Tremsbüttel. Libermenta Klinik im Schloss Tremsbüttel rechnet sich offenbar nicht. Nun steht sie womöglich vor dem Aus. Wie konnte es dazu kommen?
Die Visionen waren groß, doch „hohe laufende Kosten und inflationsbedingte Preissteigerungen“ haben den Plänen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Nur rund ein Jahr nach der Eröffnung der Libermenta Klinik im Schloss Tremsbüttel ist die Privatklinik für psychisch Erkrankte insolvent. „Für die Privatklinik Schloss Tremsbüttel GmbH wurde am 30. Januar ein Insolvenzantrag gestellt“, teilt Karin Mainusch, Sprecherin der Bühler Health Care AG mit Sitz im baden-württembergischen Fellbach, die Betreiberin der Klinik ist, auf Nachfrage unserer Redaktion mit.
„Dieser Schritt erfolgt aufgrund finanzieller Herausforderungen, die eine wirtschaftliche Fortführung des Standortes nicht mehr ermöglichen“, so Mainusch weiter. Die Klinik nahm im April 2023 als dritter Standort der Libermenta Klinikgruppe ihren Betrieb auf. Weitere psychiatrische Kliniken befinden sich in Gracht bei Köln und Freudental bei Stuttgart – ebenfalls in Schlössern. Die BühlerHealthCare AG nennt die Entscheidung, Insolvenz anzumelden, bedauerlich, aber notwendig.
Libermenta Klinik im Schloss Tremsbüttel meldet Inolvenz an
Laut Mainusch ging der Insolvenzantrag beim zuständigen Amtsgericht Reinbek ein, das am 1. Februar einen vorläufigen Insolvenzverwalter benannt hat. Das vorläufige Insolvenzverfahren laufe bis zum 31. März. Was das für die Zukunft der Klinik bedeutet, sei aktuell noch unklar. „Derzeit befinden sich der vorläufige Insolvenzverwalter und die Geschäftsführung in fortlaufenden Gesprächen, um alle möglichen Optionen zu prüfen. Über die Zukunft des Klinikbetriebs lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen“, so die Sprecherin weiter.
Der Klinikbetrieb sei bis zuletzt aufrechterhalten worden, um den Patienten ungeachtet des Verfahrens die bestmögliche Behandlung zuteilwerden zu lassen. „Mit dem näher rückenden Ablauf des Verfahrens wurde für jeden einzelnen Patienten unter Berücksichtigung der individuellen Situation mit dem behandelnden Arzt eine Lösung gefunden, um eine Entlassung in ein adäquates Setting zu ermöglichen“, sagt Karin Mainusch.
Wohninvest Holding GmbH hatte das Schloss Tremsbüttel gekauft
Das Schloss sei nach wie vor im Besitz der Wohninvest Holding GmbH, die dieses für einen zweistelligen Millionenbetrag der Hamburger Familie Strathmann abgekauft hatte. Bis Sommer 2020 hatte das 1895 erbaute Herrenhaus ein Hotel beherbergt. Die renommierte Unterkunft war weit über die Grenzen Stormarns hinaus bekannt und wurde immer wieder von Prominenten als Bleibe gewählt. Sogar die Beatles übernachteten in Tremsbüttel.
Die massiven Umsatzeinbußen während der Corona-Pandemie führten letztlich zum Aus des Traditionshotels und zum Verkauf an die Wohninvest Holding GmbH, die ihren Sitz wie die Bühler Health Care AG ebenfalls in Fellbach hat. Die Wohninvest Holding GmbH verpachtete das Gebäude für den Klinikbetrieb an die Bühler Health Care AG, deren Hauptinvestor die Holding ist.
Für den Betrieb der psychiatrischen Klinik war das Schloss aufwendig umgebaut worden
Für den Betrieb der psychiatrischen Klinik war das Schloss aufwendig umgebaut worden. Lieferschwierigkeiten und Bauverzögerungen hatten zwischenzeitlich für Verzögerungen gesorgt, der eigentlich anvisierte Start im Sommer 2022 konnte nicht eingehalten werden.
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Die Klinik verfügt über 84 Betten für eine stationäre und 20 Plätze für eine tagesklinische Behandlung. Die luxuriöse Umgebung war gewollt und Teil des Konzepts. Der Blick ins Grüne, helle Räume und gutes Licht sollten die Genesungschancen der Patienten begünstigen. Neben dem Raumkonzept legten die Verantwortlichen Wert auf eine ganzheitliche Behandlung: Neben der Psychotherapie wurden auch Kunst- oder Musiktherapie angeboten und Faktoren wie Ernährung und Bewegung mitgedacht.
Behandelt wurden Patienten ab 18 Jahren im gesamten Spektrum psychischer Erkrankungen: Depression, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Essstörungen und mehr. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter Psychiater, Psychologen, Therapeuten sowie Pflege- und Servicepersonal wurden eingestellt. Wie es für sie angesichts des Insolvenzverfahrens weitergeht, scheint aktuell noch ungewiss.