Pinneberg. Städtische Standorte an Richard-Köhn- und Saarlandstraße sollen abgegeben werden - zum Frust der Eltern. Jetzt wird der Markt erkundet.

Die Stadt Pinneberg möchte die städtische Kindertagesstätte mit den Standorten Richard-Köhn-Straße und Saarlandstraße an einen neuen Träger abgegeben. Dafür hat sie nun ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren gestartet. Träger haben die Möglichkeit, sich bei der Stadt zu melden. Das teilt die Pinneberger Stadtverwaltung mit. Die Bewerbungen müssen bis spätestes zum 31. Oktober eingereicht werden.

Die Ratsversammlung hatte die Verwaltung Mitte Februar mit dem Interessenbekundungsverfahren beauftragt. In dem Beschluss heißt es: „Das Ergebnis des Interessenbekundungsverfahrens dient zur Abwägung der Optionen und begründet nicht automatisch den Beginn des Prozesses der Abgabe der Trägerschaft.“

Kita-Reform: Pinneberg trennt sich von Einrichtungen und sucht neuen Träger

Die Stadt Pinneberg begründet ihre Pläne mit unter anderem mit dem schleswig-holsteinischen Kindertagesförderungsgesetz, das 2021 in Kraft getreten ist. Auch wenn es dazu keine expliziten Vorgaben mache, sollen Kindertageseinrichtungen vorrangig von anerkannten Trägern der freien Jugendhilfe und nicht durch die Kommunen selbst betrieben werden, heißt es seitens der Stadtverwaltung.

„Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die sich vor allem aus dem schleswig-holsteinischen Kita-Gesetz ergeben, bringen zahlreiche Aufgaben und Vorgaben mit sich, die ein größerer Träger leichter erfüllen kann“, erläutert Heiner Koch, Fachbereichsleiter Bildung, Kultur und Sport. Dabei spielen das Qualitätsmanagement, der Ausgleich von Personalengpässen sowie die Etablierung von Fachberatungen eine Rolle.

Ausschreibung für Kitas: Stadt Pinneberg will zunächst Markt erkunden

Koch erläutert: „Die Stadt Pinneberg ist ein vergleichsweise kleiner Träger, mit einer Kita an zwei Standorten und 120 Betreuungsplätzen. In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Rahmenbedingungen für Kommunalverwaltungen, die gleichzeitig Kita-Träger sind, schwierig sind.“

Die Stadtverwaltung hat nun alle Träger, die in Pinneberg eine oder mehrere Kitas betreiben, auf das Interessenbekundungsverfahren hingewiesen. Es handelt sich nicht um ein Ausschreibungsverfahren, sondern um eine Markterkundung nach wettbewerblichen Grundsätzen, heißt es aus der Stadtverwaltung. Auf der Homepage der Stadt Pinneberg wird das Verfahren ebenfalls veröffentlicht, sodass auch weitere Träger, welche bisher nicht in Pinneberg tätig sind, die Möglichkeit haben, sich an dem Verfahren zu beteiligen.

Pinneberg gibt städtische Kita auf: Eltern empört über Pläne

„Eine ausreichende Zahl an Kita-Plätzen in Pinneberg vorzuhalten, ist eines unserer wesentlichen Ziele“, sagt Bürgermeister Thomas Voerste. „Doch die bloße Menge der Plätze reicht nicht aus. Es geht auch um Qualität und ausreichende Betreuungszeiten. Das Thema Fachkräftemangel spielt hier eine wesentliche Rolle. Ich bin optimistisch, dass ein professioneller Träger die vielfältigen Herausforderungen am besten handhaben kann.“

Die Pinneberger Stadtverwaltung hatte Anfang September 2023 die Verkaufsabsichten für ihre beiden städtischen Kindertagesstätten mitgeteilt. Während sich Proteste seitens der Politik hatten die Eltern ihre Empörung darüber in einem Brandbrief zum Ausdruck gebracht.

So ist die Lage: In Pinneberg gibt es insgesamt 26 Kitas

Kritisiert wurde darin unter anderem, dass sich aufgrund der ungewissen Zukunft der Kitas keine Erzieherinnen mehr auf offene Stellen bewerben würden und die sowieso schon bestehende Personalknappheit zusätzlich verstärkt werde. „Es kommt zu Gruppenschließungen; Eltern müssen zu Hause bleiben, um ihre Kinder zu betreuen. Dabei fürchten sie teils selbst um ihren Arbeitsplatz und fehlen der Gesellschaft als wichtige Arbeitskraft“, so die Elternratsvorsitzende Pauline Peters-Vetter.

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Die Kita selbst soll inklusive aller Plätze im Krippen- und Elementarbereich an beiden Standorten komplett erhalten bleiben. In Pinneberg gibt es insgesamt 26 Kitas. So betreibt der Verein Kita Waldstraße e.V. als größte Einrichtung sieben Häuser in der Kreisstadt, gefolgt von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und der Evangelischen Kirche mit jeweils fünf Kitas.