Glinde. Stadt will in der neuen Spezialabteilung, die patrouilliert, vier Vollzeitstellen besetzen. Das wird ihr in diesem Jahr nicht mehr gelingen.
Auf ihrer Internetseite hat die Stadt Glinde derzeit mehr als ein Dutzend Stellen ausgeschrieben. Gesucht werden unter anderem ein Meister für Garten- und Landschaftsbau, der dem Baubetriebshof zugeordnet ist, ein Tiefbauingenieur und gleich mehrere Kräfte für Kindertagesstätten – Erzieher oder auch sozialpädagogische Assistenten. Und Jobs für den kommunalen Ordnungsdienst? Fehlanzeige. Dabei müsste die Verwaltung mal in die Puschen kommen, um die Vorgaben der Politik zu erfüllen. Parteienvertreter hatten mehrheitlich beschlossen, dass sich die Kommune eine neue Sicherheitsabteilung zulegt und Personal ab 2024 im Einsatz ist. Doch daraus wird nichts.
Bevor die Stellen ausgeschrieben werden, es handelt sich um vier in Vollzeit für den Außendienst, muss die Verwaltung ein Konzept ausarbeiten, in dem zum Beispiel Befugnisse definiert sind und die Art der Dienstkleidung festgelegt ist. Zu klären ist etwa, ob die Kräfte stich- und schusssichere Westen bekommen sowie Bodycams. „Ich gehe davon aus, dass die Mitarbeiter mit Schlagstöcken ausgestattet werden“, sagt Bernd Mahns, Amtsleiter für Bürgerservice und zugleich Chef der Ordnungsabteilung im Rathaus. So machen es übrigens viele Kommunen. Schlagstöcke gelten als Waffen, dürfen ausschließlich zur Notwehr eingesetzt werden bei einem Angriff auf die eigene Person.
Ordnungsamt-Außendienstler verteilen derzeit nur Knöllchen an Falschparker
Mit der Anfertigung des Skripts hat die Stadt noch nicht einmal begonnen. „Wir sind komplett überlastet, haben derzeit keine Kapazitäten“, so Mahns. Seine Abteilung ist auch für die Unterbringung von Flüchtlingen zuständig, das verschlingt viel Zeit. Denn die Suche nach Wohnungen gestaltet sich schwierig. Mahns ist Vorgesetzter von fünf Vollzeitkräften im Ordnungsamt, darunter Marktmeister und Flüchtlingskoordinator, sowie zwei Außendienstmitarbeitern in Teilzeit, die Knöllchen an Falschparker verteilen. Eine Stelle ist vakant. „Ich habe die Hoffnung, dass wir im September anfangen können mit dem Konzept. Vor Mitte 2025 wird es auf keinen Fall etwas mit der Einstellung von KOD-Kräften“, sagt der 54-Jährige.
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Der CDU-Ortsvorsitzende Claus Peters weiß um die Personalsituation im Rathaus: „Deshalb habe ich Verständnis für die Verzögerung, obwohl es natürlich ein Stück weit ärgerlich ist.“ In der Bevölkerung werde die Schaffung des Ordnungsdienstes sehr wohlwollend aufgenommen. Das sei ihm bei Gesprächen in seiner Funktion als Bürgervorsteher zugetragen worden. „Die Menschen vermissen den bürgernahen Beamten der Polizei, den es in Glinde nun nicht mehr gibt“, so Peters. Seine Christdemokraten und die FDP hatten im November vergangenen Jahres die neue Verwaltungseinheit im Hauptausschuss durchgeboxt gegen Widerstand von SPD und Grünen. Thomas Kopsch, Fraktionsvorsitzender der Liberalen, sagt: „Es ist bedauerlich, dass es nicht schneller geht.“
Neue Kräfte sollen Streifengänge im gesamten Stadtgebiet machen
Für die vier Stellen sind im Etat dieses Jahres Personalkosten in Höhe von 280.000 Euro verankert, zudem 150.000 für Schulungen, Uniformen und zum Beispiel Smartphones und Tablets. Der kommunale Ordnungsdienst kann Personen in Gewahrsam nehmen und durchsuchen, Platzverweise aussprechen sowie Personalien feststellen. Wenn die KOD-Mitarbeiter eine Straftat mitbekommen, sollen sie die Beamten der Polizeistation rufen. Ziel ist es, dass sich Bürger durch die Präsenz der städtischen Ordnungshüter sicherer fühlen. Diese sollen im gesamten Stadtgebiet patrouillieren.