Ahrensburg. Wegen sinkender Auszubildendenzahlen will CDU-Politikerin Schulunterricht an einigen Standorten streichen. Auch Ahrensburg betroffen.

Die Pläne von Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien zur Reform des Berufsschulwesens sorgen in Stormarn weiterhin für heftige Kritik. Weil die Zahl der Auszubildenden in einigen Berufen stark zurückgegangen ist, möchte die CDU-Politikerin mit dem Masterplan Berufliche Bildung, welcher derzeit im Ministerium erarbeitet wird, den Schulunterricht in bestimmten Ausbildungsgängen künftig an wenigen Standorten bündeln.

In Stormarn sind davon die Berufe des sogenannten Metall-Clusters betroffen. Dazu zählen Feinwerkmechaniker, Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker und Metallbauer. Die angehenden Zerspanungsmechaniker, die ihren Berufsschulunterricht derzeit noch in Ahrensburg erhalten, sollen künftig am Berufsbildungszentrum (BBZ) im rund 40 Kilometer entfernten Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) beschult werden.

Berufsschulreform von Ministerin Karin Prien: Kritik aus Stormarn reißt nicht ab

Für die Azubis würde das jedoch weitere Schulwege bedeuten und eine Ausbildung in diesen Berufen unattraktiv machen, warnen Unternehmen und Verbände. Sie befürchten, künftig noch schwerer Nachwuchs zu finden. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck fordert deshalb eine Überprüfung und Neubewertung der geplanten Neustrukturierung.

„Der Beruf des Zerspanungsmechanikers ist von großer Relevanz für die Wirtschaft im Kreis Stormarn, ein Wegfall der Ausbildung könnte den Fachkräfteengpass verstärken“, warnt Sebastian Grothkopp, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der IHK. Schon jetzt hätten die Unternehmen Schwierigkeiten, freie Ausbildungsplätze in der Metalltechnik zu besetzen.

Zusammenlegung der Berufsschulstandorte ist laut Ministerium alternativlos

„Müssten die Auszubildenden die Berufsschule in Mölln besuchen, ist mit einem Aussterben des Berufsbildes in der Region zu rechnen“, so Grothkopp. Junge Menschen, die den Beruf erlernten, seien in der Regel noch minderjährig und auf den ÖPNV angewiesen. „Die Fahrzeiten nach Mölln sind lang, da es keine direkten Verbindungen gibt.“

Das Bildungsministerium verteidigt die Zusammenlegung jedoch als alternativlos. „Das SHIBB (Schleswig-Holsteinisches Institut für Berufliche Bildung, Anm. d. Red.) weiß, dass die Entfernung zur Berufsschule bei der Wahl des Ausbildungsberufes eine Rolle spielen kann“, sagt Sprecher David Ermes. Mit dem Masterplan verfolge das Ministerium das Ziel einer „Sicherung der Ausbildung in der Fläche“, was im Interesse der jungen Menschen und der Wirtschaft sei.

In den vier Klassen in Ahrensburg werden nur sechs oder sieben Schüler unterrichtet

„Diese Zielsetzung stößt allerdings dort an ihre Grenzen, wo die Evaluation ergeben hat, dass in bestimmten Regionen die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse bereits sehr klein ist und keine Trendumkehr zu erwarten ist“, so Ermes. „An diesen Stellen gehört es zur ehrlichen Analyse seitens des Landes, dann die erforderlichen Maßnahmen vorzuschlagen.“

Laut Ministerium werden in Ahrensburg derzeit 26 angehende Zerspanungsmechaniker unterrichtet, was bei vier Ausbildungsjahren eine Klassengröße von im Durchschnitt nur sechs oder sieben Schülern bedeute. Vorgesehen sei jedoch eine jahrgangsübergreifende Schülerzahl von 76.

Künftig nur noch fünf statt acht Schulstandorte für Zerspanungsmechnaiker

Statt an acht Standorten soll der Schulunterricht für den Beruf deshalb künftig nur noch an fünf Orten angeboten werden: Kiel, Neumünster, Itzehoe, Norderstedt und Mölln, wobei letzterer für Stormarn zuständig wäre. Am BBZ Mölln würden angehende Zerspanungsmechaniker schon seit längerer Zeit in stabilen Klassen beschult, begründet Ermes die Entscheidung für diesen Standort und gegen Ahrensburg. „Die Schule ist gut ausgestattet und verfügt über sehr qualifizierte Lehrkräfte.“

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Das Ministerium verweist darauf, dass Azubis aus dem Norden des Kreises alternativ auch an der gewerblich-technischen Walter-Lehmkuhl-Schule in Neumünster beschult werden können. Stormarner, die nahe der Hamburger Stadtgrenze wohnen, könnten zudem nach dem Gastschulabkommen mit der Stadt Hamburg Anträge auf Beschulung in der Hansestadt stellen.

Metall-Unterstufe soll gemeinsamen Unterricht im ersten Lehrjahr ermöglichen

Außerdem plant Prien die Einführung einer sogenannten Metall-Unterstufe flächendeckend an 17 Standorten in Schleswig-Holstein. Im ersten Lehrjahr könnten dann Auszubildende aller Berufe des Metall-Clusters gemeinsam unterrichtet werden. Die Zerspanungsmechaniker müssten somit erst nach einem Jahr von Ahrensburg nach Mölln wechseln.

Ursprünglich sollten neben den Zerspanungsmechanikern auch die Metallbauer von Ahrensburg nach Mölln umziehen. Diese Pläne sind nach heftiger Kritik seitens der Kreishandwerkerschaft Stormarn und zahlreicher Betriebe inzwischen aber vom Tisch.

Bei den Metallbauern rudert das Ministerium nach heftiger Kritik zurück

Im zweiten Entwurf des Masterplans wird der Metallbau laut Ministerium als sogenannter Basisberuf eingestuft. Dadurch sollen trotz geringer Schülerzahlen alle 13 Berufsschulstandorte mit insgesamt elf Lehrerstellen erhalten bleiben. „Der Beruf Metallbauer ist für das Metallhandwerk grundlegend“, sagt Ermes, daher müsse das Angebot in der Fläche erhalten bleiben. Das sei das Ergebnis zahlreicher Gespräche mit Schulen, Schulträgern, Kammern, Innungen und Betrieben.

Für Marcus Krause, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn, ist das ein wichtiger Erfolg für das Handwerk in der Region. „Die Erleichterung ist nicht nur bei uns groß, sondern auch bei den rund 80 metallverarbeitenden Betrieben in Stormarn“, so Krause, der in den vergangenen Monaten vehement gegen die Verlegung gekämpft hatte.

Ministerin Prien möchte bis zur Vorlage des finalen Entwurfs für die Reform im Herbst weiterhin den Dialog mit den betroffenen Akteuren suchen. Eine Umsetzung der Maßnahmen ist mit Beginn im Schuljahr 2024/25 schrittweise bis 2030 geplant.