Pinneberg. Zähe Hängepartie zwischen Stadt, Land und DB scheint vorbei. 900 Stellplätze sollen den Bahnknoten für Pendler noch attraktiver machen.
Nach langer Hängepartie scheinen nun die Planungen für ein neues Fahrradparkhaus mit 900 Stellplätzen am Pinneberger Bahnhof auf die Zielgerade einzubiegen. So will Bürgermeister Thomas Voerste jetzt die Planungs- und Finanzierungsvereinbarung mit der Deutschen Bahn und dem Land Schleswig-Holstein für den Neubau auf der Nordseite des Bahnhofs abschließen. Das Projekt soll etwa 4,4 Millionen Euro kosten, Baustart soll Ende 2025 sein, die Inbetriebnahme ist 2027 geplant.
Geplant wird die Radabstellanlage neben dem Bahnhofshauptgebäude und hinter dem ZOB schon seit 2019. Wie mehrfach berichtet, soll ein zweigeschossiges Gebäude mit Flachdach gebaut werden. Neben 900 überdachten Stellplätzen sind auch ein Nahversorger sowie eine Reparaturwerkstatt vorgesehen. Laut Plan der Deutschen Bahn sind neben Flächen für normale Fahrräder auch Plätze für Sondermodelle wie Lastenfahrräder Bestandteil der Überlegungen. Hinzu kommen Gepäckschließfächer.
Bahnhof Pinneberg bekommt nun doch lange geplantes Fahrradparkhaus
Zuletzt gerieten die Planungen arg ins Stocken. In einem Hilfegesuch an den damaligen schleswig-holsteinischen Verkehrsminister Bernd Buchholz schrieb die damalige Bürgermeisterin Urte Steinberg im Jahr 2021 von einem Verzug, der „drei bis vier Jahre“ betragen könnte. Hintergrund der Eskalation bis ins Ministerium war, dass die Deutsche Bahn nach der Vorstellung des Projektes S 4 (in Richtung Elmshorn) für alle Maßnahmen im Pinneberger Bahnhofsbereich eine Sperre von fünf bis sechs Jahren verhängt hatte, um sich die Planung für ein zusätzliches Gleis offenzuhalten.
„Doch dadurch können weder die für laufende Maßnahmen notwendigen Grundstücksverkäufe abgeschlossen werden, noch kann das Fahrradparkhaus geplant und gebaut werden“, wetterte Steinberg. Während die Deutsche Bahn den Baustart für das historische Empfangsgebäude des Bahnhofs und die neuen Ergänzungsbauten als eigene Projekte freigegeben hatte, war die Fläche für das benachbarte Fahrradparkhaus lange in der Schwebe.
Hängepartie in Pinneberg: Ex-Bürgermeisterin schrieb sogar Brandbrief an Minister
Seitdem habe es „zahlreiche Nachfragen“ der Stadt beim Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) und der DB gegeben. Das Problem dieser Hängepartie war auch, das die bereitgestellten Mittel für die Planung des Fahrradparkhauses zu verfallen drohten. Nun scheint dieses Problem gelöst.
Pinneberg, das Land und die Deutsche Bahn wollen vereinbaren, dass die Leistungsphasen 1 bis 4 (die Planung bis zum Bauantrag) durch die Deutsche Bahn durchgeführt und bezahlt werden. Erst danach übernimmt die Stadt Pinneberg. Das Fahrradparkhaus wird sich später im Eigentum der Stadt befinden sowie von der Stadt betrieben werden. Die Fördersumme für die Planung beträgt insgesamt 295.714 Euro.
900 Radparkplätze am Bahnhof: So sieht das Grundstück bisher aus
Derzeit ist das Grundstück noch unbebaut. Noch wuchern dort kleine Bäume und Sträucher. Ziel des Projektes ist grundsätzlich eine nachhaltige Aufwertung des Bahnhofstandortes Pinneberg. Durch die Verbindung der Projekte Fahrradparkhaus, Nahversorger und der Verlängerung des Bahnsteiges 3 mit Durchgang zum Fahrradparkhaus würden sowohl städtebauliche, funktionale als auch finanzierungstechnische Synergieeffekte erzeugt.
Obwohl die Südseite des Bahnhofs in den vergangenen Jahren komplett neu gestaltet wurde und dort etliche Fahrradstellplätze hinzugekommen sind, sei die Fahrradparksituation insbesondere auf der Stadt zugewandten und unvollendeten Nordseite „äußerst angespannt“, heißt es in der DB-Planung.
Bahnhof Pinneberg: Was das neue Gebäude für Pendler bieten soll
Durch zugangsbeschränkte und abschließbare Bereiche innerhalb der neuen Fahrradparkebenen, die Gepäckschließfächer und durch die Fahrradwerkstatt (morgens das Fahrrad zur Reparatur, abends fertig abholen) werde der Standort aufgewertet. Reisende und Pendler mit hochwertigen Fahrrädern sollen die neuen Abstellmöglichkeiten nutzen, was zu „einem positiven Effekt auf die Reisendenzahlen sowie die Attraktivität des gesamten Bahnhofes“ führen soll.
Dazu zählt auch, dass die Fassade des Fahrradparkhauses ist durchlässig gestaltet werden soll, um eine möglichst uneingeschränkte Einsicht in das Gebäude zu haben und somit das Sicherheitsempfinden zu erhöhen. Mögliche Angriffspunkte für Vandalismus sollen so ebenfalls reduziert werden, eine Kameraüberwachung tue ihr Übriges.
Mega-Projekt Bahnhofsumbau dauert noch weitere Jahre
Bekanntlich wird seit 2018 an Pinnebergs Bahnhof kein Stein auf dem anderen gelassen. Gleise, Gebäude und Plätze werden über Jahre für kalkulierte 15 Millionen Euro „gesamthaft modernisiert“ und barrierefrei ausgebaut. Doch während die erste Bauphase mit neuen Bahnsteigen und Gebäuden der Deutschen Bahn AG auf der Zielgeraden ist, stockte es bei der Umfeldgestaltung. Dort plant (und bezahlt) insbesondere die Stadt Pinneberg ein einladenderes, zukunftsfähiges Entree.
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Insgesamt soll der Bahnhof mit Personenunterführung und Bahnsteigen (fertig) modernisiert werden. Das historische Empfangsgebäude mit Teilrückbau, Kernsanierung des Hauptgebäudes und den Pavillon-Neubauten steckt mitten in den Arbeiten. Der Bahnhofsvorplatz Nord wird sich anschließen mit einem Neubau für die Nahversorgung und dem Fahrradparkhaus. Die Bahn will zudem den Bahnsteig 3 verlängern. Der Bahnhofsvorplatz Süd mit P&R-Anlage und Fahrradparken ist bereits fertig.
Der Bahnhof Pinneberg wurde am 18. September 1844 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Altona-Kiel in Betrieb genommen. Damit ist er einer der ältesten in Schleswig-Holstein. Seit 1967 ist Pinneberg auch Endbahnhof der Hamburger S-Bahnlinie S3. Es gibt insgesamt fünf Bahnsteiggleise. Die Gleise 1 und 2 enden stumpf am östlichen Ende des Empfangsgebäudes und werden vom S-Bahnnetz genutzt. Die Gleise 3 bis 5 werden für den Regionalverkehr genutzt. Täglich nutzen mehr als 20.000 Menschen den Bahnhof.