Ahrensburg/Reinbek. Lehrlinge im Metallbau aus Stormarn sollen Ausbildung künftig in Mölln statt Ahrensburg bekommen. Handwerksvertreter sind alarmiert.

Der Reinbeker SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat sieht die Pläne von Bildungsministerin Karin Prien (CDU) für eine Reform des Berufsschulwesens kritisch. „Mit Bus und Bahn brauche ich von vielen Ecken Stormarns aus zwei Stunden und mehr, um nach Mölln zu kommen“, sagt der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Kieler Landtag.

Ende Januar hatte Prien den sogenannten Masterplan Berufliche Bildung vorgestellt, der unter anderem eine Zentralisierung der Beschulung bestimmter Ausbildungsgänge an einzelnen Berufsschulstandorten vorsieht. Als Grund nennt das Ministerium die sinkende Zahl an Auszubildenden in bestimmten Berufen.

Masterplan Berufliche Bildung: SPD-Politiker Habersaat kritisiert Ministerin

„Klassen, in denen nur eine Handvoll Schülerinnen und Schüler sitzt, können wir auf die Dauer nicht auskömmlich finanzieren. Weder das Land, noch die Schulträger“, so Prien. Um Abhilfe zu schaffen, soll der Schulunterricht in diesen Ausbildungen an einigen wenigen Standorten zusammengelegt werden.

Ausgenommen sind Berufe, die künftig als „regionale Basisberufe“ eingestuft werden sollen. Dabei handelt es sich um Tätigkeiten, die „für die regionale Wirtschaft von Bedeutung und für die Energiewende erforderlich“ sind, etwa Elektroniker mit der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik, Landwirte oder Fachkräfte in der Gastronomie. Sie sollen eine Ausstattung mit Lehrkräften auch für geringere Schülerzahlen bekommen.

Metallbau-Azubis aus Stormarn sollen künftig nach Mölln pendeln

In Stormarn sind von den Umstrukturierungen die Auszubildenden im Metallbau betroffen. Sie sollen statt in Ahrensburg künftig die Berufsschule im 40 Kilometer entfernten Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) besuchen. Die Kreishandwerkerschaft und die rund 80 metallverarbeitenden Betriebe in Stormarn schlagen deshalb Alarm. Sie befürchten, dass die Metallbau-Lehre aufgrund der weiten Fahrtwege so unattraktiv wird, dass sie künftig keinen Nachwuchs mehr finden.

Diese Sorge teilt Habersaat und warnt vor „in Teilen erheblichen Auswirkungen“ der Reform auf die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg. „Angesichts der Bedeutung dieser Betriebe für den wirtschaftsstarken Kreis Stormarn könnte man sich fragen, ob dies nicht ein sogenannter Basisberuf sein könnte“, sagt der SPD-Politiker mit Blick auf die Auszubildenden im Metallbau.

In Mölln würden künftig keine Bankkaufleute und Bäcker mehr unterrichtet

„Es erschließt sich nicht, warum es welche Berufe in diese Liste geschafft haben oder eben nicht“, kritisiert Habersaat. Das Friseurhandwerk gehöre etwa dazu, das Bäckerhandwerk nicht. „Auch Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte gehören nicht dazu, obwohl uns Justizkreise versichern, diese seien durchaus bedeutsam für ihre Arbeit.“

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Neben den Metallbauern in Stormarn seien auch mehrere Berufszweige im Herzogtum Lauenburg von den geplanten Umstrukturierungen betroffen. „In Mölln würden beispielsweise keine Bankkaufleute und keine Kaufleute für Groß- und Außenhandel mehr ausgebildet werden, ebenso wie Elektroniker und Bäcker“, so Habersaat.

Die Maßnahmen sollen schrittweise bis 2030 umgesetzt werden

Der Bildungsexperte spricht sich für eine engere Zusammenarbeit mit den Berufsschulen in Hamburg aus. Müssten die Auszubildenden aus Stormarn nach Mölln pendeln, führen sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln meist durch Hamburg oder Lübeck an Berufsschulen mit demselben Angebot vorbei. Das sei schwer zu erklären. „Eine engere Zusammenarbeit mit Hamburg im Interesse der Hamburger Randkreise war anscheinend bisher kein Teil des Masterplans“, moniert Habersaat.

Das Kieler Bildungsministerium weist darauf hin, dass sich für 90 Prozent der Berufsschüler keine Änderungen ergäben. Zudem könnten Fahrtwege durch die Einbindung digitaler Unterrichtsformate und Übernachtungsmöglichkeiten an den Berufsschulstandorten reduziert werden. Ministerin Prien möchte bis zur Vorlage des finalen Entwurfs für die Reform im Herbst den Dialog mit den betroffenen Akteuren suchen. Eine Umsetzung der Maßnahmen ist mit Beginn im Schuljahr 2024/25 schrittweise bis 2030 geplant.