Ahrensburg. Das Abendblatt auf Tour mit den Bürgermeisterkandidaten. Heute: Christian Schubbert, Stadtverordneter der Grünen in Ahrensburg.
Einfach mal ganz privat durch seine Heimatstadt zu spazieren ist für den Ahrensburger Stadtverordneten Christian Schubbert derzeit kaum möglich. Der engagierte Kommunalpolitiker, der seit 2003 Mitglied bei den Grünen ist, sticht schon allein durch seine schneeweißen Haare aus der Menge heraus. Und seit bekannt ist, dass Schubbert bei der Wahl am 26. September Michael Sarach als Bürgermeister ablösen will, sprechen ihn auch dann immer wieder Menschen an, wenn er nicht gerade im Wahlkampfmodus ist.
So auch beim Treffen auf dem Rondeel, Ausgangspunkt unseres Stadtspaziergangs. Kaum hat Schubbert Platz auf einer Bank genommen, als schon ein Mann auf ihn zukommt und wissen will, wie die Innenstadt ausgestaltet werden soll. Schubbert ist sofort in seinem Element, zeichnet ein lebendiges Bild einer fußgängerfreundlichen Stadtmitte.
Die Aufenthaltsqualität der Innenstadt will er steigern
Die Aufenthaltsqualität solle durch Grüninseln gesteigert werden. Abgesenkte Kantsteine und eine Pflasterung mit glattem Granit sollen dafür sorgen, dass Hindernisse für Menschen mit Geh- oder Sehbehinderungen aus dem Weg geräumt werden. Denkbar seien auch Spielgeräte wie jene an der Großen Straße. Der Bürgermeisterkandidat sagt: „Es geht darum, die Stadt den Menschen zurückzugeben.“ Daraus verbannen wolle er die Autos jedoch nicht. „Autofrei geht hier nicht“, sagt er.
Vielmehr solle der Bereich für andere Verkehrsteilnehmer ausgeweitet, die Hamburger Straße autoarm gestaltet werden. Ein weiteres Parkhaus ergebe keinen Sinn, solange die vorhandenen drei in der Innenstadt nicht ausgelastet seien. „Der Einkauf in Ahrensburg muss ein Erlebnis bleiben“, betont Christian Schubbert.
Eine Bedrohung sei der zunehmende Internethandel. Denkbar sei beispielsweise, dass sich Geschäftsleute zusammenschließen, um die Waren nach Hause zu liefern. „Gemeinschaftlich weiterdenken“ sei das Stichwort. Gemeinschaft, gemeinsam, gemeinschaftlich – diese Begriffe fallen immer wieder im Gespräch mit dem Stadtverordneten.
Verwaltung soll bürgernäher werden
Der Austausch mit anderen ist ihm auf allen Ebenen wichtig. Es bringe nichts, seine vorgefasste Meinung zu einem Thema kundzutun, vielmehr komme es auf Gesprächsbereitschaft an. Dazu passt, dass der 52-Jährige als Verwaltungschef am liebsten ein Büro „mittendrin im ersten Stock“ des Rathauses beziehen würde – und nicht im sechsten Stock wie der aktuelle Amtsinhaber.
Er wünsche sich mehr Bürgernähe von der Verwaltung, wolle die Mitarbeiter motivieren, sich als Team zu begreifen, und digitale Prozesse voranbringen. Dabei ist sich der gelernte Kaufmann, Betriebswirt und studierte Geisteswissenschaftler (Volks-, Politikwissenschaft und Geschichte) durchaus bewusst, dass der Bürgermeisterposten kein Job mit geregelten Arbeitszeiten ist. Doch das nimmt der Inhaber eines Unternehmens für Werbekonzepte und Werbeartikel in der Manhagener Allee gern in Kauf. Im Fall seiner Wahl will er die Parteimitgliedschaft ruhen lassen. „Das Bürgermeisteramt kann kein Parteiamt sein.“
Der 52-Jährige lebt seit 1998 in der Schlossstadt
Seit 1998 lebt Schubbert in der Schlossstadt. Er wuchs in der Nordheide auf, wo seine Eltern ein Café-Restaurant betrieben, hat einen sechs Jahre älteren Bruder. Nach dem Abitur zog seine Familie nach Harburg. Dort absolvierte er seinen Zivildienst in einem Heim für Jugendliche. „Diese 20 Monate waren eine sehr prägende Zeit. Ich habe in dem Heim gemerkt, wie nahe mir die persönlichen Schicksale gegangen sind, das hat meinen Charakter gebildet.“
1998 heiratete Schubbert seine Lebensgefährtin, nahm nach der Geburt seines heute 16-jährigen Sohnes 2005 den Doppelnamen Schubbert-von Hobe an. Der Nachwuchs veränderte seinen Blick auf die Stadt, machte sie für ihn zum Lebensmittelpunkt. Im selben Jahr machte er sich selbstständig. Und engagierte sich bald auch auf politischer Ebene für seine Heimatstadt: Seit 2008 sitzt Christian Schubbert im Stadtparlament, 2013 übernahm er zudem die Leitung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport (BKS).
Für ihn gehört Sport auch in die Innenstadt
„Ahrensburg hat eine tolle Struktur an Vereinen und Menschen, die sich einbringen“, sagt Schubbert. Dazu zählen auch die Sportvereine, die auf dem Stormarnplatz trainieren. Auf den Kunstrasenflächen sind beim Stadtrundgang keine Sportler zu entdecken, es ist noch zu früh. Die Grundsatzfrage, ob Sport in die Innenstadt gehört, beantwortet Schubbert mit einem klaren Ja. 2017 sei mit allen Vereinen gesprochen worden. Dabei habe sich gezeigt, dass sie bleiben wollten. Er habe sich dafür eingesetzt, dass die Plätze bestehen bleiben und ein neues Umkleidehaus gebaut werden soll, da die maroden Duschkabinen im Bruno-Böker-Haus nicht sanierungsfähig seien.
Dass nach jahrelangem Hin und Her sowohl das Sportlerhaus als auch die Sportplätze gesichert werden und damit eine Verlagerung der sportlichen Aktivitäten ins Gewerbegebiet Beimoor-Süd abgewendet werden konnte, verbucht Schubbert als Erfolg.
Er bezeichnet Dietrich Bonhoeffer als sein Vorbild
Auf die Frage nach einem Vorbild fällt ihm spontan der Theologe Dietrich Bonhoeffer ein. „Er hat Charakter bewiesen und alles für seine Überzeugung getan.“ Auch er glaube „an Gottes tiefes Wissen in mir, in welcher Form auch immer“. Es gebe ein großes Ganzes. „Wir sind alle Teile davon“, ist er überzeugt. Es gehe darum zu erforschen, wie diese zusammengehörten.
Um Vereinbarkeit, diesmal von Kindern und Beruf, geht es auch beim Thema Kitaplätze und offene Ganztagsschule. „Es muss Angebote geben, damit Eltern eine Wahl haben“, sagt er und schildert, wie verzweifelte Eltern im Ausschuss in Tränen ausbrachen, weil sie keinen Betreuungsplatz für den Nachwuchs finden konnten. Er verspricht: „Dafür kämpfe und stehe ich, dass wir gemeinsam diese Probleme lösen.“ Wie ein Schulgelände so gestaltet wird, damit sich Kinder dort in den Nachmittagsstunden gern aufhalten, zeigt er an der Grundschule am Reesenbüttel. Das neue Gebäude fügt sich harmonisch ins Ensemble ein, zwei Spielplätze bieten ausreichend Platz zum Klettern und Toben.
Zur Entspannung spielt er gern Orgel
Wenn Schubbert sich entspannen will, sucht er gern einen seiner Lieblingsplätze im Schlosspark auf. Oder er spielt Orgel, dann am liebsten Bach. Apropos Kultur: Die Idee, dass der Alte Speicher auf dem Marstall-Gelände zu einer Begegnungsstätte umgebaut werden soll, ist ganz in seinem Sinne.
Kultur fördern, Schätze bewahren: Zum Ausbau der S 4 findet er deutliche Worte: „Das Tunneltal ist ein archäologisches Ausgrabungsgebiet einer 12.000 Jahre alten Rentierkultur. Wenn da eine Bahntrasse hingeknallt würde, wäre das eine Katastrophe.“ Die Verwaltung müsse alles dafür tun, das Szenario abzuwenden, und zur Not auch eine Klage in Betracht ziehen.
Noch ist nicht klar, ob Schubbert vielleicht selbst in der Sache tätig werden muss. Vor ihm liegen noch zehn spannende Tage bis zum Wahlentscheid.