Kreis Pinneberg. Die historischen Maschinen in Appen kommen ins Fernsehen. Worauf sich die TV-Zuschauer und -Zuschauerinnen freuen können.

Sie sind schon reichlich betagt und wirken etwas unförmig, die mehr als vier Tonnen schweren Flug-Oldtimer. Die Bundeswehr hat die 50 bis 64 Jahre alten Maschinen längst ausgemustert. Aber in Appen auf dem Gelände der Unteroffizierschule der Luftwaffe werden die vier „Flugsaurier“ des Typs Dornier 27 und 28 sowie Piaggio P von der Reservistenkameradschaft Flugdienst seit 30 Jahren liebevoll am Leben gehalten.

Jetzt werden die „Diener des Himmels“, wie die jüngste von ihnen, die zweimotorige DO 28 D2 Skyservant von 1973 übersetzt heißt, kleine Fernsehstars. Der Sender RTL lässt sie in seiner Regionalsendung als „Schmuckstücke des Nordens“ in die Lüfte schweben.

RTL: Appens fliegendes Museum ist ein „Schmuckstück des Nordens“

„Wir pflegen hier ein kleines Luftfahrtmuseum“, sagt Hagen Hamm, der Sprecher der etwa 100 zumeist ehemaligen Bundeswehrsoldaten aller Fachrichtungen, die der Reservistenkameradschaft angehören. Er selbst war zehn Jahre beim Bund, zuletzt als Stabsfeldwebel in Hamburg in der Abteilung Instandsetzung Technik. Jeden Donnerstag kommen sie in unterschiedlicher Besetzung in den großen Hangar auf dem Fliegerhorst, wo bis vor 25 Jahren noch das Luftwaffenmuseum seinen Sitz hatte, das dann nach Berlin-Gatow verlegt wurde. Dann schrauben und werkeln sie an den alten Maschinen herum, um sie flugtauglich zu halten.

Hagen Hamm leitet die Reservistenkameradschaft Flugdienst in Appen: „Wir pflegen hier ein kleines Luftfahrtmuseum“, sagt er stolz.
Hagen Hamm leitet die Reservistenkameradschaft Flugdienst in Appen: „Wir pflegen hier ein kleines Luftfahrtmuseum“, sagt er stolz. © Burkhard Fuchs

„In der Luftfahrt gibt es nur 100 Prozent“, erklärt der Pinneberger Hamm. Das sei anders als beim Auto, wo der Halter ruhig mal die Inspektion oder den Ölwechsel auslassen könne, ohne dass er um seine Sicherheit fürchten müsse. „Beim Luftfahrtzeug ist jeder Schritt geregelt und festgelegt, was es zu instand halten oder erneuern gilt.“

Auf der Graspiste des Segelflugplatzes in Heist, direkt neben dem Gelände der Unteroffizierschule der Luftwaffe, starten und landen die historischen Museumsstücke.
Auf der Graspiste des Segelflugplatzes in Heist, direkt neben dem Gelände der Unteroffizierschule der Luftwaffe, starten und landen die historischen Museumsstücke. © Burkhard Fuchs

Es gebe klare Wartungsintervalle, die einzuhalten sind und auch überprüft würden. Solange die Hersteller die Ersatzteile noch liefern könnten, und es noch genügend Liebhaber wie ihre Kameradschaft gebe, die diese früheren Transportflieger der Bundeswehr erhalten, würden sie weiterfliegen, ist Hamm überzeugt. „Die könnten noch in 50 Jahren sicher starten und landen.“

Appen: Bundeswehr ist Eigentümerin der fliegenden Museumsstücke

Die „fliegenden Museumsstücke“, wie sie Bernd Willimczik liebevoll nennt, gehören offiziell der Bundesrepublik. Früher wurden sie bei der Bundeswehr als Versorgungsflugzeuge eingesetzt, sagt der ehemalige Heeressoldat, der seit seinem 15. Lebensjahr fliegt und der Kameradschaft seit Anbeginn angehört. Solche schnellen Luftfrachtlieferungen für bestimmte Einheiten gebe es heute nicht mehr. „Die müssen manchmal Wochen warten, bis sie das bestellte Zeug mit dem Auto erhalten.“

So sieht das Cockpit einer Do 28 D-2 OU Skyservant aus, von denen es nur noch wenige in Deutschland gibt.
So sieht das Cockpit einer Do 28 D-2 OU Skyservant aus, von denen es nur noch wenige in Deutschland gibt. © Burkhard Fuchs

Der Bund hatte anfangs die Flieger vergessen. Für andere Teilstreitkräfte wurden Reservisten-Kameradschaften gebildet – nur für die Luftwaffe zunächst nicht, erklärt Rainer Jansing, der bis vor 20 Jahren die achte Inspektion in der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen geleitet hat. Marine und Heer hatten solche Organisationen gebildet, um ausscheidenden Soldaten die Möglichkeit zu geben, ihre technischen Fertigkeiten weiter zu erhalten, andere auszubilden. So entstand schließlich 1993 ihre RK Flugdienst, die 100 Mitglieder aus der ganzen Republik zähle, wie ihr Chef Hamm sagt.

Reservistenkameradschaft engagiert sich in sozialen Projekten

Und natürlich fliegen sie mit ihren alten „Schmuckstücken“ auch. Jüngst sind sie bis nach Klagenfurt im österreichischen Kärnten mit der DO 28 geflogen, wo ein Event für kranke Kinder veranstaltet wird. Oder sie sind zu einer Flugschau ins polnische Krakau geflogen. Auch hierzulande ließen sie krebskranke Kinder und deren Eltern bei sogenannten Schnupperflügen einsteigen. Bis zu acht Passagiere haben neben den zwei Piloten Platz in der Maschine.

Rückwärtig wird die Maschine mit einem Fahrzeug aus dem Hangar zum Flugplatz geschleppt.
Rückwärtig wird die Maschine mit einem Fahrzeug aus dem Hangar zum Flugplatz geschleppt. © Burkhard Fuchs

Sogar ein Hochzeitspaar hätten sie schon mal an Bord der Do 28 rund 600 Meter über dem Boden bei Tempo 250 getraut, erzählt Christoph Maatz, einer ihrer erfahrensten Piloten, der heute bei Airbus arbeitet und davor Privatjets geflogen ist.

Flug nach Kärnten dauert fünf Stunden mit einem Zwischenstopp zum Auftanken

„Der soziale Aspekt ist uns sehr wichtig“, betont Hagen Hamm. Vor allem aber verstehen sie ihre Aufgabe darin, für den fliegerischen Dienst in der Bundeswehr und für die Reservistenarbeit zu werben, indem sie ihre historischen Fluggeräte auf militärischen und zivilen Veranstaltungen wie Flugschauen, Familientagen oder der Luftfahrtmesse ILA vorzeigen, die zuletzt Anfang Juni in Berlin-Schönefeld stattfand. In Berlin seien sie in einer Stunde, nach Kärnten brauchten sie fünf Stunden mit einem Zwischenstopp zum Auftanken.

Heike Fiergolla, hier mit Ehemann Günther, ist eine der wenige Frauen in der RK Flugdienst.
Heike Fiergolla, hier mit Ehemann Günther, ist eine der wenige Frauen in der RK Flugdienst. © Burkhard Fuchs

Natürlich kommt auch die Kameradschaft nicht zu kurz bei den Flugdienst-Reservisten in Appen. Das sagt ja schon der Name. Und für manche wie Willimczik oder Jansing ist dieser Austausch mit ehemaligen Kollegen neben der Schrauberei das Wichtigste an ihren wöchentlichen Treffen. „Es macht einfach Spaß“, sagt Jansing. Und es ist auch keine reine Männerdomäne bei den Reservisten. So ist auch Heike Fiergolla aus Itzstedt oft mit dabei. Sie sei über ihren Mann Günther, der früher Flugsoldat in Ostfriesland war und die Airport-Days am Hamburger Flughafen mitorganisiert hat, dazugestoßen. „Ich fliege ganz gerne und mag die Geschichte dieser alten Flugzeuge.“

„Schmuckstücke des Nordens“: RTL hat auch die Liether Kalkgruben besucht

Das gilt offensichtlich auch für das Fernsehteam von RTL. In ihrer Sommerserie „Schmuckstücke des Nordens“, die sie in den Ferien täglich ausstrahlen, präsentierten sie neben der Petri-Kirche in Hamburg, einer Schäferin in der Boberger Niederung, einer alten Villa in Niendorf oder der Liether Kalkgrube in Klein Nordende eben auch das fliegende Museum aus Appen, erklärt Reporterin Anna Schütz, die von Kameramann Tom Klose begleitet wird. Der verfolgt wie der Abendblatt-Reporter mit der leichten Digitalkamera den Start und die Landung zwischen zwei Regenschauern und einem sich ankündigendem Gewitter an diesem warmen Sommertag.

RTL-Reporterin Anna Schütz war nach dem Landung ganz begeistert: „Das war aufregend. Ich habe mich gefühlt wie bei ,Top Gun’.“
RTL-Reporterin Anna Schütz war nach dem Landung ganz begeistert: „Das war aufregend. Ich habe mich gefühlt wie bei ,Top Gun’.“ © Burkhard Fuchs

Kollegin Schütz fand den zehnminütigen Rundflug entlang der Elbe „aufregend“, rief sie nach der Landung begeistert. „Ich habe mich gefühlt wie bei ,Top Gun’.“

„Schmuckstücke des Nordens“ läuft am 24. Juli bei RTL

Der etwa dreiminütige Beitrag über die RK Flugdienst in Appen und ihre fliegenden „Schmuckstücke“ wird am Montag, 24. Juli, in der Regionalsendung RTL-Nord ab 18 Uhr ausgestrahlt und ist danach auch in der Mediathek und im Internet abrufbar.

www.rkflugdienst.com