Kreis Pinneberg. Größtes Unternehmen des Kreises blickt auf 40 Jahre zurück. Warum Abfallverbrennung die Gebühren niedrig und die Wohnungen warm hält.
Das älteste, größte und gewinnträchtigste Unternehmen des Kreises Pinneberg feiert ein Doppel-Jubiläum. Die Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung mbH (GAB) mit Sitz in Tornesch-Ahrenlohe besteht seit genau 40 Jahren. Die dazugehörige Müllverbrennungsanlage ist sogar noch zehn Jahre älter. Sie soll bis 2028 für etwa 150 Millionen Euro durch eine neue Anlage ersetzt werden, die dann 110.000 Tonnen Hausmüll des Kreises Pinneberg im Jahr verbrennen kann.
Schon mit dem alten, nun ein halbes Jahrhundert brennenden Müllofen dürften vier bis fünf Millionen Tonnen Restmüll verheizt worden sein. In der Kreisstadt Pinneberg werden einige Tausend Haushalte so mit Strom und Fernwärme versorgt. Die Stadt Tornesch erhofft sich durch das neu geplante Müllheizkraftwerk ebenfalls einen Anschluss an das umweltschonende und kostengünstige Fernwärmenetz.
Müllentsorgung im Kreis Pinneberg: Landrätin sagt, die GAB ist ein wichtiger Partner
Mit der Sortierung, dem Recycling und der Verwertung von Kunststoffen, Bioabfällen, Sperrmüll, Altglas und Papier sind es gut 200.000 Tonnen Hausmüll und Wertstoffe, die die rund 300 Mitarbeitenden der GAB jedes Jahr am Standort verarbeiten.
So sagt Landrätin Elfi Heesch, die dem Aufsichtsrat der GAB vorsitzt: „Die GAB ist für den Kreis Pinneberg ein sehr wichtiger Partner.“ Der Kreis ist für die Entsorgung der Siedlungsabfälle zuständig. „Als Hauptgesellschafter dieses Unternehmens können wir unser Abfallwirtschaftskonzept super umsetzen und unsere Nachhaltigkeitsziele selbst beeinflussen.“ Denn die Abfallentsorgung habe „eine große Bedeutung für die CO2-Einsparung in Deutschland.“
Und das gilt auch für die Müllgebühren der 175.000 Haushalte und Gewerbetreibenden im Kreis Pinneberg. Durch die GAB, die sich vor 25 Jahren professionelle Unterstützung aus der privaten Entsorgungswirtschaft holte, konnten die Abfallentgelte fast 20 Jahre lang konstant niedrig gehalten werden. Erst voriges Jahr sind sie erstmals wieder um 25 Euro Mehrkosten im Jahr gestiegen, während sie sich in den 90er-Jahren vor der Teilprivatisierung verdoppelt hatten.
Kreis Pinneberg: Zweckverband plante Kompostierungsanlage mit Resteverbrennung
Ende der 60er-Jahre war es noch ein Zweckverband der Städte Elmshorn, Pinneberg, Wedel und Uetersen, den damals noch amtsfreien Gemeinden Quickborn, Schenefeld und Tornesch sowie von Halstenbek und Rellingen, die gemeinsam eine Kompostierungsanlage mit Resteverbrennung planten.
Der überwiegende Teil der etwa 100.000 Tonnen Müll im Jahr sollte kompostiert und nicht verbrannt werden - das war die Idee dahinter. Damals waren noch die Städte und Gemeinden für die Beseitigung des Hausmülls zuständig. In Schleswig-Holstein gab es damals 823 Müllkippen, rund 80 davon lagen im Kreis Pinneberg verstreut.
GAB wurde 1974 zunächst nur vom Kreis Pinneberg gegründet
Im April 1974 ging die Kompostierungsanlage in den Probe- und Ende 1974 in den Hauptbetrieb. Letztlich betrugen die Gesamtkosten 28,35 Millionen Mark. Inzwischen hatte der Landtag in Kiel den Kreisen die Abfallentsorgung übertragen. Der kommunale Müllverwertungsverband Pinneberg wurde aufgelöst.
Dafür wurde 1984 die zunächst Gemeinnützige Abfallbeseitigungsgesellschaft – kurz GAB genannt – als GmbH gegründet. Die Geburtsstunde der heutigen Abfallentsorgung. Einziger Gesellschafter war der Kreis Pinneberg. Zweck war die „Errichtung, der Betrieb und die Betriebsführung von Anlagen der Müllverbrennung und Müllkompostierung“.
Ende der 80er-Jahre wurden neue Rauchgasfilterung und Fernwärmenetz gebaut
Ende der 80er-Jahre musste die inzwischen reine Müllverbrennungsanlage für 50 Millionen Mark mit einer neuen Rauchgasreinigung ausgerüstet werden, weil die Grenzwerte für die Schadstoffe verschärft wurden. Etwa 15 Millionen Mark hat das Fernwärmenetz nach Pinneberg gekostet. 1990 wurden 12,3 Millionen Mark in eine Müllsortierungsanlage investiert, die neben Papier und Schrott nun auch die Kunststoffmaterialien aus dem Müll herausholte. Bis zu 40.000 Tonnen Wertstoffe kann sie pro Jahr verarbeiten.
Und zum Januar 1994 wurde kreisweit die braune Biotonne eingeführt. Die Bürger waren nun angehalten, ihre organischen Abfälle extra zu entsorgen. Die GAB baute dafür ein Biokompostwerk für 28,8 Millionen Mark mit einer Kapazität von 30.000 Tonnen im Jahr, das im Oktober 1996 in Betrieb ging. Und seit 1993 hat die GAB auch fast 30 Jahre lang die Leichtverpackungen in den gelben Säcken und später gelben Tonnen von allen 320.000 Einwohnern sortiert und entsorgt, bis im vorigen Jahr plötzlich ein anderer Anbieter aus Hessen dafür zum Zuge kam, was für reichlich Ärger bei den Bürgern führte.
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Ab 2026 will die GAB diese Dienstleistung wieder in den Kreis Pinneberg zurückholen. Zudem entsorgt die GAB Papier und Altglas von 265 Wertstoffinseln im Kreis Pinneberg sowie das Altglas von 150 Wertstoffinseln im Kreis Steinburg.
GAB-Chefs: 50 Jahre professionelle Abfallentsorgung für die Region
In einem kleinen Imagefilm, den die GAB zum Doppel-Jubiläum produzieren ließ, kommen Bürgermeister, Nachbarn und Entscheidungsträger zu Wort. Michael Finnern, einer der beiden Geschäftsführer der GAB, sagt darin: „Die GAB steht für 50 Jahre hochprofessionelle Abfallentsorgung. Wir sind ein halbes Jahrhundert starker Partner und auch Arbeitgeber in der Region, für die Region.“
Und Karl-Ernst Bürkner von der Bürgerinitiative aktiver Umweltschutz in Ellerhoop erklärt sich darin einverstanden mit dem geplanten Neubau eines Müllofens an der alten Bundesstraße. „Es ist unser Müll. Wir sind verantwortlich für diesen Müll. Wir müssen ihn entsorgen und sind nicht gegen eine neue Anlage. Aber wir haben natürlich technische Forderungen an diese Anlage.“ Sie müsse unbedingt die Schadstoffgrenzwerte unterschreiten und besser sein als der alte Jubiläums-Ofen. Was die GAB-Verantwortlichen zusagen.
GAB erwirtschaftet jedes Jahr Millionengewinne für den Kreis Pinneberg
Die GAB sei auch nach 40 Jahren weiter gut für die Zukunft aufgestellt, sind Landrätin und Aufsichtsratschefin Heesch sowie der zweite GAB-Geschäftsführer Daniel Benedict überzeugt. So hat der Kreis den Entsorgungsvertrag für den Restmüll mit der GAB gerade um weitere 20 Jahre verlängert. Und auch die Partnerschaft mit dem Minderheitsgesellschafter Remondis, dem größten deutschen Abfallentsorgungsunternehmen, ist verlängert worden.
Das sichert nicht nur die etwa 300 Arbeitsplätze in Tornesch. Dieser Deal hat dem Kreis neben der Entsorgungssicherheit etwa 12 Millionen Euro zusätzlich eingebracht. Ohnehin zahlt sich das größte Unternehmen für den Kreis Pinneberg aus. Im Jahr 2021 erzielte die GAB bei einem Umsatz von rund 55 Millionen Euro einen Jahresüberschuss von 4,7 Millionen Euro.