Ahrensburg. Wer nach dem Ahrensburger Rathauschef sucht, fand bislang einen Ex-Bürgermeister-Kandidaten. Hat der Irrtum mit dem Wahlslogan zu tun?
Michael Sarach (SPD) ist der amtierende Bürgermeister der Stadt Ahrensburg. Am 1. Mai übernimmt dann dessen Parteikollege Eckart Boege den Posten an der Verwaltungsspitze – so weit, so einfach. Doch nicht für Google: Wer nach dem Ahrensburger Bürgermeister sucht, fand bislang keinen der beiden Vorgenannten, sondern den Grünen-Politiker Christian Schubbert.
Der Stadtverordnete wurde in der Suchmaschine zwar nicht als Bürgermeister betitelt, erschien aber als erstes Ergebnis mit ausführlichem Steckbrief samt Foto, Adresse, Öffnungszeiten und Telefonnummer. Bei den Kontaktdaten handelte es sich zudem nicht etwa um die der Ahrensburger Verwaltung, sondern um jene des Unternehmens für Werbemittel, das Schubbert an der Manhagener Allee betreibt. Und es wird noch kurioser: Den Standort des Büros des vermeintlichen Ahrensburger Bürgermeisters gab Google an mit „Befindet sich in: Bäckerei Kock“.
Google macht unterlegenen Kandidaten zum Ahrensburger Bürgermeister
Die Bäckerei betreibt eine Filiale im Erdgeschoss des Gebäudes, in dem Schubbert seinen Firmensitz hat. Erst danach folgte in der Suchmaschine die offizielle Internetseite der Stadt Ahrensburg, auf der bei einem Klick die richtigen Kontaktdaten des Amtsinhabers Sarach zu finden sind. Der Steckbrief Schubberts erschien allerdings nur in den Ergebnissen, wenn der Nutzer die von der Suchmaschine vorgeschlagenen Begriffe „Bürgermeister Ahrensburg“ oder „Ahrensburg Bürgermeister“ auswählte und automatisch vervollständigen ließ, nicht aber, wenn die Suchwörter komplett selbst eingetippt wurden.
Nach einer Anfrage unserer Redaktion hat Google den Eintrag inzwischen entfernt. In der Vergangenheit hat die Verwechslung allerdings bereits für Verwirrung gesorgt, wie Christian Schubbert erzählt. „Hin und wieder bekomme ich Anrufe oder E-Mails von Leuten, die denken, Sie seien im Rathaus gelandet“, sagt der Grüne. Er stelle dann immer richtig, dass er nicht der Bürgermeister sei und vermittele den korrekten Kontakt zur Verwaltung.
Schubbert vermutet falsche Verknüpfung im Google-Algorithmus
Wie es zu der Verwechslung durch Google kommen konnte, ist Schubbert ein Rätsel. „Möglicherweise ist es ein Überbleibsel aus dem Wahlkampf, das sich in irgendeinem Algorithmus verfestigt hat“, spekuliert er. Schubbert hatte bei der Ahrensburger Bürgermeisterwahl am 26. September für die Grünen kandidiert, hatte den Einzug in die Stichwahl am 17. Oktober mit 23,1 Prozent der Stimmen aber klar verpasst.
Im zweiten Wahlgang setzte sich schließlich der SPD-Ortsvorsitzende und Diplom-Mathematiker Eckart Boege mit 51,7 zu 48,3 Prozent der Stimmen gegen den von der CDU nominierten Barsbütteler Verwaltungschef Thomas Schreitmüller durch. Amtsinhaber Michael Sarach war nach zwei Amtszeiten nicht zur Wiederwahl angetreten.
Ist der Google-Irrtum auf Wahlkampf-Slogan zurückzuführen?
„Im Wahlkampf habe ich mit dem Slogan ,Ihr Bürgermeister für Ahrensburg’ geworben, vielleicht hat Google das aufgeschnappt und daraus gemacht, dass ich der Amtsinhaber sei“, mutmaßt Schubbert. Das sei so natürlich nicht beabsichtigt gewesen. Möglich sei aber auch eine Verwechslung: Schubbert ist Zweiter Stellvertreter des Bürgermeisters.
Im Rathaus war der Google-Irrtum bislang nicht bekannt. Erst durch die Anfrage unsrer Redaktion habe man davon erfahren. „Insofern nehmen wir das mit Interesse zur Kenntnis“, sagt Rathaussprecher Fabian Dorow. Er betont: „Entscheidend ist, dass keine fehlerhaften Informationen verbreitet wurden.“ Schubbert erscheine zwar als Suchergebnis, werde aber nicht als Bürgermeister tituliert.
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Google-Nutzer können fehlerhafte Einträge melden
Doch wie konnte es nun überhaupt zu der Verwechslung kommen? Dazu erklärt eine Google-Sprecherin auf Anfrage: „Die Informationen für lokale Einträge in der Google-Suche basieren auf Daten aus einer Vielzahl von Datenquellen.“ Bei dem genannten Steckbrief handele es sich um einen sogenannten Brancheneintrag.
Diese werden laut Unternehmen anhand verschiedener Informationen, etwa der Angaben von offiziellen Websites von Unternehmen, lizenzierten Daten von Drittanbietern, von Nutzern zur Verfügung gestellten Informationen und Angaben, die „auf den Interaktionen von Google mit einem lokalen Ort oder Unternehmen beruhen“ generiert. „Sollten Nutzerinnen und Nutzer fehlerhafte Informationen innerhalb eines lokalen Eintrags entdecken, können sie diese jederzeit direkt innerhalb der Google Suche mithilfe des Feedback-Buttons melden“, erklärt die Sprecherin.