Uetersen/Heist. Doppeldecker gerät bei Uetersen vom Kurs ab und kracht in Wald. 78 Jahre alter Pilot muss aus luftiger Höhe befreit werden.
Ein Kleinflugzeug ist am Sonntagmorgen am Flugplatz Uetersen-Heist im Kreis Pinneberg verunglückt. Vor den Toren Hamburgs geriet der Pilot des Doppeldeckers aus noch ungeklärter Ursache vom Kurs ab, touchierte die Baumkronen eines nahen Wäldchens und blieb in etwa 16 Meter Höhe mit seinem Flugzeug stecken. Ein Großaufgebot von Feuerwehr und Rettungskräften ist zum Unfallort geeilt. Der Pilot wurde leicht verletzt.
Nach Auskunft der Rettungsleitstelle in Elmshorn erreichte der Alarm gegen 8.50 Uhr die Einsatzkräfte. Demnach sei ein Kleinflugzeug in die Baumwipfel gekracht und dort stecken geblieben. Es habe nach dem Crash Funk- und Telefonkontakt zu dem 78 Jahre alten Piloten gegeben, er sei ansprechbar gewesen. Dennoch dauerte es fast zwei Stunden, bis der Mann aus luftiger Höhe befreit werden konnte. Ersten Angaben zufolge sei er bei dem Unfall leicht verletzt worden.
Flugzeugabsturz im Kreis Pinneberg: Retter mit Großaufgebot am Einsatzort
Die Feuerwehr sei wegen der schwierigen Rettungsbedingungen mit einem größeren Aufgebot zum Unfallort geeilt. „50 Einsatzkräfte aus vier Wehren sind hier, dazu der Höhenrettungszug des THW“, sagte Feuerwehrsprecher Tim Glindmeyer dem Abendblatt. Am Flugplatz sei zunächst überprüft worden, wie der Pilot und seine Maschine aus den Baumkronen geholt werden können. Allein herausklettern konnte der Senior nicht, weil sonst die Statik des Doppeldeckers in den Kronen instabil geworden wäre und ein Absturz gedroht hätte.
Am Ende kam die Rettung für den Mann aus der Luft. Der Rettungshubschrauber „Christoph Hansa“ stellte sich vorsichtig über die in den Baumkronen wackelnde Maschine und ließ einen Notarzt zum Cockpit ab. Der Retter half dem Piloten beim Herauskrabbeln. Beide wurden an einem Seil mit einer sogenannten „Rettungswindel“ zum Helikopter gezogen.
Doppeldecker hängt in Bäumen fest: Bergung noch unklar
Wie der Doppeldecker selbst aus der Höhe geborgen werden soll, steht noch nicht fest. Da es sich um schwer zugängliches Waldgebiet handelt, kämen Drehleiter oder schweres Gerät nicht infrage. „Das ist auch nicht Aufgabe der Feuerwehr“, sagt der Feuerwehrsprecher.
Grund für den Absturz in die Baumkronen soll unbestätigten ersten Angaben zufolge ein Triebwerksschaden gewesen sein. Der erfahrene Pilot habe mehr als 2000 Flugstunden. Eigenen Aussagen nach wollte er nach Uetersen zum Kaffeetrinken. Was genau schiefgelaufen ist, wird Gegenstand der folgenden Ermittlungen sein.
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Der Zwischenfall am Sonntag reiht sich in eine Liste von Unfällen am Flugplatz im Kreis Pinneberg. So stürzte im Jahr 2000 eine Ruschmeyer R90 auf die Landebahn. Alle drei Insassen wurden getötet. 2009 überschlug sich ein Hubschrauber im Schulungsbetrieb kurz nach dem Abheben. Der Pilot konnte sich unverletzt aus dem Wrack befreien.
Im Jahr 2010 stürzte eine Cessna 152 im Anflug aus geringer Höhe auf den Flugplatz. Eine der beiden Insassen wurde bei dem Unfall leicht verletzt. 2013 krachte eine Cessna 172 nach dem Start in ein nahegelegenes Waldstück. Beide Insassen kamen dabei ums Leben.
Unglück am Flugplatz: Der letzte größere Vorfall ist fast genau drei Jahre her
Der letzte Unfall ereignete sich fast genau vor drei Jahren. Im September 2021 verfehlte der Pilot einer Maschine vom Typ FK 9 die Landebahn, touchierte mehrere Autos auf dem Parkplatz des Flugplatzes und kam dort mit der schwer beschädigten Maschine zum Stehen. Der 48 Jahre alte Mann wurde schwer verletzt.
Der Flugplatz Uetersen-Heist liegt nahe der Stadt Uetersen auf dem Gelände der Gemeinden Heist und Appen. Der Verkehrslandeplatz ist mit 60.000 Flugbewegungen pro Jahr einer der meistfrequentierten Flugplätze Deutschlands. Zurzeit nutzen ihn der Segelflugclub Uetersen, der Luftsportverein Pinneberg, der Aeroclub Pinneberg und der Hamburger Luftsportverein mit ihren etwa 500 Mitgliedern und 90 Flugzeugen.
Flugplatz Uetersen-Heist ist Heimat vieler Flugsportvereine
Auch etwa 70 Privatleute nutzen den Flugplatz für ihre Flüge. Zudem gibt es weitere Mieter auf dem Gelände wie etwa die Flugschule Hamburg und das Tower-Restaurant. Etwa 50 Mitarbeitende sind dort beschäftigt. Nachdem die Anlage 1934 aus dem Boden gestampft und lange Zeit militärisch genutzt wurde, gibt es den zivilen Flugplatz seit 1973. Die zuständige GmbH macht etwa 1,2 Millionen Euro Umsatz im Jahr.