Trittau. Die erste Expresslinie im Kreis Stormarn verbindet den Ort mit dem U-Bahnhof Billstedt. Warum es trotzdem einen Wermutstropfen gibt.
In einer halben Stunde von Trittau nach Hamburg? Für Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) war das bislang ein aussichtsloses Unterfangen. Mit der Einführung der Expressbuslinie 33 wird sich das ändern. Es gibt jetzt quasi einen Turbo-Bus. „Wer den X33 zwischen Famila Trittau und dem U-Bahnhof Billstedt auf der gesamten Strecke nutzt, spart ab sofort mindestens 15 Minuten Fahrzeit, in vielen Fällen dürfte es noch deutlich mehr sein“, sagt Lorenz Kasch, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die das neue Angebot betreibt. Durch gute Anschlussmöglichkeiten könne man von Trittau aus nun innerhalb von 48 Minuten am Hauptbahnhof Hamburg sein. „Damit sind wir im Vergleich zur Autonutzung jetzt durchaus konkurrenzfähig“, glaubt Kasch.
Der X33 ist die siebte Xpress-Linie in Regie des VHH, aber die erste im Kreis Stormarn. Und damit fortan Bestandteil des gerade in Kraft getretenen Fahrplans 2024 innerhalb des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV). „Die Expresslinien brummen. Deshalb hoffen wir, dass auch der X33 gut angenommen wird“, sagt Kasch.
HVV: Zwölf Stationen auf dem Weg von Trittau nach nach Hamburg-Billstedt
Sein Unternehmen sehe sich in einer großen Tradition. So erinnerte der VHH-Chef an die Schienenbusse der Südstormarner Kreisbahn, die früher zwischen der Kreisstadt Bad Oldesloe und Schwarzenbek verkehrten: „Daran wollen wir mit der neuen Expresslinie anknüpfen, auch wenn am Bahnhof Trittau schon lange keine Züge mehr ankommen.“
Auf dem Weg von Famila in Richtung Hamburg gibt es nur zwölf Stationen. Allein sieben davon sind in Trittau, eine in Grande, zwei in Witzhave und zwei dann auf Hamburger Stadtgebiet. Dazwischen liegen einige Kilometer auf der A24. „Nur so war die Zeitersparnis überhaupt möglich“, erklärt Björn Schönefeld, ÖPNV-Experte der Kreisverwaltung Stormarn.
Auf der Autobahn herrscht Anschnallpflicht
Ab Witzhave heiße es dann für alle Passagiere „hinsetzen und anschnallen“, da die Fahrer das maximal zulässige Tempo von 100 km/h sonst nicht ausreizen dürfen. Anderenfalls sind nur 60 Stundenkilometer erlaubt. „15 Minuten Zeitersparnis sind im ÖPNV eine Welt und deshalb gerade für Pendler eine attraktive Alternative zum eigenen Auto“, so Schönefeld.
Zumal die auf der Linie eingesetzten Mercedes-Citaro-Busse in ihrer Ausstattung als sehr komfortabel gelten. Sie bieten Platz für bis zu 46 Fahrgäste, absenkbare Rampen für Rollstuhlfahrer, Rollatoren und Kinderwagen sowie Anschnallgurte für die beschleunigte Fahrt über die Autobahn.
Trittau hat 3500 Einpendler, viele aus Hamburg
„Mit dem X33 rückt Trittau wieder ein Stück näher an Hamburg heran. Durch die verbesserte Anbindung an die Metropole ist der Expressbus ein erheblicher Gewinn für die Gemeinde. Vor allem für die 3500 Einpendler, von denen nicht wenige aus Hamburg kommen“, sagt Bürgermeister Oliver Mesch. Die Einführung sei somit ein zukunftsweisender und wichtiger Schritt für die Mobilitätswende im ländlichen Raum. „Damit wird Trittau noch ein Stück attraktiver, als es ohnehin schon ist“, freut sich Mesch.
Ein kleiner Wermutstropfen sei indes die Tatsache, dass der Expressbus vorerst nur in den Hauptverkehrszeiten von Montag bis Freitag verkehre. Zwischen 5.42 Uhr und 8.41 Uhr sind vormittags vier Fahrten im Stundentakt vorgesehen, sowie zwischen 14.41 Uhr und 19.44 Uhr sechs weitere am Nachmittag bis in den frühen Abend hinein, also insgesamt täglich zehn.
X33 kostet den Kreis Stormarn 300.000 Euro
Am U-Bahnhof Billstedt besteht Anschluss an das Hamburger U-Bahn- und Busnetz. Dazu gehören die U2, die U4 sowie vier Metrobus- und acht weitere Buslinien. Die Abfahrtszeiten in Richtung Trittau liegen zwischen 6.42 Uhr und 7.42 Uhr sowie zwischen 13.42 Uhr und 20.42 Uhr.
„So ein Angebot ist trotzdem nicht billig“, wirbt Björn Schönefeld für Verständnis. Der Kreis Stormarn investiere in das neue Angebot im kommenden Jahr immerhin mehr als 300.000 Euro. Hinzu komme eine Co-Finanzierung durch die Stadt Hamburg, die sich mit 50.000 Euro beteilige, und vom Bund mit 100.000 Euro. „Ab 2025 entfällt der Bundeszuschuss allerdings. Dann könnten sich die Kosten für den Kreis rasch auf bis zu 500.000 Euro summieren“, sagt der ÖPNV-Fachmann.
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HVV-Geschäftsführer Raimund Brodehl verbreitet dennoch Optimismus. „Der HVV versteht sich mehr denn je als ein Verbund, der nachhaltige Mobilität grenzüberschreitend denkt“, erklärte der Manager vom Hamburger Verkehrsverbund. Ziele mit Expresslinien schnell zu verbinden bleibe auch in Zukunft der Anspruch des HVV. Moderner ÖPNV könne aber nur funktionieren, wenn er von den Fahrgästen auch genutzt werde. „Deshalb appelliere ich an alle Bürger, die neue Linie möglichst oft zu nutzen“, so Brodehl.
Obwohl der X33 vorerst nur zu den Hauptzeiten verkehren wird und an Wochenenden gar nicht, kommt das neue Angebot für Jan Schwartz, den Vorsitzender Verkehrsausschusses im Kreis Stormarn, genau zur richtigen Zeit. „Wenn die Expresslinie gut angenommen wird, ist sie ein guter und wertvoller Beitrag zum Klimaschutz und zur notwendigen Mobilitätswende. Deshalb wünsche ich ihr maximalen Erfolg“, sagt der Grüne. Jede Angebotserweiterung sei wichtig, um den Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und den CO₂-Ausstoß des Verkehrssektors insgesamt zu senken.
Außerhalb des X33-Fahrplans und am Wochenende fährt die Linie 333 wie bisher von Trittau zum U-Bahnhof Steinfurther Allee. Alle Fahrpläne, Abfahrtszeiten und Haltestellen sind in der HVV-App sowie auf der Homepage www.hvv.de zu finden.