Glinde. Gebäude am Holstenkamp mit drei Geschossen wurde eingeweiht. Betrieb ab Montag. Auf dem Areal entstehen außerdem 37 Sozialwohnungen
Während der Bewegungsraum schon glänzt, sieht es nebenan noch nach Arbeit aus. In einer Ecke des lichtdurchfluteten Zimmers stehen ein Dutzend gelber Farbeimer, blaue Säcke, ein Behälter mit zahlreichen Pinseln und Kaffeebecher auf dem Boden. Ein Handwerker ist gerade in den letzten Zügen und räumt auf. Schon am Montag ziehen die ersten Jungen und Mädchen ein – in die neue Glinder Kindertagesstätte am Holstenkamp. Das Gebäude hat drei Geschosse und 1090 Quadratmeter Nutzfläche inklusive der 174-Quadratmeter-Dachterrasse. Vier altersgemischte sowie eine Elementargruppe und damit 80 Kinder werden hier von 18 Fachkräften betreut. Das Projekt kostet rund 3,9 Millionen Euro. Am Freitag wurde das Gebäude eingeweiht.
Die Arbeiterwohlfahrt ist Träger der Einrichtung
Errichtet hat es ein Investor, die D.R.S. Bauregie Dresden. Das Unternehmen übernahm das Grundstück 2017 von der Stadt per Erbpacht. Träger der Einrichtung ist die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die ihren Kita-Container an der Sönke-Nissen-Allee jetzt schließt. An dem Standort gab es 30 Plätze. Demnach entstehen in der rund 18.900 Einwohner zählenden Stadt 50 neue. In den neun Kindergärten Glindes sind demnächst 780 Jungen und Mädchen im Krippen- und Elementarbereich untergebracht.
Nadine Krohn ist seit 2012 bei der Awo beschäftigt und hatte die Kita-Fuchsbau an der Sönke-Nissen-Allee geleitet. Jetzt ist die 45-Jährige aus Bargfeld-Stegen Chefin im Neubau, bildet mit Rona Jung (35) eine Doppelspitze.
Außenbereich bekommt Parcours für Bobby Cars
Wenn Krohn über ihre neue Arbeitsstätte spricht, merkt man ihr die Begeisterung an ob der vielen Möglichkeiten für die Kinder. Das Außengelände wird zwar erst im Frühjahr fertig sein, aber die Vorfreude darauf ist groß. Neben Spielgeräten und einer im Hügel integrierten Sandkiste wird es einen aus Platten angelegten Parcours auf dem schlauchartigen Grundstück geben, wo die Kleinen mit Bobby Cars unterwegs sind. Und auf der Dachterrasse werden sie Hochbeete anlegen. Ein Drittel der Fläche kann bei Bedarf, wenn es zum Beispiel regnet, dank einer speziellen Konstruktion überdacht werden. Im Sommer soll dort ein Planschbecken aufgestellt werden. Auch gibt es eine Außentoilette, die im Gebäude integriert ist.
„Wir machen hier teiloffene Arbeit. Die Kinder dürfen entscheiden, wo und mit wem sie den Tag verbringen wollen“, sagt Krohn über das Konzept. Partizipation gehöre zu den Grundlagen im Umgang miteinander. Ihr Arbeitgeber betreibt in Stormarn 17 Kitas: in Reinbek, Reinfeld, Bargteheide, Großhansdorf und Ahrensburg.
Zu Anfang waren nur zwei Gruppen vorgesehen
Der Neubau in Glinde, der mit einem Fahrstuhl ausgestattet ist, aus 24 Steinmodulen besteht und an beiden Seiten Außentreppen hat, sollte eigentlich schon 2018 fertig sein. Doch weil ursprünglich nur zwei Gruppen angedacht waren, musste umgeplant werden. Durch die Vergrößerung steht das Gebäude sehr nah am Schönningstedter Graben. Aus wasserschutzrechtlichen Gründen musste der auf 90 Metern Länge verrohrt und an anderer Stelle als Ausgleich wieder entrohrt werden. Das hatte die untere Wasserbehörde gefordert und kostete Zeit. „Es ist ein langer Weg bis hierhin gewesen. Ich hoffe, dass die Nachbarn sich sehr verbunden fühlen mit dieser tollen Einrichtung. Wir brauchen die Plätze dringend“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug.
Das gilt auch für die 37 Sozialwohnungen, die der Investor auf dem Grundstück schafft. Baustart ist im Frühjahr kommenden Jahres, 18 Monate später sollen die Mieter einziehen. Der 2700 Quadratmeter große Bereich befindet sich vor der Kindertagesstätte an der Straße. In dieses Vorhaben investiert die D.R.S. Bauregie Dresden 8,1 Millionen Euro. Auf die beiden viergeschossigen Gebäude mit Fahrstuhl sowie energiesparendem KfW-70-Standard verteilen sich 18 und 19 Einheiten. Die Zwei- bis Vierzimmerwohnungen sind zwischen 40 und 86 Quadratmeter groß.
6,30 oder 8,50 Euro Miete kalt für den Quadratmeter
Alle bekommen einen Balkon oder im Erdgeschoss eine Terrasse. Mieter zahlen laut dem Bauträger 6,30 oder 8,50 Euro kalt für den Quadratmeter. Je nachdem, ob sie über den ersten oder zweiten Förderweg anspruchsberechtigt sind. Die Stadt hat Vorschlagsrecht. „Bei uns rufen schon jetzt Menschen an und fragen nach den Wohnungen“, sagt Michael Demuth, Geschäftsführer des Investors.
Mit den öffentlich geförderten Wohnungen können in Glinde nur zehn Prozent des Bedarfs gedeckt werden. Besserung ist aber in Sicht: Unweit der Kita plant die Baugenossenschaft Sachsenwald maximal 150 neue Einheiten, 30 Prozent davon öffentlich gefördert. 62 Sozialwohnungen und 27 zu marktüblichen Preisen sowie 30 Reihenhäuser zur Miete entstehen am Gleisdreieck. Der Zeitpunkt ist ungewiss. Bürger haben ein Normenkontrollverfahren initiiert.