Bad Oldesloe. Zensus liefert Daten zum Wohnungsmarkt. Wie viel die Menschen im Schnitt zahlen und wo Wohnen sogar noch teurer ist als in Hamburg.
Die Ergebnisse des Zensus 2022, die das Statistische Bundesamt jetzt vorgestellt hat, liefern nicht nur spannende Erkenntnisse zur Stormarner Bevölkerung, sondern auch zum Immobilienmarkt. Erstmals wurden als Teil der großen Volksbefragung auch Daten zur Nettokaltmiete, zum Wohnungsleerstand und zur Heizungsart erhoben.
Im Durchschnitt zahlten Stormarner demnach zum Stichtag 15. Mai 2022 eine Nettokaltmiete von 8,65 Euro je Quadratmeter. Damit wohnt es sich im Kreis gar nicht so viel günstiger als in Hamburg. In der Elbmetropole zahlen Mieter pro Quadratmeter im Durchschnitt 9,16 Euro. Stormarn ist sogar vergleichsweise teuer: Die Mietpreise zwischen Hamburg und Lübeck liegen deutlich sowohl über dem landesweiten (7,41 Euro/m2) als auch über dem bundesweiten (7,28 Euro/m2) Schnitt.
Mietwohnungen im Kreis Stormarn: teuer, alt und schwer zu finden
Bei den Mietpreisen gibt es innerhalb Stormarns allerdings starke regionale Unterschiede. Besonders hohe Mieten werden in Ahrensburg fällig: Im Schnitt 10,46 Euro sind es hier pro Quadratmeter. Damit ist die Schlossstadt nicht nur die einzige Kommune im Kreis, bei der die Durchschnittsmiete über der Marke von zehn Euro liegt, sondern auch teurer als das Hamburger Mittel.
Dahinter folgen mit Durchschnittsmieten von 9,26 und 8,89 Euro Barsbüttel und Oststeinbek. Ähnlich teuer ist Wohnen auch in Bargteheide (8,85 Euro/m2), Großhansdorf (8,78 Euro/m2) und Reinbek (8,70 Euro/m2). In Glinde (8,56 Euro/m2) und Ammersbek (8,47 Euro/m2) liegen die Mieten etwas niedriger.
Mit größerer Entfernung zur Metropole Hamburg sinken die Mietpreise
Wirklich günstiger wird es aber erst mit größerer Entfernung zur Metropole Hamburg. In Trittau etwa werden pro Quadratmeter noch 8,18 Euro fällig, in Reinfeld und Bad Oldesloe liegen die Durchschnittsmieten mit 7,84 Euro und 7,60 Euro sogar unter der Acht-Euro-Marke.
Überwiegend gilt: Je ländlicher die Lage, desto günstiger die Mieten. Insbesondere im Norden des Kreises sind Mietwohnungen in vielen Orten bereits ab sechs Euro pro Quadratmeter zu haben. Besonders günstig ist die Gemeinde Klein Wesenberg: In dem Dorf bei Reinfeld liegt die Durchschnittsmiete bei nur 6,01 Euro je Quadratmeter. Auch in Feldhorst (6,04 Euro/m2), Heilshoop (6,29 Euro(m2) und Neritz (6,35 Euro/m2) wohnt es sich vergleichsweise günstig.
Auf dem Dorf sind die Mieten nicht immer günstiger als in der Stadt
Wohnen auf dem Dorf geht aber nicht automatisch mit niedrigen Mieten einher. Stapelfeld (8,55 Euro/m2), Witzhave (8,66/m2) und Braak (8,66 Euro/m2) etwa können in puncto Mietpreise locker mit den Städten im Kreis mithalten. Die 2500-Einwohner-Gemeinde Siek liegt mit einer Durchschnittsmiete von 8,74 Euro je Quadratmeter sogar kreisweit auf Platz sechs der teuersten Wohnorte und damit noch vor den Städten Reinbek und Glinde.
Am häufigsten werden in Stormarn Mieten zwischen sechs und acht Euro (16.819 Fälle) oder zwischen acht und zehn Euro pro Quadratmeter (16.296 Fälle) verlangt. 7597 Wohnungen sind für eine Miete von weniger als sechs Euro pro Quadratmeter zu bekommen. 535 Mieter zahlen hingegen sogar mehr als 20 Euro je Quadratmeter.
Zensus zählt 310 Ferienwohnungen in Stormarn, die meisten in Trittau
Insgesamt gab es am Stichtag 15. Mai 2022 in Stormarn 116.880 Wohnungen, davon 61.391 Eigentums- und 52.576 Mietwohnungen. Überraschend: Obwohl der Kreis nicht zu den typischen Urlaubsregionen gehört, zählt der Zensus immerhin 310 Ferienwohnungen, von denen die meisten in Trittau (46) liegen. Aber auch in Ahrensburg (38), Ammersbek (32) und Reinbek (27) können Urlauber gut unterkommen.
Die meisten Wohngebäude (78.152) gehören Privatpersonen. Eine häufige Eigentumsform ist aber auch die Eigentümergemeinschaft (22.844). 6429 Wohnungen sind im Besitz einer Genossenschaft, 5729 gehören privaten Wohnungsunternehmen. Nur äußerst selten (462) ist eine Kommune oder ein kommunales Wohnungsunternehmen Eigentümerin des Gebäudes. Noch seltener (246) handelt es sich bei der Gebäudeeigentümerin um eine gemeinnützige Organisation.
Die meisten Wohnungen im Kreis sind rund 50 bis 60 Jahre alt
Viele Wohnungen in Stormarn sind vergleichsweise alt. Der größte Anteil wurde zwischen 1960 und 1969 (20.366) oder zwischen 1970 und 1979 (21.869) gebaut. 7254 Wohnungen wurden sogar noch vor 1919 errichtet, weitere 6413 in der Zeit von 1919 bis 1949. Seit 2010 sind kreisweit hingegen nur 12.753 neue Wohnungen entstanden.
Große Unterschiede je nach Kommune gibt es bei der Leerstandsquote. Mit 5,34 Prozent ist sie in der kleinen Gemeinde Heilshoop im äußersten Norden des Kreises am höchsten. Dahinter folgen mit Hamfelde (4,65 Prozent) und Grande (4,14 Prozent) ebenfalls zwei kleine Orte. In den Mini-Gemeinden Köthel (320 Einwohner) und Hohenfelde (43 Einwohner) sind hingegen überhaupt keine Wohnungen frei.
Unter den großen Kommunen ist die Leerstandquote in Oststeinbek am höchsten
Im Vergleich der Städte und großen Gemeinden stehen in Oststeinbek die meisten Wohnungen leer (3,39 Prozent). Knapp dahinter liegt Großhansdorf mit einer Leerstandsquote von 3,3 Prozent vor Ahrensburg mit 2,51 Prozent und Bad Oldesloe mit 2,39 Prozent. In Bargteheide sind 2,09 Prozent der Wohnungen ungenutzt, in Reinfeld 1,86 Prozent, in Trittau 1,45 Prozent und in Ammersbek 1,41 Prozent. Besonders schwierig ist die Wohnungssuche in Glinde und Barsbüttel mit Leerstandsquoten von nur 1,31 und 1,25 Prozent.
Kreisweit stehen 2604 Wohnungen leer. Das entspricht einem Anteil von 2,1 Prozent und ist in etwa mit Hamburg vergleichbar, wo 1,9 Prozent der Wohnungen leer stehen. Deutschlandweit liegt der Wert mit 4,3 Prozent doppelt so hoch. Daraus lässt sich ablesen, dass Stormarn als Wohnort weiterhin gefragt ist.
Fast überall in Stormarn gibt es mehr Eigentums- als Mietwohnungen
Die meisten Wohnungen im Kreis (1049) sind seit mehr als einem Jahr ungenutzt. Die Gründe des Leerstands sind unterschiedlich: Knapp die Hälfte der Wohnungen (1144) wäre theoretisch innerhalb von drei Monaten bezugsfertig. In anderen Fällen verhindern laufende oder geplante Baumaßnahmen (536), ein geplanter Abriss (176), ein bevorstehender Verkauf (245) oder eine künftige Eigennutzung (183), dass Menschen einziehen können.
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Auffällig ist die in ganz Stormarn hohe Eigentümerquote. Mehr als die Hälfte der Wohnungen (54,6 Prozent) im Kreis befindet sich im Eigentum ihrer Bewohner. Zum Vergleich: In Hamburg liegt der Wert bei nur 21,6 Prozent. In fast allen Kommunen überwiegt die Anzahl der Eigentumswohnungen gegenüber Mietwohnungen. Einzige Ausnahmen: Die Städte Ahrensburg (Eigentümerquote 46,4 Prozent), Bad Oldesloe (41,4 Prozent) und Glinde (46,8 Prozent). Besonders wenige Mietwohnungen gibt es in Nienwohld, Tremsbüttel, Heidekamp und Braak: Der Anteil liegt nur bei etwa einem Viertel.
Die mit Abstand meisten Stormarner leben in einem Einfamilien- oder Doppelhaus
Die hohe Eigentümerquote dürfte auch damit zu erklären sein, dass das Einfamilienhaus (58.324) die mit Abstand häufigste Gebäudeform in Stormarn ist. Bei 10.646 Gebäuden handelt es sich um Doppelhäuser oder andere Gebäudeformen mit zwei Wohneinheiten. 47.912 Gebäude sind Mehrfamilienhäuser mit mehr als drei Wohnungen.
Die durchschnittliche Wohnungsgröße unterscheidet sich je nach Wohnort stark. In Glinde und Bad Oldesloe haben die Menschen im Mittel nur etwa 90 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, während es in Braak und Nienwohld rund 134 Quadratmeter sind. Überall in Stormarn haben die Menschen im Schnitt aber mehr Platz zur Verfügung als in Hamburg, wo die durchschnittliche Wohnungsgröße bei gerade einmal rund 77 Quadratmetern liegt. Der Bundesschnitt beträgt 94 Quadratmeter.
In Großhansdorf haben die Menschen den meisten Wohnraum zur Verfügung
Von den großen Kommunen bieten Wohnungen in Großhansdorf mit im Schnitt mehr als 113 Quadratmetern den meisten Platz. Ebenfalls über dem kreisweiten Mittel von 103 Quadratmetern liegen Barsbüttel, Oststeinbek, Ammersbek und Trittau mit einer durchschnittlichen Wohnungsgröße von circa 104 Quadratmetern. Trittau (101 m2) und Reinfeld (100 m2) fallen leicht darunter, Bargteheide (99 m2), Reinbek (98 m2), Ahrensburg (96 m2) sowie Bad Oldesloe und Glinde deutlich.
Die meisten Stormarner haben zwischen 60 und 79 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. 23.391 Wohnungen dieser Größe zählt der Zensus im Kreis. 180 oder mehr Quadratmeter (7151) sind hingegen die Ausnahme. Auch Wohnungen mit weniger als 40 Quadratmetern (4092) gibt es nur wenige.
Gas und Öl sind weiterhin die dominierenden Wärmequellen in Stormarn
Die allermeisten Wohnungen und Häuser in Stormarn verfügen über drei (22.950), vier (30.637) oder fünf (25.238) Zimmer. Ein- (2537) oder Zwei-Zimmer-Wohnungen (9303) sind dagegen kaum zu finden. Wer eine Wohnung oder ein Haus mit sechs (14.427) oder sieben und mehr Zimmern (11.750) sucht, hat es wiederum etwas leichter.
In puncto Energiewende besteht in Stormarn noch Nachholbedarf. Eine überwältigende Mehrheit der Wohnungen (77.627) wird weiterhin mit Gas beheizt, 18.091 weitere mit Öl. Immerhin 13.482 Wohnungen sind an ein Fernwärmenetz angeschlossen, wobei der Zensus keinen Aufschluss darüber gibt, inwiefern diese Netze mit erneuerbaren Energiequellen gespeist werden. Lediglich 3654 Wohnungen nutzen Solar- oder Geothermie oder eine Wärmepumpe.