Wedel. Am Energiestandort im Kreis Pinneberg soll festgehalten werden. Konzept für Nachnutzung steht. Hamburg und Wedel wollen kooperieren.

Das Heizkraftwerk am Elbufer in Wedel hatte in der Vergangenheit immer wieder für Ärger gesorgt. Denn: Für die Wärmeerzeugung wurde klimaschädliche Kohle verbrannt. Zudem klagten Anwohner über Ätzpartikel, die aus den Schornsteinen regneten. Doch nun soll es erheblich besser werden.

Mit der Inbetriebnahme der sogenannten Power-to-Heat-Anlage am Tinsdaler Weg, die Strom aus Windkraft in Wärme umwandelt, ist der Weg in eine klimafreundlichere Zukunft in Wedel eingeschlagen. Zumal Deutschland möglichst 2030 den Kohle-Ausstieg schaffen will.

Wind-zu-Wärme: Wedeler Anlage heizt 27.000 Haushalte in Hamburgs Westen

Die neue Anlage in Wedel heizt bis zu 27.000 Haushalte im Hamburger Westen. Nun gibt es Pläne vom Betreiber, den Hamburger Energiewerken, und dem lokalen Energieversorger, den Stadtwerken Wedel, gemeinsam ab 2026 mit einem Nachnutzungskonzept eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung in Wedel aufstellen zu können.

Power-to-Heat im Heizkraftwerk Wedel: Betriebsleiter Jakobus Gäth in der „Öko-Anlage“, die umweltfreundlichen Windstrom in Wärme umwandelt.
Power-to-Heat im Heizkraftwerk Wedel: Betriebsleiter Jakobus Gäth in der „Öko-Anlage“, die umweltfreundlichen Windstrom in Wärme umwandelt. © Frederik Büll | Frederik Büll

Der Projekttitel: „Wedel Transformation“. Das Vorhaben startet laut einer gemeinsamen Mitteilung in diesem Jahr „und wird voraussichtlich bis 2026 erste Ergebnisse zum Gesamtkonzept und möglichen Technologieoptionen liefern“. Auch die Stadt Hamburg ist eingebunden.

Wedel: Kommunaler Wärme- und Kälteplan für die Stadt kommt 2024

Parallel dazu werde die Stadt Wedel im aktuellen Jahr den kommunalen Wärme- und Kälteplan für die Rolandstadt vorstellen. Darin ist dargestellt, ob Wedeler Gebäude in einem sogenannten Fernwärmeprüfgebiet liegen und inwiefern damit die Aussicht auf einen Fernwärmeanschluss besteht.

Stadtwerke Wedel, Geschäftsführer Jörn Peter Maurer
Stadtwerke Wedel, Geschäftsführer Jörn Peter Maurer © Kerstin Seipt | KERSTIN SEIPT

Anschließend wollen die Stadtwerke Wedel zeitnah den Fahrplan für das öffentliche Wärmenetz vorstellen. Denn: In Abstimmung mit den laufenden Prozessen rund um das Heizkraftwerk entwickeln die Stadtwerke Wedel zeitgleich ihre eigenen Transformations- und Ausbaupläne für die Fernwärme in Wedel.

Wedeler Stadtwerke-Chef möchte „klimaneutrale Wärme“ kostengünstig anbieten

Jörn Peter Maurer, Geschäftsführer der Stadtwerke Wedel, sagt: „Die zukünftige klimaneutrale Wärmeerzeugung am Standort Heizkraftwerk Wedel stellt einen wichtigen Baustein in der Transformation und dem Ausbau unserer Wärmenetze dar.“

Diese Erzeugung könne somit zur Versorgung der Wedeler Bürgerinnen und Bürger mit klimaneutraler, zuverlässiger, komfortabler und bezahlbarer Fernwärme beitragen. Dies ist uns besonders wichtig. Maurer weiter: „Jegliche Form der Umstellung auf klimaneutrale Wärme bedeutet aber erst einmal signifikante Investitionskosten.“

Ausbau der Wärmenetze: Stadtwerke Wedel fordert politische Unterstützung

Trotz dieser Kosten betont der Geschäftsführer laut Mitteilung „die langfristige Sicherheit und Kosteneffizienz klimaneutraler Wärme, insbesondere wenn die Bundesregierung die politischen Rahmenbedingungen an die Klimaziele anpasst.“

Man müsse alle Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausschöpfen, um diese Kosten so gering wie möglich zu halten. Klimaneutrale Wärme solle den Stadwerke-Kunden so günstig wie möglich angeboten werden können.

Für Hamburg: Wedeler Kraftwerk hat große Bedeutung für Energie-Infrastruktur

Der Kraftwerkstandort Wedel sei laut Mitteilung ein bedeutender Teil der Energie-Infrastruktur Hamburgs. In 2025 soll die Wärmeerzeugung des Heizkraftwerks durch den neuen modularen Energiepark Hafen auf der Dradenau und der Abwärme des Zentrums für Ressourcen und Energie abgelöst werden. Nun wird das Nachfolgekonzept für den Kraftwerkstandort in Wedel entwickelt.

Power-to-Heat im Heizkraftwerk an der Elbe: Über Starkstromanschlüsse wird in Wedel das ankommende Wasser aufgeheizt. Mit bis zu 80 Megawatt-Leistung. Der nötige Strom für das Prinzip des „Wasserkochers“ kommt aus umweltfreundlicher Wind-Energie. Die entstandene Wärme wird dann in das Heizwasser des Hamburger Wärmenetzes geleitet.
Power-to-Heat im Heizkraftwerk an der Elbe: Über Starkstromanschlüsse wird in Wedel das ankommende Wasser aufgeheizt. Mit bis zu 80 Megawatt-Leistung. Der nötige Strom für das Prinzip des „Wasserkochers“ kommt aus umweltfreundlicher Wind-Energie. Die entstandene Wärme wird dann in das Heizwasser des Hamburger Wärmenetzes geleitet. © picture alliance/dpa | Christian Charisius

Der Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke, Christian Heine, sagt: „Der Standort Wedel war und ist für die Hamburger Energiewerke ein strategisch wichtiger Standort für die Wärmeversorgung.“

Wedel: Ansiedlung von „klimaneutralen Erzeugungstechnologien“ möglich

Der Standort „bietet uns infrastrukturell sehr gute Voraussetzungen, um dort zukünftig klimaneutrale Erzeugungstechnologien anzusiedeln“. Im letzten Jahr war dort bereits die Power-to-Heat-Anlage in Betrieb genommen worden.

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Die Wärmewende sei laut Jens Kerstan, Hamburgs Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, ein zentraler Faktor, „um unseren Energiebedarf klimaneutral umzurüsten. Dabei wird der Standort Wedel nun dauerhaft als Industrie- und Energiestandort erhalten.“ Gemeinsam mit allen Partnern „wollen wir spätestens bis 2030 den Kohleausstieg aus der Fernwärme schaffen“.

Kohlekraftwerk Wedel: Kein Sommerbetrieb mehr nach Revision

Darüber hinaus geht das Kohlekraftwerk Anfang Mai in die sogenannte Revision, in der sämtliche Gewerke überprüft werden. Zuletzt hatte es in der Vergangenheit anschließend immer einen Sommerbetrieb gegeben, unter anderem mit der Begründung, das Betonwerk in Wedel zu versorgen.

Diesmal gibt es keinen Sommerbetrieb: Ende Juni soll es noch einmal hochgefahren werden, um dann bis September lediglich im Reservebetrieb zu laufen, um im Bedarfsfall sofort einsatzbereit zu sein. Insbesondere die Wedeler Grünen hatten sich über Jahre hinweg dafür politisch eingesetzt, diesen Sommerbetrieb im Kraftwerk abzuschaffen.