Reinbek. An der Stettiner Straße soll das Dach ausgebaut werden. Das gefällt nicht allen Bürgern. Ein Standort für ein Flüchltingsheim ist neu.
Die Stadt Reinbek wird das Haus in der Stettiner Straße 15 in Neuschönningstedt zur Flüchtlingsunterkunft umbauen und mit einem zusätzlichen Dachgeschoss versehen. Einen entsprechenden Beschluss haben die Stadtverordneten in der letzten Sitzung vor der Sommerpause gefällt. Wie berichtet, ist das leer stehende Gebäude einer von mehreren Standorten, an denen geflüchtete und obdachlose Menschen untergebracht werden sollen. Der Bedarf ist groß, die Kapazitäten der Stadt sind derzeit ausgeschöpft, Flüchtlingsheime mussten überbelegt werden.
Im März hatte die Politik die Entscheidung für den Standort Stettiner Straße gefällt. Anders als ursprünglich von der Verwaltung angedacht, wird das Gebäude nicht abgerissen und durch einen Modulbau ersetzt, sondern saniert und für die Unterbringung von Geflüchteten hergerichtet. Im März hatte die Politik die Verwaltung beauftragt, die Kosten für die Sanierung des Gebäudes zu ermitteln und auch zu prüfen, ob ein Ausbau des Dachgeschosses möglich ist.
Reinbek: Flüchtlingsheim an Stettiner Straße wird größer als zunächst geplant
Das ist mittlerweile passiert. Ein Planungsbüro hat zwei mögliche Varianten ermittelt: eine Kernsanierung entweder mit oder ohne Aufstockung. Bei Variante A, einer Kernsanierung ohne Aufstockung, wäre das Gebäude in der bestehenden Kubatur belassen und vollständig kernsaniert worden. Da das Bestandsdach in der vorhandenen Form nicht ausbaufähig ist, hätte das Gebäude wie bisher zwölf Wohnungen enthalten. Die Kosten hätten 1,95 Millionen Euro verteilt auf die Haushaltsjahre 2025 und 2026 betragen.
Für diese Variante stimmten die Stadtverordneten allerdings nicht – sondern sprachen sich einstimmig bei einer Enthaltung für Variante B aus. Bei dieser Variante wird das vorhandene Bestandsdach um etwa 1,50 Meter aufgestockt, sodass ein vollwertig bewohnbares Dachgeschoss entsteht. Neben den ohnehin vorhandenen zwölf Wohnungen werden im Dachgeschoss sechs zusätzliche Wohnungen entstehen, das Gebäude wird somit über insgesamt 18 Wohnungen verfügen. 3,25 Millionen Euro kostet die Sanierung mit Dachgeschossaufstockung.
Reinbek: Die größere Variante wurde einstimmig von den Stadtverordneten beschlossen
„Wir sprechen uns für die größere Variante aus und begrüßen eine Aufstockung“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Günther Herder-Alpen in der Stadtverordnetenversammlung. So sah es auch FDP-Fraktionschef Bernd Uwe Rasch: „Wir waren erst erschrocken über die Kosten, haben aber festgestellt, dass es sich um die üblichen Baukosten handelt.“ Auch CDU, Forum 21 und SPD sprachen sich für Variante B aus – und merkten an, dass bezahlbarer Wohnraum in der Stadt noch immer Mangelware sei. „Wir finden die größere Variante besser, aber es reicht noch nicht“, sagte Philipp Quast (SPD).
„Die aufgeführten Kosten beruhen auf Kennwerten abgeschlossener Projekte des Baukosteninformationszentrums Deutscher Architektenkammern und auf Kostentabellen unter Berücksichtigung der aktuellen Baukostenentwicklung und des regionalen Baupreisniveaus“, heißt es in der Beschlussvorlage. Es handele sich lediglich um eine überschlägige Kostenermittlung als erste Einschätzung. 2026 soll die Unterkunft laut Bürgeramtsleiter Torsten Christ bezugsfertig sein.
Reinbek: Bürger sorgt sich darum, dass durch Aufstockung des Daches die Sonne wegbleibt
Ein anwesender Bürger, der nahe dem Haus Stettiner Straße 15 wohnt, meldete sich in der Einwohnerfragestunde zu Wort. Er sei darauf aufmerksam geworden, dass die Stadtverordneten über eine Aufstockung des Daches beschließen wollen. „Wenn das Dach 1,5 Meter höher wird, ist bei den umliegenden Häusern die Sonne früher weg“, sagte er. Zudem wollte er wissen, ob die Bürger bei der Planung noch eingeschlossen werden. „Eine Beteiligung findet im gesetzlichen Rahmen statt“, sagte Bürgermeister Björn Warmer. Er gehe aber nicht davon aus, dass die Stadt sich bei dem Bauvorhaben von dem entferne, was genehmigungsfähig sei.
Ein weiterer Bürger erkundigte sich nach dem aktuellen Stand zu den Wohncontainern an der Schulstraße. Ende Februar beschloss die Stadt, dort eine Flüchtlingsunterkunft mit 16 Plätzen zu errichten. Auf dem Grundstück Schulstraße 24 befindet sich bereits ein Haus, in dem seit längerer Zeit Geflüchtete wohnen. Auf dem hinteren Teil der Fläche, ein ehemaliger Spielplatz, soll ein Bau in Modulbauweise geschaffen werden. Ob dort Familien oder Einzelpersonen untergebracht werden, soll spontan nach Bedarf entschieden werden.
In der Schulstraße sollen bis Jahresende Geflüchtete einziehen
Nicht alle Anwohner waren von den Plänen begeistert. Vor Ort haben bereits mehrere Bürgerveranstaltungen stattgefunden. „Eigentlich sollte die Unterkunft im Herbst fertig sein“, so der Bürger bei der Stadtverordnetenversammlung. „Bis Herbst sehe ich das nicht“, so Bürgermeister Warmer. Wünschenswert wäre eine Fertigstellung bis Jahresende. Aktuell laufe die Ausschreibung für die Maßnahme. Wenn der Gewinner feststehe, werde der Bauantrag eingereicht.
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Damit die Planung zwei weiterer Standorte foranschreiten kann, wurden in der Stadtverordnetenversammlung auch Sperrvermerke für die Standorte Mehrzweckfläche Schönningstedt und Klosterbergenstraße 1b aufgehoben. Auf der Mehrzweckfläche Schönningstedt sollen drei zweigeschossige Gebäude in Modulbauweise für jeweils bis zu 32 Personen aufgestellt werden. Der Plan ist, sie bis Jahresende fertigzustellen.
Auch im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus in der Klosterbergenstraße 1b, das der Stadt gehört, sollen Geflüchtete untergebracht werden. Nach den gegenwärtigen Planungen könnten im Obergeschoss bis zu 16 Personen untergebracht werden. Dafür müssen Küchen und sanitäre Anlagen eingebaut und das Gebäude brandschutztechnisch aufgerüstet werden.