und könne nicht im Hauruckverfahren durchgepeitscht werden. Zumal die Forderungen der Wählergemeinschaft mit erheblichen Kosten verbunden seien und einer Abstimmung mit den Taxi-Unternehmen bedürften.

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Ausweitung der Anrufsammeltaxis: „Personaltechnisch derzeit kaum umsetzbar“

Björn Schönefeld könnte sich die Aufnahme weiterer Haltestellen zwar vorstellen, sieht den Halbstundentakt und die Ausweitung an Wochenenden aber kritisch. „Nach allem, was ich weiß, wäre das derzeit personaltechnisch kaum umsetzbar“, so der ÖPNV-Experte der Kreisverwaltung.

Zumal das Anrufsammeltaxi nach Einführung des Deutschlandtickets ohnehin einen ungeheuren Boom erlebt habe. Im Umland von Bargteheide sind die Fahrgastzahlen im Monatsschnitt von 3000 auf 3700 gestiegen, im Umland von Bad Oldesloe von 2500 auf 3200. „Während der Kreis für die AST-Bestandslinien in diesem Jahr 750.000 Euro aufwendet, werden im kommenden Jahr absehbar mehr als eine Million Euro benötigt“, sagt Björn Schönefeld.