Ahrensburg. Nach Abschluss des Ausbaus der Bundesstraße gibt es im Umfeld viele Schlaglochpisten. Welche Orte besonders betroffen sind.

Als Ende Mai der Ausbau der Bundesstraße 404 zwischen dem Kreuz Bargteheide und der Anschlussstelle Lütjensee/Schönberg abgeschlossen war und der Verkehr auf der wichtigen Verbindung zwischen A1 und A24 wieder fließen konnte, atmeten nicht nur viele Autofahrer auf – auch Hunderte Bewohner umliegender Gemeinden. Zwei lange Jahre hatte sich der Umleitungsverkehr durch Ortschaften wie Großensee, Todendorf, Trittau und Grönwohld gewälzt mit den üblichen, negativen Begleiterscheinungen. Jetzt ist zwar wieder relative Ruhe eingekehrt. Doch zurückgeblieben sind teilweise abenteuerliche Schlaglochpisten als permanentes Ärgernis.

Der Winter und die Laster haben Ortsdurchfahrt den Rest gegeben

Besonders betroffen ist etwa die Ortsdurchfahrt Großensee. Hier treffen sich mit der L92 und der L93 gleich zwei Landesstraßen von regionaler Bedeutung. Sie werden von vielen Autofahrern als Verbindung zwischen der A1-Anschlussstelle Ahrensburg und der B404-Anschlussstelle Trittau/Großensee genutzt – auch ohne Umleitungsverkehr.

„War die Ortsdurchfahrt schon vor der Ausweisung als Umleitungsstrecke schwer beschädigt, so haben ihr der Winter und die permanente Mehrbelastung, insbesondere durch zusätzlichen Schwerlastverkehr während des B404-Ausbaus, buchstäblich den Rest gegeben“, sagt Bürgermeister Uwe Tillmann-Mumm. Zwar sei Anfang Juni wenigstens die L92 Richtung Lütjensee repariert worden. Das sei im Hinblick auf den Zustand der L93 Richtung Trittau aber nur ein schwacher Trost.

Ganztägig Tempo 30 wurde von Straßenverkehrsbehörde abgelehnt

Großensee
Straßenschilder weisen auf die Schäden hin. Eine vorübergehende Anordnung von Tempo 30  wurde laut Bürgermeister von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises abgelehnt. © HA | Lutz Kastendieck

Teilweise sind die Krater im Asphalt dort so tief gewesen, dass darin Warnbarken samt Fuß Platz fanden. So wurde die Trittauer Straße als Teil der L93 regelrecht zum Hindernisparcours, der über viele Wochen hinweg nur durch Fahren in erzwungenen (!) Schlangenlinien unfallfrei passierbar war.

„Wir hätten uns deshalb vorübergehend ganztägig die Anordnung von Tempo 30 gewünscht. Doch das wurde von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises abgelehnt“, sagt Tillmann-Mumm. So wird der Verkehr nun noch viele Monate über die von der Straßenmeisterei Grande immer mal wieder notdürftig ausgebesserte Piste rumpeln und rattern.

Sanierung wird nicht vor dem Frühjahr 2025 beginnen

Laut Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) soll der L93-Abschnitt in Großensee frühestens im ersten Halbjahr nächsten Jahres saniert werden. „Die Erneuerung der Fahrbahn in der Ortsdurchfahrt Großensee ist bereits seit Längerem im Erhaltungsprogramm Landesstraßen vorgesehen und wird derzeit mit beteiligten Dritten abgestimmt“, heißt es aus dem LBV.SH.

Gemeint ist offenbar auch die Kommune selbst. Angedacht sei jedenfalls „eine Gemeinschaftsmaßnahme mit der Gemeinde Großensee“. Allerdings lägen zu deren Planungen aktuell noch keine abschließenden Erkenntnisse vor. „Das ist so nicht zutreffend“, dementiert Uwe Tillmann-Mumm.

Verbindung zur B404 soll bereits im August angegangen werden

Beim Gespräch mit dem LBV.SH im Februar habe es seitens der Gemeinde de facto bereits grünes Licht gegeben. „Mag sein, dass da noch Detailfragen mit dem Abwasserzweckverband Obere Bille hinsichtlich der Siele geklärt werden müssen. Von uns aus könnte es aber schon morgen losgehen“, so der Bürgermeister.

Unterdessen will der Landesbetrieb eigenem Bekunden zufolge noch in diesem Jahr die Verbindung zwischen der Gemeinde und der B404-Anschlussstelle Trittau/Großensee angehen. Die Baumaßnahme sei ebenfalls Teil des Erhaltungsprogramms Landesstraßen und schon ausgeschrieben worden. Baubeginn soll bereits im August dieses Jahres sein.

Schäden an Schleichwegen werden nicht behoben

Im Nachgang des vollendeten Ausbaus der Bundesstraße 404 werden derzeit noch weitere Sanierungsmaßnahmen geprüft. Dazu gehört unter anderem die kleinräumige Umleitungsstrecke zwischen Lütjensee und Todendorf an der Kreisstraße K98. Weitere konkrete Vorhaben benannte der LBV.SH auf Anfrage dieser Redaktion jedoch nicht.

Als Umleitungsstrecken seien schließlich „nur klassifizierte Straßen“, sprich Landes- und Kreisstraßen, ausgewiesen worden. „Zur Funktion dieser Straßen zählt grundsätzlich auch eine temporäre Aufnahme von Umleitungsverkehren“, so der Landesbetrieb. Für Straßen, die nicht als offizielle Umleitungsstrecken ausgewiesen waren, aber als „Schleichverkehrsstrecken“ genutzt wurden, werde es im Zusammenhang mit dem Ausbau der B404 hingegen keine Erhaltungsmaßnahmen geben.

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Alle vier Jahre wird vom LBV.SH der Zustand aller Landesstraßen systematisch erfasst. Die zuletzt durchgeführte Analyse stammt aus dem Jahr 2021. Schon damals wurde die Ortsdurchfahrt Großensee als stark sanierungsbedürftig in der schlechtesten Zustandskategorie geführt. Ebenso wie rund 1000 weitere Landstraßen-Kilometer landauf, landab.

Doch gerade im zurückliegenden Herbst/Winter-Halbjahr habe sich der Zustand zahlreicher Straßenabschnitte in Folge „außergewöhnlicher Witterungsbeanspruchung“ teils unabhängig bestehender Vorschäden deutlich verschlechtert, räumte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr ein. Mit der Strategie zur Entwicklung der Landesstraßen gebe es indes einen landesweiten Masterplan zur kontinuierlichen Sanierung des Straßennetzes in Schleswig-Holstein.