Tremsbüttel. Die Libermenta Klinik im Schloss Tremsbüttel stand nach nur einem Jahr vor dem Aus. Mittlerweile wurde der Klinikbetrieb eingestellt.

Die Visionen waren groß, doch am Ende ist das Konzept gescheitert: Nur ein Jahr nach der Eröffnung der Libermenta Klinik im Schloss Tremsbüttel war die Privatklinik für psychisch Erkrankte insolvent. Nun ist klar: Der Klinikbetrieb wird nicht weitergehen. Es wurde niemand gefunden, der die Klinik übernehmen will. Das teilt der zuständige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Christian Heim von der Pluta Rechtsanwalts GmbH in Hamburg, auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Wie berichtet, waren es hohe laufende Kosten und inflationsbedingte Preissteigerungen, die den Plänen der Bühler Health Care AG mit Sitz im baden-württembergischen Fellbach, die Betreiberin der Klinik ist, am Ende einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Am 30. Januar war für die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH ein Insolvenzantrag gestellt worden.

Luxus-Psychiatrie im Schloss Tremsbüttel insolvent – und niemand will sie haben

„Dieser Schritt erfolgt aufgrund finanzieller Herausforderungen, die eine wirtschaftliche Fortführung des Standortes nicht mehr ermöglichen“, sagte damals Pressesprecherin Karin​​​ ​Mainusch, Sprecherin der Bühler Health Care AG. Die Klinik hatte im April 2023 als dritter Standort der Libermenta Klinikgruppe ihren Betrieb aufgenommen. Weitere psychiatrische Kliniken befinden sich in Gracht bei Köln und Freudental bei Stuttgart – ebenfalls in Schlössern. Die BühlerHealthCare AG nannte die Entscheidung, Insolvenz anzumelden, bedauerlich, aber notwendig.

Der Insolvenzantrag war beim zuständigen Amtsgericht Reinbek eingegangen, das am 1. Februar mit Christian Heim einen vorläufigen Insolvenzverwalter benannt hatte, der nun auch Insolvenzverwalter ist. Das vorläufige Insolvenzverfahren lief bis zum 31. März. „Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH wurde am 1. April 2024 eröffnet“, teilt Pluta-Sprecher Patrick Sutter auf Nachfrage unserer Redaktion mit.

Der Betrieb der Klinik ist Ende März eingestellt worden

„Im vorläufigen Verfahren wurde der Geschäftsbetrieb der Klinik fortgeführt. Zudem führte der vorläufige Insolvenzverwalter Gespräche mit potenziellen Investoren. Schlussendlich war aber kein Interessent bereit, die Klinik zu übernehmen“, so Sutter weiter. Der Betrieb der Klinik sei daher Ende März eingestellt worden. Alle Patienten seien entlassen oder in andere Kliniken vermittelt worden.

„Eine Fortführung nach Insolvenzeröffnung war nicht möglich, da das Unternehmen unter Vollkosten nicht profitabel war und im Verfahren keine Verluste erzielt werden dürfen“, so der Insolvenzverwalter. Allen rund 80 Mitarbeitern der Klinik sei gekündigt worden. In den vergangenen Wochen sei nur noch eine kleine Mannschaft verblieben, die die Abwicklung des Betriebes unterstütze. Ein Klinikbetrieb als solcher habe nicht mehr stattgefunden.

Auch die Wohninvest Holding GmbH hat kürzlich Insolvenz angemeldet

Die Wohninvest Holding GmbH, die ihren Sitz wie die Bühler Health Care AG ebenfalls in Fellbach hat, hatte das Schloss Tremsbüttel vor einigen Jahren für einen zweistelligen Millionenbetrag gekauft. Am 23. Mai meldete auch die Wohninvest GmbH Insolvenz an. Sie hatte das Schloss der Hamburger Familie Strathmann abgekauft. Bis Sommer 2020 hatte das 1895 erbaute Herrenhaus ein Hotel beherbergt. Die renommierte Unterkunft war weit über die Grenzen Stormarns hinaus bekannt und wurde immer wieder von Prominenten als Bleibe gewählt. 1966 hatten sogar die Beatles eine Nacht im Schlosshotel Tremsbüttel verbracht.

Die massiven Umsatzeinbußen während der Corona-Pandemie hatten letztlich zum Aus des Traditionshotels und zum Verkauf an die Wohninvest Holding GmbH geführt. Die Wohninvest Holding GmbH verpachtete das Gebäude für den Klinikbetrieb an die Bühler Health Care AG. Für den Betrieb der psychiatrischen Klinik war das Schloss aufwendig umgebaut worden. Lieferschwierigkeiten und Bauverzögerungen hatten zwischenzeitlich für Verzögerungen gesorgt, der eigentlich anvisierte Start im Sommer 2022 konnte nicht eingehalten werden.

Klinik hatte 84 Betten und 20 Plätze für tagesklinische Behandlung

Die Klinik hatte über 84 Betten für eine stationäre und 20 Plätze für eine tagesklinische Behandlung verfügt. Die luxuriöse Umgebung war gewollt und Teil des Konzepts. Der Blick ins Grüne, helle Räume und gutes Licht sollten die Genesungschancen der Patienten begünstigen. Neben dem Raumkonzept hatten die Verantwortlichen Wert auf eine ganzheitliche Behandlung gelegt: Neben der Psychotherapie waren auch Kunst- oder Musiktherapie angeboten und Faktoren wie Ernährung und Bewegung mitgedacht worden.

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Es waren Patienten ab 18 Jahren im gesamten Spektrum psychischer Erkrankungen behandelt worden: Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Essstörungen und mehr. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Psychiater, Psychologen, Therapeuten sowie Pflege- und Servicepersonal waren eingestellt worden.

Bürgermeister hatte sich den Weiterbetrieb der Klinik gewünscht

Tremsbüttels Bürgermeister Jörg Müller hatte sich im Gespräch mit unserer Redaktion nicht überrascht vom Aus der Klinik gezeigt. „Was die Bautätigkeit anging, war ja schon längere Zeit nichts passiert“, hatte er Anfang April gesagt. Als die Klinik ihren Betrieb aufgenommen hatte, waren die geplanten Baumaßnahmen noch nicht abgeschlossen gewesen. Zum Start sollte der Klinikbetrieb, so war damals der Plan, hauptsächlich im Hauptschloss, im Elb- und Friesenhaus sowie in den Außenanlagen stattfinden. Weitere Gebäude mit Patienten- und Therapiezimmern, darunter auch ein eingeschossiger Neubau, sollten eigentlich bis Herbst 2023 fertiggestellt werden. Daraus war nichts geworden.

„Wir haben immer noch gehofft, dass es in irgendeiner Weise weitergeht und es nicht zur Insolvenz kommt“, hatte der Bürgermeister gesagt. „Es hat uns betroffen gemacht.“ Bedauerlich sei, dass nun wieder unklar sei, wie es mit dem Schlossgelände weitergehe. „Das Tremsbütteler Schloss hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Wir waren eigentlich froh gestimmt und zuversichtlich, dass es nach dem Eigentümerwechsel und der Renovierung ein gutes Ende nimmt und dass das alles von Dauer ist“, so Müller. Er hatte auch die Hoffnung geäußert, dass sich ein Betreiber findet und der Betrieb der Klinik weitergehen kann – wie sich nun herausgestellt hat, vergeblich.