Tremsbüttel. Unternehmer Matthias Bühler hat das ehemalige Hotel umbauen lassen. In exklusivem Ambiente werden bis zu 84 Patienten behandelt.

Nach zweieinhalb Jahren Leerstand kehren wieder Menschen in das Schloss Tremsbüttel ein. Im April eröffnet dort die Libermenta Klinik, eine exklusive Privatklinik für psychisch Erkrankte. Das hat der künftige Betreiber, die Bühler Health Care AG mit Sitz in Fellbach (Baden-Württemberg) jetzt angekündigt. „Wir sind aktuell noch dabei, dem Schloss wieder Leben einzuhauchen, freuen uns aber darauf, unsere Philosophie und therapeutischen Angebote bald auch den Patienten zugutekommen zu lassen“, sagt Silke Reichmann, Geschäftsführerin der Libermenta Kliniken und Vorstandsmitglied bei Bühler Health Care.

Bis Sommer 2020 hatte das 1895 erbaute Herrenhaus ein Hotel beherbergt. Die renommierte Unterkunft war weit über die Grenzen Stormarns hinaus bekannt und wurde immer wieder von Prominenten als Bleibe gewählt. Schauspieler Klaus Kinski, Star-Dirigent Leonard Bernstein, Bundespräsident Walter Scheel und sogar die Beatles übernachteten in Tremsbüttel. Die massiven Umsatzeinbußen während der Corona-Pandemie führten letztlich zum Aus des Traditionshotels und zum Verkauf des Gebäudes von der Hamburger Familie Strathmann an die Wohninvest Holding, die ihren Sitz ebenfalls in Fellbach hat.

Luxus-Klinik für psychisch Erkrankte im Schloss Tremsbüttel eröffnet im April

Diese verpachtet das Gebäude für den Klinikbetrieb an die Bühler Health Care AG, deren Hauptinvestor die Holding ist. Hinter dem Unternehmen steht der Geschäftsmann Matthias Bühler, Sohn der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz und des früheren Top-Managers Wolfgang Bühler, ihres zweiten Mannes. Matthias Bühler betreibt bereits zwei psychiatrische Kliniken in Gracht bei Köln und Freudental bei Stuttgart – ebenfalls in Schlössern.

Ärztliche Leitung: Prof. Matthias Lemke kommt von den Heinrich-Sengelmann-Kliniken Bargfeld-Stegen nach Tremsbüttel, Prof. Anne Karow vom UKE Hamburg.
Ärztliche Leitung: Prof. Matthias Lemke kommt von den Heinrich-Sengelmann-Kliniken Bargfeld-Stegen nach Tremsbüttel, Prof. Anne Karow vom UKE Hamburg. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Die exklusiven Standorte seien Teil des Konzeptes, erklärt Bühler. „Bei uns haben seelisch Erkrankte die Chance, durch die Kombination aus ausführlicher Diagnostik und einer ganzheitlichen, individuellen Therapie in einer geomantisch heilsamen Umgebung wieder zurück ins Leben zu kommen.“ Mit anderen Worten: Das herrschaftliche Ambiente, hohe Räume und viel Licht sollen den Heilungsprozess begünstigen.

Die Eröffnung wurde in der Vergangenheit mehrfach verschoben

Bühler betont: „Eine medizinisch evidente Therapie ist erforderlich, aber das ist nicht alles.“ Dazu kämen ganzheitliche Ideen mit viel Bewegung, passender Ernährung, zum Teil durch Selbstgekochtes, bei Bedarf Musik. Auch Hunde sollen in Tremsbüttel Platz finden. „Sie glauben nicht, wie wichtig das für manche Patienten ist“, sagt der Unternehmer.

In den vergangenen Jahren hat der neue Eigner das Schloss aufwendig umbauen lassen. Eigentlich sollte die Klinik bereits im Sommer 2022 in Betrieb gehen, zuletzt wurde der Januar 2023 als Termin genannt. Lieferschwierigkeiten und Bauverzögerungen haben dazu geführt, dass die Eröffnung verschoben werden musste.

Künftig können in Tremsbüttels Wahrzeichen 84 Patienten in Einzel-, Doppel- und Mehrbettzimmern stationär behandelt werden. Weitere Therapieplätze sollen in einer Tagesklinik zur Verfügung stehen. Für diese soll auf dem Gelände ein 600 Quadratmeter großer Neubau errichtet werden, der sich optisch an den Nebengebäuden des ehemaligen Hotels orientiert.

Namhafte Experten gehören zum medizinischen Leitungsteam

Das Behandlungsspektrum reicht von affektiven Erkrankungen wie Depressionen über Stressfolgeerkrankungen-, Belastungs- und Angststörungen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen und psychosomatischen Krankheiten. Neben psychotherapeutischen Verfahren sollen auch Sport-, Bewegungs-, Ernährungs-, Körper-, Kunst-, Musik- und Pharmakotherapie angeboten werden. Die Aufnahme von Patienten soll geplant oder akut möglich sein. Eine Notaufnahme oder eine geschützte Station sind aber nicht geplant.

Für die medizinische Leitung hat Bühler namhafte Experten nach Tremsbüttel gelockt. Prof. Anne Karow, die den Posten der Klinikdirektorin und Chefärztin übernimmt, war bislang als Oberärztin an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf tätig. Ihre Stellvertreterin Aglaja Stirn lehrt als Professorin für Sexualmedizin an der Universität Kiel. Komplettiert wird das Führungsteam durch Prof. Matthias Lemke, Ärztlicher Direktor der Heinrich-Sengelmann-Kliniken, der diesen Posten zusätzlich auch in Tremsbüttel übernimmt. Rund 100 Mitarbeiter, darunter Psychiater, Psychologen, Therapeuten sowie Pflege- und Servicepersonal, werden in der Einrichtung tätig sein. Für einige Stellen sucht der Betreiber derzeit noch Personal.

Bürgermeister: „Klinik ist für den Ort ein enormer Gewinn“

Tremsbüttels Bürgermeister Stefan Schacht (CDU) ist erleichtert, dass die Klinik nach den Verschiebungen nun eröffnet. „Für den Ort ist das ein enormer Gewinn“, sagt er. Der Politiker sagt aber auch, dass es unter den Anwohnern in der Vergangenheit durchaus Vorbehalte gegen den neuen Schlossherren gegeben habe. „Psychosomatische Klinik, das weckt im ersten Moment mitunter Assoziationen“, sagt Schacht. Sorgen seien allerdings vollkommen unbegründet.

Um mögliche Berührungsängste zu nehmen, plant der Bürgermeister noch vor der Klinikeröffnung eine Einwohnerversammlung. „Die Bürger werden dabei die Gelegenheit bekommen, mit dem Betreiber ins Gespräch zu kommen“, sagt Schacht. Für den Bürgermeister überwiegen klar die Vorteile der Klinik im Ort. Für eine kleine Gemeinde wie Tremsbüttel mit knapp über 1900 Einwohnern schafft eine solche Einrichtung verdammt viele Arbeitsplätze“, sagt Schacht.

Der Bürgermeister ist zudem erleichtert, dass die Zukunft des fast 130 Jahre alten Herrenhauses gesichert ist. „Es bleibt nicht nur erhalten, sondern wurde samt Außenanlagen umfassend entsprechend denkmalschutzrechtlicher Vorgaben saniert“, sagt Schacht.

Hochzeiten sind im Schloss künftig nicht mehr möglich

Der Park wird, anders als in der Vergangenheit, allerdings nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Eine Entscheidung, die Schacht bedauert, aber aus Sicht des Klinikbetreibers nachvollziehen kann. Immerhin: Für den traditionellen Pfingstgottesdienst wird der Park laut dem Bürgermeister weiter zur Verfügung stehen. „Das hat mir der neue Eigner zugesichert“, sagt Schacht.

Hochzeiten im Schloss werden hingegen nicht mehr möglich sein. In der Vergangenheit hatte dem Amt Bargteheide-Land in dem Herrenhaus ein Trauzimmer zur Verfügung gestanden. Dieses gibt es nach dem Umbau zur Klinik nun nicht mehr.