Großhansdorf. In der Heilig-Geist-Kirche Großhansdorf ist die letzte Messe gelesen. Wie es für die Gemeinde und den Sakralbau jetzt weitergeht.

Mit einem bewegenden Gottesdienst hat die katholische St. Ansverus-Gemeinde Abschied von der Heilig-Geist-Kirche in Großhansdorf genommen. Verliefen sich bei den Messen zuletzt nur 25 bis 30 Mitglieder in dem Gotteshaus, so war es am Sonntag, 7. Juli, mit rund 250 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele reagierten mit Trauer und Tränen auf den finalen Akt. „Dieser Zuspruch war trotz allen Wehmuts aber auch ein Zeichen der Hoffnung für mich“, sagt Pfarrer Christoph Scieszka. Nun werde man hoffentlich in der Ahrensburger St. Marien-Kirche enger zusammenrücken, wo es am 1. September um 9.30 Uhr zu einem Begrüßungsgottesdienst mit anschließendem Frühstück kommt.

Auch Kirchen in Bargteheide und Trittau werden geschlossen

Wie berichtet, hatte die Pfarrei St. Ansverus bereits im Februar vergangenen Jahres angekündigt, die am 8. Juli 1962 geweihte Kirche am Wöhrendamm aufzugeben. „Ja, es ist ein tiefer Einschnitt und damit ein schmerzhafter Moment für die Katholiken in Stormarn“, räumte Diakon Tobias Riedel unumwunden ein.

Schließung Kirche Großhansdorf
Nach dem Gottesdienst feierte die katholische Gemeinde auf dem Vorplatz den Abschied von ihrer Kirche. © HA | Lutz Kastendieck

Sinkende Mitgliederzahlen und die damit einhergehende Zunahme des wirtschaftlichen Drucks hatten eine grundlegende Immobilienreform der Pfarrei mit rund 3600 Mitgliedern unausweichlich gemacht. In Reinfeld ist bereits am 16. Juni die letzte Messe gelesen worden. Bis 2026 sollen zudem die Kirchen in Bargteheide und Trittau aufgegeben werden. Die Zukunft von St. Vicelin in Bad Oldesloe entscheidet sich spätestens 2027.

Damoklesschwert schwebte viele Monate über Gemeinde

„Für mich war dieser letzte Gottesdienst ein sehr emotionaler Moment, bin ich doch in dieser Kirche praktisch aufgewachsen“, sagt Monika Schmitt. Mit dem Gotteshaus würden sich viele persönliche Erlebnisse verbinden, Taufen und Hochzeiten, aber auch Beisetzungen. „Dieser Abschied hat jetzt aber etwas sehr Endgültiges, deshalb geht mir dieser Tag besonders nah“, so Schmitt.

Schließung Kirche Großhansdorf
Pfarrer Christoph Scieszka (M.) mit Cordula Schilling (l.) und Monika Schmitt. © HA | Lutz Kastendieck

Cordula Schilling wirkte schon etwas gefasster. „Das Damoklesschwert schwebte ja nun schon viele Monate über uns. Da gab es viel Zeit, sich auf das offenbar Unvermeidliche einzustellen“, erklärte Schilling. Doch wahrer Glaube hänge nicht von einem bestimmten Raum ab. „Zum Einkaufen fährt man schließlich ebenfalls nach Ahrensburg, jetzt eben auch zum Gottesdienst“, gab sich Schilling ganz pragmatisch.

Gemeinde Großhansdorf will das Kirchengrundstück kaufen

Anna Nolting sieht das ebenso. Die gebürtige Oberbayerin kam vor 13 Jahren nach Stormarn und war froh, ihre Konfession auch im evangelisch geprägten Norden in einer katholischen Gemeinde leben zu können. „Besonders berührt hat mich, dass unser Glaube hier weniger Brauchtum, als vielmehr eine Sache des Herzens ist“, so die Mutter von drei Kindern, von denen zwei aktive Ministranten sind. Die Nähe zur nur vier Kilometer entfernten Schlossstadt Ahrensburg sei nunmehr ein großer Trost.

Schließung Kirche Großhansdorf
Anna und Roger Nolting mit ihren Kindern Gabriel (v. l.), David und Helena. © HA | Lutz Kastendieck

Unterdessen besteht nur wenig Hoffnung, dass der Sakralbau wenigstens als ortsprägendes Gebäude erhalten bleibt. Die Gemeinde Großhansdorf hatte bereits zu Beginn des Jahres avisiert, dass sie das 3700 Quadratmeter umfassende Grundstück kaufen möchte – allerdings ohne Kirche.

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„Wir wollen dort eine dringend benötigte Kita errichten. Der Standort ist bestens gelegen und unweit der U-Bahnstation Kiekut auch gut erreichbar“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Allerdings wolle nicht er als Bürgermeister die Kirche abreißen. Deshalb sei es Teil der Verhandlungen mit der Pfarrei, dass sie das Grundstück ohne Gebäude übergibt.

Das wiederum würde Diakon Tobias Riedel schmerzen. „Ich wünschte mir, dass die entwidmete Kirche erhalten bleibt und künftig in anderer Weise genutzt wird“, sagte er dieser Redaktion. Und verwies auf einen ähnlich gelagerten Fall vor einigen Jahren in Neumünster. Dort wurde das profanierte Gotteshaus tatsächlich erfolgreich in eine Kita umgewandelt.

Bürgermeister glaubt nicht an Erhalt der Kirche

Was Bürgermeister Voß jedoch für wenig wahrscheinlich hält. „Wir haben zwar darüber nachgedacht. Ich glaube aber nicht, dass diese Variante in Großhansdorf ohne einen beträchtlichen Kostenaufwand umsetzbar ist“, so Voß. Auch er bedauere das Aus für das Gotteshaus sehr, verstehe andererseits jedoch die wirtschaftlichen Zwänge des Bistums.

So war es am Ende an Bürgervorsteher Mathias Schwenck, der den durch andere Termine verhinderten Voß beim Schlussgottesdienst vertrat, für Zuversicht an diesem traurigen Tag zu sorgen. „Trost finden wir im Glauben, Mut aber durch Gemeinsamkeit. Jetzt sind gute Ideen gefragt, um das Beste aus der Situation zu machen. Nicht Dunkelheit liegt vor uns, sondern Licht“, proklamierte Schwenck.