Ahrensburg. Zweitstärkste Partei nominiert ihren langjährigen Stadtverordneten. So will der 52-Jährige die Wahl gewinnen.

Die Ahrensburger Grünen haben ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl gefunden. Es ist ein Mann aus den eigenen Reihen: Christian Schubbert, seit 15 Jahren kommunalpolitisch in der Partei aktiv und seit 2008 Stadtverordneter. Die Mitglieder des Ortsverbands haben den 52-Jährigen mit großer Mehrheit aufgestellt. Die mehr als 27.000 Wahlberechtigten der rund 34.000 Ahrensburger stimmen über den Nachfolger von Amtsinhaber Michael Sarach (67) am 26. September ab, parallel zur Bundestagswahl. Die CDU hat Thomas Schreitmüller (53) nominiert, aktuell Bürgermeister in Barsbüttel.

Christian Schubbert ist Geschäftsführer seiner Firma für Werbemittel und -konzepte. Der „leidenleidenschaftliche Vater eines Sohnes“ ist zweiter stellvertretender Bürgermeister und leitet seit 2013 den Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport. „So wie ich als Vorsitzender des Ausschusses agiere, so möchte ich auch als Bürgermeister handeln und gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen suchen und finden“, sagt er.

Er möchte einen offenen Führungsstil etablieren

In dem Gremium werde immer in offener Atmosphäre diskutiert. Es sei völlig egal, aus welcher politischen Richtung ein Vorschlag oder Antrag komme. „Wichtig ist, gemeinsam zu einem sachlich guten und mehrheitsfähigen Ergebnis zu gelangen“, sagt Schubbert. Erfolg stelle sich nur ein, wenn man es schaffe, mit seinem Gegenüber in dieselbe Richtung zu schauen. „So führe ich mein Unternehmen, so gehe ich mit Kunden und Dienstleistern um, so bin ich als Vater, so bin ich im Umgang mit anderen in der Politik.“

Als der Ortsverband im vergangenen August beschloss, einen eigenen Kandidaten ins Rennen zu schicken, habe er sich für eine Bewerbung entschieden. „Am Anfang stand meine eigene Motivation“, sagt Schubbert. „Außerdem bin ich von mehreren Seiten angesprochen worden, ob ich das nicht machen wolle.“

Bürger können zwischen zwei Konzepten entscheiden

Thomas Schreitmüller (52) will ebenfalls Bürgermeister in Ahrensburg werden. 
Thomas Schreitmüller (52) will ebenfalls Bürgermeister in Ahrensburg werden.  © HA | Janina Dietrich

Eine Bürgermeisterwahl sei auch immer eine Persönlichkeitswahl. Er biete den Menschen in Ahrensburg ein alternatives Konzept. „Auf der einen Seite stehe ich mit meiner Außensicht als Bürger, Kaufmann und Vater“, sagt Schubbert, „auf der anderen Seite ist jemand, der sein ganzes Leben in der Verwaltung verbracht hat.“ Damit meint er Mitbewerber Thomas Schreitmüller, den er bei einem kurzen Gespräch auf dem Rondeel persönlich kennengelernt hat.

Aufgewachsen in der Nordheide, lebte Christian Schubbert lange Zeit in Hamburg. Er lernte Kaufmann im Groß- und Außenhandel, machte einen Fachhochschulabschluss in Betriebswirtschaft sowie einen Hochschulabschluss in Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft. Er entwickelte das Vertriebscontrolling in einem 250-Mitarbeiter-Unternehmen, war auch im Außendienst unterwegs. 1998 zog er nach Ahrensburg, wo er sich 2005 selbstständig machte.

Ein Überhangmandat machte ihn zum Abgeordneten

Weil ihm viele Ansätze der 2002 wiedergewählten rot-grünen Bundesregierung gefielen („Atomausstieg, Gleichstellung, gesunde Ernährung“), es aber Kritik der Medien hagelte, trat er „aus Trotz“ bei den Grünen ein. „Das war nicht einfach“, sagt Schubbert lächelnd. Erst habe es Monate gedauert, bis er die Antwort der Bundespartei bekam, dass er sich beim Kreisverband melden solle. Dort erhielt er die Auskunft, dass der Ortsverband zuständig sei. Es folgten „Grünschnack“-Stammtische und das Engagement als Bürgerliches Mitglied.

Vor der Kommunalwahl 2008 gab es einen personellen Umbruch. Die Grünen hatten drei Sitze, Schubbert ließ sich überreden, auf Platz sechs zu kandidieren. Die Partei verbesserte sich von 9,8 auf 16,7 Prozent, bekam fünf Sitze – plus ein Ausgleichsmandat. „Da bin ich zu meinem politischen Glück gezwungen worden“, sagt er. Heute sind die Grünen hinter der CDU zweistärkste Fraktion.

Musizieren an Orgel und Cello bringt ihm Energie

Nach Feierabend genießt der 52-Jährige die Zeit mit dem inzwischen 16 Jahre alten Sohn. Mit dessen Hilfe habe er im Lockdown seine Schachkenntnisse „extrem verbessert“. Beim Musizieren („Gut Orgel und eher schlecht Cello, von Bach bis Jazz“) tanke er Energie.

Im Wahlkampf setzen die Grünen zunächst auf Social-Media-Kanäle und die Seite www.christian-schubbert-ahrensburg.de. „Alles Weitere hängt davon ab, wann wieder Veranstaltungen möglich sind“, sagt Ortsverbandssprecherin Claudia Brüggemann. Mit mehreren anderen Parteien gebe es Vorgespräche über eine mögliche Unterstützung. Brüggemann: „Der Ausgang hängt natürlich davon ab, ob sie noch eigene Kandidaten aufstellen oder nicht.“

CDU ist die stärkste Partei in der Versammlung

Die CDU ist mit 13 Sitzen größte Fraktion in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung. Es folgen Grüne (9), SPD (8), Wählergemeinschaft WAB (4), FDP und Linke (beide 3). Die Christdemokraten nominierten bereits im vergangenen August Thomas Schreitmüller (53), der seit 2007 Bürgermeister in Barsbüttel ist. Zuvor war er dies in Tangstedt (seit 2000) und Bauamtsleiter in Großhansdorf.

Schreitmüller ist parteilos. 2015 war er nach einem Streit um die Rathaussanierung in Barsbüttel aus der CDU ausgetreten. Er kennt Ahrensburg ebenfalls sehr gut, da er in der Stadt aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Die Kandidatur von Christian Schubbert überrasche ihn nicht: „Das hat sich ja abgezeichnet und war nur noch eine Frage des Zeitpunkts der Bekanntgabe.“

Michael Sarach setzte sich zweimal in Stichwahl durch

Ahrensburgs aktueller Bürgermeister Michael Sarach
Ahrensburgs aktueller Bürgermeister Michael Sarach © Ralph Klingel-Domdey | Ralph Klingel-Domdey

Bei der Wahl 2015 traten die Stadtverordneten Christian Conring (CDU) und Jörg Hansen (Grüne) gegen Amtsinhaber Michael Sarach, der SPD-Mitglied ist, an. Im ersten Durchgang schied Hansen mit 16,4 Prozent aus, die Stichwahl gegen Conring entschied Sarach mit 55,2 Prozent für sich. 2009 hatte sich Sarach in der Stichwahl mit 53 Prozent gegen gegen den CDU-Fraktionsvorsitzenden Jörn Schade durchgesetzt.

Kandidatenvorschläge können alle Parteien machen. SPD, WAB, FDP und Linke haben sich noch nicht festgelegt. Einzelbewerber können antreten, indem sie die nötigen Unterstützungsunterschriften sammeln.