Norderstedt. Das 40 Jahre alte Verwaltungsgebäude ist schon lange ein Sanierungsfall. Teurer Anbau ist offenbar vom Tisch. Wie es jetzt weitergeht.
Der Oktober beginnt regnerisch. Im Foyer des Norderstedter Rathauses steht ein blauer Eimer, es tropft von der Decke. Vor dem Büro der Oberbürgermeisterin im dritten Stock wird seit gut einer Woche die Terrasse saniert. Ein Arbeiter löst die Platten, laute Fräsgeräusche dringen durch das Fenster nach innen. „Die Dachabdeckung ist nicht mehr dicht. Es tropft in die Büroräume unter der Terrasse. Wir mussten tätig werden“, sagt Verwaltungschefin Katrin Schmieder.
Schon lange ist bekannt, dass das Rathaus ein Sanierungsfall ist. 1984 wurde der damals moderne Verwaltungsneubau mit integriertem Kulturbereich als Herzstück von Norderstedt eingeweiht – inzwischen ist das Gebäude in die Jahre gekommen, die Sanierung der TriBühne längst beschlossen. Auch für den Verwaltungstrakt wird nach Lösungen gesucht. Stadt und Politik diskutieren schon lange darüber, ob das Haus saniert, umgebaut oder mit einem Anbau versehen werden soll.
Norderstedter Rathaus soll saniert werden
Zuletzt gab es Planungen, die vorgesehen hatten, für etwa 111 Millionen Euro mehr Platz für das stark gewachsene Team der Stadtverwaltung zu schaffen. Durch die exorbitant gestiegenen Baukosten war allerdings plötzlich die Rede von bis zu 200 Millionen Euro, die das Vorhaben verschlingen könnte. Schon vor gut zwei Jahren forderte der damalige CDU-Fraktionschef Peter Holle, sich über Alternativen Gedanken zu machen. „Macht ein Rathausanbau Sinn, wenn gleichzeitig im Lufthansa-Hochhaus 6000 Quadratmeter Büroflächen zur Anmietung zur Verfügung stehen?“, fragte er.
Fakt ist aus Sicht von Oberbürgermeisterin Schmieder: „Wir haben einen Sanierungsstau im Rathaus. Es regnet rein, bei Starkregen stehen die Fensterbänke unter Wasser“, berichtet sie. Ein Anbau sei derzeit kein Thema mehr. Vielmehr überlege man, wie eine Sanierung konkret aussehen könnte. Dazu müssen zwei elementare Fragen beantwortet sein: „Was brauchen wir im Rathaus? Und wie wollen wir in Zukunft arbeiten?“ Erst wenn klar ist, was die Verwaltung vom „Rathaus 2.0“, wie Schmieder es nennt, erwartet, werden der Politik Konzepte vorgestellt.
Norderstedt: Rathaus 2.0 soll Politik vorgestellt werden
„Ich bräuchte zum Beispiel einen Raum, in dem ich laut telefonieren kann. Andere brauchen Platz zum stillen Arbeiten“, sagt Schmieder, die erst kürzlich einen Workshop der Otto Group besucht hat, in dem es unter anderem um den Arbeitsplatz der Zukunft ging. Interne Workshops seien gestartet, in denen Mitarbeitende ihre Bedarfe und Erfahrungen einbringen können.
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Eine weitere Frage, die sich stellt: Wird die Sanierung im laufenden Betrieb erfolgen? Oder ziehen die Rathausangestellten für diesen Zeitraum in eine andere Immobilie? Katrin Schmieder geht davon aus, der Politik Anfang des nächsten Jahres vorstellen zu können, wie das Rathaus 2.0 aussehen soll. Bis eine Sanierung wirklich startet, dürften aber noch mehrere Jahre vergehen. Bis dahin wird das Dach vor dem Oberbürgermeisterin-Büro „zweckmäßig“ neu abgedeckt, wie Schmieder sagt.