Heist/Kreis Pinneberg. Gemeinde Heist will auf einer Teilfläche ein Gewerbegebiet erschließen. Die Flugplatzgesellschaft ist darüber alles andere als erfreut.
Diese Pläne dürften Fans des Flugplatzes Uetersen-Heist überraschen - und die Pächter verärgern. Denn es steht die Frage im Raum, ob ein 4,5 Hektar großes Teilstück des Geländes in ein Gewerbegebiet umgewandelt wird. Die Gemeinde Heist hat dafür jetzt einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss gefasst und „ein Angebot zu günstigen Konditionen“ von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erhalten, der das 110 Hektar große Gelände gehört, erklärt Bürgermeister Jürgen Neumann.
Die Flugplatzgesellschaft, die gerade ihren Pachtvertrag um weitere fünf Jahre verlängern möchte, ist darüber nicht erfreut. „Die gesamte Fläche ist und bleibt Flugplatzgelände und wird kein Gewerbegebiet“, ist Geschäftsführer Volker Carstensen überzeugt. „Das muss entwidmet werden, was nicht so einfach möglich sein dürfte.“ Gleichwohl liege der Flugplatzgesellschaft jetzt plötzlich ein neuer Entwurf des Pachtvertrages vor, in dem der Gemeinde eine Kaufoption für eine Teilfläche eingeräumt werde, wundert sich Carstensen.
Flugplatz Uetersen-Heist: Flugplatzgesellschaft sei in die Pläne nicht eingebunden worden
Was die Flugplatzgesellschaft dabei irritiert, sei die Tatsache, dass sie kaum eingebunden worden sei in diese Entwicklung. Im Herbst vorigen Jahres habe es zwar Gespräche mit der BImA und der Gemeinde Heist und des Amtes Marsch und Geest Südholstein gegeben, an der auch Bürgermeister Neumann teilgenommen hat. Da hätten beide Seiten ihre Argumente ausgetauscht. Seitdem hätten sie aber nichts mehr davon gehört, sagt Carstensen.
Die BImA teilt dazu auf Nachfrage mit, dass „der Flugplatz Uetersen/Heist für Zwecke des Bundes entbehrlich und damit perspektivisch wirtschaftlich zu veräußern“ sei. Dabei böte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) solche Liegenschaften, die für Zwecke des Bundes entbehrlich seien, im Rahmen einer Erstzugriffsoption zunächst den betroffenen Gemeinden und Städten zum Direkterwerb an, so BImA-Sprecherin Christiane Worring auf Abendblatt-Nachfrage.
Bund hält das Flugplatzgelände für „entbehrlich“ – und will es verkaufen
Somit könnten die Kommunen diese Liegenschaftsflächen ohne Bieterverfahren auf der Basis einer gutachterlichen Verkehrswertermittlung zum vollen Wert erwerben, sofern die Kommunen die Liegenschaften unmittelbar zur Erfüllung einer öffentlichen Aufgabe benötigten.
„Im Falle des Flughafens Uetersen/Heist führt die BImA hierüber bereits erste Gespräche mit dem Amt Geest und Marsch Südholstein“, so die BImA-Sprecherin weiter. Sollte die Kommune von der Erstzugriffsoption keinen Gebrauch machen, käme die Vermarktung auf dem freien Markt in Betracht. „Der zukünftige Umgang mit der Liegenschaft selbst wird durch die bauplanungsrechtlichen Vorgaben der Kommune als Trägerin der Planungshoheit geregelt.“
Bürgermeister Neumann: Unsere Gemeinde braucht neue Gewerbeflächen
Und da habe die Gemeinde Heist nun das entsprechende Bauleitverfahren eingeleitet, erklärt Bürgermeister Neumann. „Die BImA hat uns dafür ein Angebot zu sehr günstigen Konditionen gemacht.“ Die Gemeinde brauche zusätzliche Gewerbeflächen, sagt Neumann. „Wir sind da sehr beengt.“
Es gebe auch erste Interessenten, zum Beispiel aus der Logistik, sagt Neumann, ohne konkret zu werden. Das ganze Verfahren werde aber noch sehr aufwendig und zeitintensiv sein. Vor Ende 2025 rechne er nicht mit einer Entscheidung. Zudem würde die Erschließung des Geländes, das über keine Strom- und Abwasserversorgung verfüge, auch sehr kostenaufwendig werden. Ohnehin befände sich das Gelände etwa zwei Kilometer von der B431 entfernt.
Zur Sicherung des aktuellen Flugbetriebes und zur Schaffung von Planungssicherheit für die ansässigen Unternehmen und Sportflieger habe die BImA erst kürzlich mit der Betreibergesellschaft des Flugplatzes einen langjährigen Mietvertrag verhandelt, erklärt die BImA-Sprecherin weiter. Das bestätigt deren Geschäftsführer Carstensen. Nun aber wundere er sich, dass plötzlich die Kaufoption für die Gemeinde Heist in den Vertrag aufgenommen worden sei, von der vorher keine Rede gewesen sei. „Da lag uns ein unterschriftsreifer Pachtvertrag vor ohne diese Klausel.“
Plötzlich sei der Pachtvertrag um eine neue Klausel geändert worden
Auch für die Stromversorgung müsste die Flugplatzgesellschaft jetzt selbst sorgen, die zuvor an das Netz der benachbarten Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen angeschlossen war, die direkt an den Flugplatz angrenzt. Zudem müsste sich dann ja auch die Pachtsumme im Vertrag ändern, wenn die Flugplatzgesellschaft nicht mehr das gesamte Gelände pachten könnte, sagt Carstensen.
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Die sei ohnehin von der BImA um eine fünfstellige Summe um ein Drittel zu dem vorherigen Pachtvertrag angehoben worden. „Wir werden diesen neuen Pachtvertragsentwurf erst einmal nicht unterschreiben“, erklärt Carstensen. Dieser müsse in aller Ruhe mit den Vereinen, die den Flugplatz nutzen, besprochen werden.
Der Flugplatz-Chef kann sich nicht vorstellen, dass der Flugplatz zu einem Gewerbegebiet wird. „Das ist ein Grünzug des Landes Schleswig-Holstein und als Flugplatz gewidmet, der ein öffentlicher Verkehrslandeplatz mit Betreuungspflicht ist. Daraus etwas anderes zu machen, halte ich für so gut wie ausgeschlossen.“
Flugplatz im Kreis Pinneberg nutzen vier Sportvereine, 50 Menschen sind beschäftigt
Den Flugplatz Uetersen-Heist nutzen zurzeit der Segelflugclub Uetersen, der Luftsportverein Pinneberg, der Aeroclub Pinneberg und der Hamburger Luftsportverein mit ihren etwa 500 Mitgliedern und 90 Flugzeugen. Auch etwa 70 Privatleute nutzen den Flugplatz für ihre Flüge, der pro Jahr etwa 25.000 Starts und Landungen zählt. Zudem gibt es weitere Mieter auf dem Gelände wie die Flugschule Hamburg und das Tower-Restaurant. Etwa 50 Mitarbeitende sind hier beschäftigt.
Die Flugplatz Uetersen-Heist GmbH, die seit 1973 existiert, macht etwa 1,2 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Die BImA wollte das gesamte Gelände schon einmal vor etwa 15 Jahren veräußern. Damals war von einem Kaufpreis von 1,8 Millionen Euro die Rede.