Wedel. Widersprüchliche Aussagen des Hamburger Senats zum Sommerbetrieb verwirren Anwohner. Wird doch Kohle verbrannt? Betreiber klärt auf.
In Wedel ist ordentlich Verwirrung aufgekommen. Grund dafür ist einmal mehr das Heizkraftwerk an der Elbe, das auch mit dem fossilen Brennstoff Kohle Strom und Wärme erzeugt. Kirsten Fust, Geschäftsführerin der zuständigen Hamburger Energiewerke, hatte Ende April in einer Sitzung des Wedeler Umwelt-, Bau- und Feuerwehrausschusses den Politikern angekündigt, dass der Meiler nach der Revision 2024 diesmal nicht im Sommerbetrieb laufen solle.
Eine erstmalige Sommerpause war eingeläutet. Anwohner am Elbhochhufer in der Nachbarschaft und unter anderem die Grünen, die lang für ein Ende des umweltschädlichen Betriebs in den Sommermonaten gekämpft hatten, freuten sich.
Kohlekraftwerk Wedel: Antwort des Hamburger Senats stiftet Unruhe
Doch nun hieß es in einer Antwort des Hamburger Senats auf Fragen des Linken-Abgeordneten Stephan Jersch plötzlich: „Im laufenden Jahr ist für den Block 2 im HKW Wedel ein verlängerter Stillstand nach Abschluss der Jahresrevision vorgesehen, während Block 1 nach der Revision regulär in Betrieb gehen wird.“
Die Antworten mit der unglücklichen Formulierung „regulär in Betrieb“ sorgten bei Anwohnern in Wedel und teilweise in der Politik für erstaunte Gesichter. „Regulärer Betrieb bedeutet an dieser Stelle, dass der Block auf Mindestlast betrieben werden muss, damit das Heizkraftwerk, sofern erforderlich, jederzeit für die Wärmeversorgung eingesetzt werden kann“, sagt Bettina Schwarz, Sprecherin der Hamburger Energiewerke. Bei diesem Mindestlastbetrieb werde automatisch Strom produziert.
Wedeler Kraftwerk an der Elbe: Ein Block läuft auch im Sommer weiter – auf Mindestlast
Das Unternehmen müsse die Versorgungssicherheit gewährleisten. „Da das Heizkraftwerk wie jedes andere Kraftwerk am Markt gemeldet ist und teilnimmt, ergeben sich auch in dieser Phase Laständerungen“, erklärt sie. Das bedeutet, dass bei Anweisungen durch den sogenannten Übertragungsnetzbetreiber dieser Block auch hochgefahren werden muss. Planmäßig werde das Heizkraftwerk Wedel in diesem Sommer zur reinen Stromproduktion jedoch nicht in Vollast eingesetzt.
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Seit Anfang Mai befindet sich die Anlage nach der Heizperiode in der jährlichen Revision, quasi einer Inspektion, bei der Technik und Co. auf den Prüfstand kommen und Teile gegebenenfalls ausgetauscht werden. In dieser Zeit ist der Anlage-Komplex komplett heruntergefahren. Die Inspektion soll in wenigen Tagen, Anfang Juli, beendet sein.
Power-to-Heat-Anlage und ein Kohlemeiler sorgen für Versorgungssicherheit für Heizperiode
Im Antwortschreiben des Hamburger Senats heißt es weiter: „In Verbindung mit der Verfügbarkeit des Blockes 1 und der nun zur Verfügung stehenden Power-to-Heat-Anlage ist die Versorgungssicherheit zu Beginn der Heizperiode 2024/2025 gewährleistet. Um darüber hinaus das Risiko einer erschwerten Wiederinbetriebnahme des Blockes 2 zu minimieren, werden zusätzliche Konservierungsmaßnahmen durchgeführt.“
Die Energiewende am Kraftwerksstandort Wedel ist durch eine umweltfreundlichere Power-to-Heat-Anlage eingeläutet. Überschüssiger Windstrom wird zum Heizen von 27.000 Hamburger Haushalte genutzt. Der Sommerbetrieb des Kohlekraftwerks war in der Vergangenheit unter anderem mit der Versorgung des angrenzenden Betonwerks begründet worden. Das Werk schloss jedoch Ende 2023.