Wedel. Der Wärmeplan der Stadt ist beschlossen. Nun begleitet der Energieversorger die Transformation – und gibt Tipps für Verbraucher.
Auf politischer Ebene ist der bundesweit gesetzlich vorgeschriebene kommunale Wärme- und Kälteplan in Wedel bereits beschlossen, parallel dazu planen die Stadtwerke nun unter anderem den Ausbau ihres Fernwärmenetzes in der Stadt. Die Prüfungen und Berechnungen sollen etwa ein Jahr in Anspruch nehmen, ehe der Transformationsplan steht.
Neben Überlegungen, die Elbe zum Heizen zu nutzen, werden auch andere Gedankenspiele verfolgt. Und dabei gibt es in Zeiten der Energiewende nun eine ziemlich überraschende Ankündigung von Wedels Stadtwerke-Geschäftsführer Jörn Peter Maurer: Die Wedeler mögen sich aktuell keine Wärmepumpen kaufen. Zumindest in den Fernwärmeprüfgebieten raten die Stadtwerke davon ab.
Wedel: Stadtwerke-Chef rät vom Wärmepumpen-Kauf ab
Gerade bei weniger gut gedämmten Häusern seien die Betriebskosten häufig sehr viel höher, als die Anbieter von
Wärmepumpen vorrechneten. „So paradox es klingt: Für viele dieser Häuser bleibt die Erdgasheizung derzeit nach wie vor die wirtschaftlichste Lösung“, erklärt Maurer.
Die Stadtwerke „empfehlen den Bürgerinnen und Bürgern, bis zur Veröffentlichung des Transformationsplans im Jahr 2025 mit möglichen Investitionsentscheidungen zu warten“. Denn neben den hohen Anschaffungskosten von nicht selten 20.000 bis 30.000 Euro seien insbesondere bei älteren Gebäuden mit schlechter Dämmung oft umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig, um eine Wärmepumpe effizient betreiben zu können, heißt es in einer Mitteilung des lokalen Energieversorgers.
Nicht selten würden zudem in Gesamtpakten überteuerte Photovoltaikanlagen gleich mitverkauft. Doch gerade im Winter, wenn die Wärmepumpen den Strom am nötigsten brauchen, hätten Solaranlagen den schlechtesten Ertrag. Dann müsse laut Wedeler Stadtwerken viel Strom zugekauft werden, was die Heizkosten stark belaste. Ein Fernwärmeanschluss, so Maurer, werde im Vergleich hierzu nur mit einem Bruchteil der Kosten zu Buche schlagen.
Bis zu 6000 Haushalte und Gewerbebetriebe könnten an das Fernwärmenetz in Wedel angeschlossen werden. Doch die Berechnungen zeigen, dass es nicht überall in Wedel möglich sein werde, ökologisch sinnvoll Fernwärme auszubauen. „In Wohngebieten, die nicht über die erforderliche Wärmedichte verfügen oder die zu weit von möglichen Erzeugungsanlagen entfernt liegen, ist die Versorgung mit Fernwärme energetisch ineffizient“, sagt Jean-Christian Brunke, Leiter Unternehmensentwicklung bei den Stadtwerken. Eine Fernwärme-Versorgung wäre zwar physikalisch möglich, würde jedoch zu stark erhöhten Wärmepreisen für den Endkunden führen.
Wenn der Anschluss an Wedels Wärmenetze nicht möglich ist, hilft nur die Wärmepumpe
Dann wären für Mehrfamilien- und Reihenhäuser sowie kleine Siedlungen beispielsweise dezentrale Contracting-Lösungen sinnvoll. Also individuell gestaltete Energie-Lösungen. Für Häuser in Einzellagen, die nicht an Wärmenetze angeschlossen werden können, werden die Stadtwerke Wärmepumpenlösungen entwickeln. „Wir planen den Aufbau von Kooperationen
mit regionalen, zuverlässigen Handwerksbetrieben, um auch für diese Haushalte kosteneffiziente Lösungen zu
bieten“, erklärt Maurer.
Bis 2040 soll der Gebäudebestand in Wedel klimaneutral beheizt werden. Es gibt viel zu tun: Politik und Verwaltung müssten laut Stadtwerke eng zusammenarbeiten, um die Planungen erfolgreich voranzutreiben. Dabei geht es unter anderem um Trassengenehmigungsverfahren und Standorte der Wärmeerzeugungsanlagen.
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Auch Bürgerinnen und Bürger werden sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren unter anderem auf zahlreiche Baustellen, Baulärm und Verkehrsbeeinträchtigungen einstellen müssen. „Schon bei den laufenden Glasfaserarbeiten haben wir erlebt, dass betroffene Bürger heftige Beschwerden über Verkehrsbehinderungen an die Ratsmitglieder herangetragen haben. Der Ausbau des Wärmenetzes wird demgegenüber eine völlig andere Dimension einnehmen“, so Maurer.
Fernwärme in Wedel: „Große“ Lösung kostet mindestens 70 Millionen Euro
Einer ersten Einschätzung zufolge werde Fernwärme in Wedel in der „großen“ Lösung des Kommunalen Wärme- und Kälteplans circa 70 Millionen Euro kosten. Die Stadtwerke erwarten vom Bund „als Treiber der Klimaschutzziele“ auch die Bereitstellung umfassender Fördermittel.
Zudem befänden sich die Stadtwerke auch im konstruktiven Austausch mit den Hamburger Energiewerken, die das Kohlekraftwerk in Wedel betreiben. Dort soll künftig auf nachhaltige Formen der Wärmeerzeugung umgestellt werden.