Wedel. Keine schöne Bescherung für Xella-Angestellte an der Industriestraße. Aus dem Nichts gibt es die Kündigung. Die Gründe für das Aus.

Kurz vor Weihnachten müssen die Mitarbeiter des Betonwerks in Wedel eine echte Hiobsbotschaft verkraften. Die Anlage der Xella Deutschland GmbH an der Industriestraße im Kreis Pinneberg wird geschlossen. Und das bereits zum Jahresende. Gut 40 Mitarbeiter verlieren damit noch im Jahr 2023 ihren Job.

In einer Mitteilung gab die Firma „geplante Maßnahmen zur Optimierung ihres Produktionsnetzwerkes bekannt.“ Vor dem Hintergrund der deutlich rückläufigen Nachfrage im Neubau reduziere das Unternehmen seine Produktion in Deutschland. Der starke Rückgang wirke sich auch auf die Kalksandsteinproduktion aus. Zwei sogenannte Porenbetonwerke werden deshalb nun zum Jahreswechsel stillgelegt. Neben dem Wedeler Werk ist eines in Freistett (Baden-Württemberg) betroffen.

Xella schließt Betonwerk in Wedel: Als Grund wird auch „Netzwerkoptimierung“ angegeben

Auf telefonische Abendblatt-Anfrage am Standort in der Industriestraße wurde lediglich mitgeteilt, den Weg über die Presse-Abteilung von Xella in Duisburg zu gehen. „Im Fall von Wedel ist die Entscheidung, das Werk zu schließen, darin begründet, dass der Marktraum durch die Werke Rotenburg und Brück abgedeckt werden kann, um eine bestmögliche Kapazitätsauslastung zu gewährleisten“, sagt Xella-Sprecher Olaf Kruse.

Im Wedeler Werk laufe mittelfristig der Energieversorgervertrag aus, sodass laut Kruse weiterhin eine hohe Summe in die künftige Energieversorgung investiert werden müsste. Die Produktionsstätte in Rotenburg besitze laut Kruse zudem eine eigene Sandversorgung für die Herstellung des Betons.

Das andere von ihm angesprochene Xella-Werk ist in Brandenburg. In der Xella-Mitteilung heißt es über den Prozess: „Ziel dieser geplanten Maßnahmen ist es, die leistungsfähigeren Werke zu stärken und damit das verbleibende Netzwerk angesichts der konjunkturellen Lage und der rückläufigen Absatzmengen optimal für die Zukunft auszurichten.“

Werksschließung: Baustoffhersteller Xella arbeite mit Betriebsrat zusammen

Bei der Umsetzung der Betriebsschließung in Wedel lege Xella großen Wert auf eine sozialverträgliche Lösung für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut dem Sprecher seien weniger als 40 Mitarbeitende betroffen. Dennoch gelte die Schließung „grundsätzlich für alle Arbeitsbereiche, also zum Beispiel Mitarbeitende in der Produktion, in der Disposition oder in der Qualitätskontrolle.“

Es soll mit dem Betriebsrat ein Interessenausgleich und ein vorsorglicher Sozialplan erarbeitet werden. Gleichzeitig werden den Werksangehörigen nach Möglichkeit Arbeitsplätze an anderen Standorten angeboten. Das Kalksandstein-Werk in Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) ist allerdings ebenfalls geschlossen, einen weiteren, relativ nahen Xella-Standort (ebenfalls Kalksandstein) gibt es noch in Reinbek oder das Ytong-Werk in Rotenburg.

Baubranche liege am Boden, Schließung des Wedeler Werks sei alternativlos

Die Baubranche befinde sich laut Unternehmensangaben in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld: „Insbesondere in Deutschland ist die Neubautätigkeit nahezu zum Erliegen gekommen. Diese Entwicklung wird durch verschiedene negative Einflüsse wie hohe Zinsen, Energiepreise und Inflation getrieben.“ Auch wenn es in einigen Märkten Anzeichen für eine Stabilisierung gebe, blieben die Geschäftsaussichten für die kommenden Monate verhalten.

Die Entscheidung, in welchen Werken die Porenbetonproduktion eingestellt werden soll, sei aufgrund der räumlichen Nähe zu anderen Werken und der bestmöglichen Kapazitätsauslastung getroffen worden.

Xella spricht von „bestmöglicher Kapazitätsauslastung“

Daniel Marczinkowsky, Deutschlandchef von Xella, wird in der Mitteilung zitiert: „Die Herausnahme von Kapazitäten ist ein Einschnitt, aber wir müssen dafür sorgen, dass unsere Produktionsanlagen nachhaltig, effizient, modern und sicher arbeiten.“

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Es folge eine Konzentration auf die Stärken des Unternehmens „wie die flächendeckende und qualitativ hochwertige Beratung, unser vielfältiges Systemportfolio aus Kalksandstein, Porenbeton und Dämmstoffen sowie unsere digitalen Lösungen, mit denen wir weiter zur Senkung der Baukosten beitragen wollen.“

Schon seit einigen Jahren hat Xella Produktionslinien geschlossen

Xella hat nach eigenen Angaben bereits in den vergangenen Jahren das regionale Netzwerk optimiert, etwa durch die Stilllegung einer Produktionslinie eines Kalksandsteinwerks in Brandenburg sowie durch Schichtreduktionen und Arbeitszeitverkürzungen in weiteren, ausgewählten Werken. Nun wird auch zusätzlich im Werk Rotenburg (Niedersachsen) eine Produktionslinie geschlossen. In einigen weiteren Werken erfolge laut Mitteilung die Kapazitätsanpassung durch Verkürzung der Arbeitszeit

Die Xella Gruppe ist nach eigenen Angaben ein europaweit führender Anbieter von Wandlösungen für die gesamte Gebäudehülle. Xella sei Heimat bekannter Marken wie Ytong, Silka, Hebel und Multipor und ein Pionier für digital unterstützte Bauprozesse.