Norderstedt. Veranstaltungszentrum muss dringend modernisiert werden. Oktoberfest findet vorerst letztes Mal statt. Wann Sanierungsarbeiten starten.

Die Sanierung der TriBühne in Norderstedt verzögert sich. Die Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (MeNo) hat überraschend bekannt gegeben, dass das beliebte Oktoberfest dieses Jahr doch noch in Norderstedts größtem Veranstaltungszentrum stattfinden kann. Erst nach dem 27. September soll die TriBühne für lange Zeit schließen.

„Spätestens im Oktober soll mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden“, sagt MeNo-Geschäftsleiter Benjamin Mattai. Ursprünglich sollten die Arbeiten im Sommer starten, nun also im Herbst. Den genauen Grund für die leichte Verzögerung nannte Mattai nicht. Wie viele Unternehmen und Privatpersonen dürfte aber auch die MeNo Probleme haben, Handwerker zu finden.

TriBühne Norderstedt: Sanierung soll 2026 ageschlossen sein

Die Modernisierung der TriBühne wird Norderstedt teuer zu stehen kommen, doch sie ist beschlossene Sache: Der Hauptausschuss hat dem von der Stadt sowie der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH vorgelegten Sanierungskonzept in vollem Umfang zugestimmt. Bis 2026 sollen sämtliche Bereiche des für Kultur und gesellschaftliches Leben unverzichtbaren Veranstaltungszentrums am Rathausmarkt erneuert werden. Das bedeutet allerdings: Die TriBühne wird lange nicht nutzbar sein, sondern für den Betrieb gesperrt.

„Wir haben den Weg freigemacht, damit der Wiederaufbau erfolgen kann“, sagte Gunnar Becker (CDU), Vorsitzender des Hauptausschusses. Und damit die TriBühne eine zeitgemäße Technik erhält, denn aktuell ist das nicht der Fall, vielmehr bestehen die Probleme seit Jahren, waren schon vor dem einschneidenden Ereignis in der Nacht vom 12. auf den 13. Mai 2022 aktenkundig.

Damals wurde die TriBühne durch einen riesigen Wasserschaden verwüstet. Mutmaßlich war die Zerstörung Folge einer fehlerhaft ausgelösten Löschanlage, die eigentlich nur für den Fall eines Vollbrands im großen Saal vorgesehen war.

TriBühne: Modernisierung kostet etwa 27 Millionen Euro

Zeitweise war die Sorge groß, dass das Haus nicht mehr zu retten sei. Nun, mehr als zwei Jahre später, hat die Stadt die komplizierten Verhandlungen mit der Ostdeutschen Kommunalversicherung über die Erstattung der Schadenssumme beendet. Demnach erhält Norderstedt 3,63 Millionen Euro. Kompensiert werden ausschließlich die Auswirkungen der Überschwemmung. Ein Sachverständigenbüro hat diese Zahl unabhängig bestätigt.

Insgesamt kostet die Sanierung etwa 27 Millionen Euro. Allein die Kosten für die Instandsetzung nach dem Wasserschaden betragen rund 6,8 Millionen Euro. Die Differenz wird über den Haushalt getragen. Aus Sicht der Verwaltung wäre eine höhere Summe offenbar gerechtfertigt gewesen. Doch das fachlich zu beweisen, wäre zu aufwendig und langwierig geworden. Der Versicherungsschaden wäre Ende 2025 verjährt, eine Verlängerung war abgelehnt worden.

Wasserschaden: Versicherung übernimmt 3,6 Millionen Euro

Ein wichtiger Mitarbeiter im Rathaus, der sich dieses komplizierten Falls angenommen hätte, wäre für Schulsanierungsprojekte ausgefallen, auch im Rechtsamt wären Kapazitäten gebunden gewesen. Daher zieht Norderstedt einen Schlussstrich, auch wenn etwaige Schäden, die später auffallen und eindeutig dem Vorfall vom Mai 2022 zugeordnet werden können, weiterhin erstattet werden könnten.

Fest steht: Die Kulturszene in Norderstedt und Umgebung, im Prinzip das gesamte gesellschaftliche Leben in der viertgrößten Stadt Schleswig-Holsteins, steht vor einem Einschnitt. Denn nach dem Oktoberfest ist für lange Zeit Kultur-Pause in der TriBühne.

Sanierungsfall TriBühne Norderstedt: Dramatischer Appell an Politik

Bei einer Präsentation von Dirk Jantzen, dem Geschäftsführer der Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH (TriBühne, Kulturwerk, Hopfenliebe), wurde allerdings im Hauptausschuss deutlich, wie drängend und dramatisch die Situation wirklich ist.

Nachdem die Reparaturen infolge des Wasserschadens abgeschlossen waren, konnte ab Anfang 2023 zwar wieder ein eingeschränkter Betrieb stattfinden. Doch längst nicht alle großen Produktionen finden hier Platz, darunter hat der Ruf gelitten, denn von einer optimalen Leistungsfähigkeit kann nicht die Rede sein.

„Die Gebäudeteile und die technischen Einrichtungen der TriBühne sind übermäßig altersgemäß abgenutzt, so dass eine weitere Reparatur nicht mehr wirtschaftlich ist“, so der Bericht. „Hinzu kommt, dass es für die Trennwände zu den Nebensälen und die Tonanlage bereits keine Ersatzteile mehr gibt. Die Anlagen müssen zur Wiederaufnahme des Betriebes ausgetauscht werden.“ 

Sanierung besteht aus drei Paketen

Drei Säulen tragen die TriBühne: Die Kultur, also Theater, Musicals, Konzerte, Lesungen, dann gesellschaftliche Veranstaltungen wie Neujahrsempfänge, Sportlerehrungen, auch eine Schlagernacht, und dann die wirtschaftlich ausgerichteten Events. Jene sind maßgeblich, es handelt sich um Messen, Tagungen, Firmenfeiern in großem Stil. Denn genau diese können Einnahmen garantieren, um den weiteren Betrieb quasi quer zu finanzieren. „Kultur kostet Geld“, so Dirk Jantzen.

Dirk Jantzen ist seit Herbst 2022 Geschäftsführer der städtischen Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH, die TriBühne, Kulturwerk am See und Hopfenliebe umfasst.
Dirk Jantzen ist seit Herbst 2022 Geschäftsführer der städtischen Mehrzwecksäle Norderstedt GmbH, die TriBühne, Kulturwerk am See und Hopfenliebe umfasst. © Annabell Behrmann | Annabell Behrmann

Die Sanierung besteht aus drei Paketen, die sich ergänzen sollen. Erstens: Die TriBühne wird nach Mindestanforderungen saniert, das betrifft auch immer noch die Auswirkungen der Feuchtigkeit durch die Fehlfunktion der Löschanlage. Hierfür wäre eine Investition von 9,75 Millionen Euro notwendig, allerdings würde das alleine nicht genügen, vielmehr das Problem nur um zehn Jahre aufgeschoben.

Daher beinhaltet Schritt zwei eine umfassende Modernisierung, „Internet in allen Bereichen, LED-Technik, moderne Präsentationstechnik, eine Hörgeschädigten-Anlage“, so Jantzen. Und: Sogenannte „Rider-taugliche“ Technik, was nichts anderes ist als die Voraussetzungen, damit Künstler oder andere Kunden die TriBühne ausgerichtet am eigenen Anspruch nutzen können. Also insbesondere Ton- und Lichttechnik.

TriBühne: Ein Neubau hätte 75 Millionen Euro gekostet

Die mehr als 20 Jahre alte Gebäudestruktur muss dennoch noch weiter saniert werden, sodass im dritten Paket weitere 8,3 Millionen Euro erforderlich wären. Zuvor bereits bewilligt waren 15,7 Millionen Euro. Nur Schritt drei könnte im laufenden Betrieb stattfinden, sodass alle Arbeiten 2027 abgeschlossen sein könnten. Veranstaltungen könnten, so die Hoffnung, 2026 wieder stattfinden, bis dahin wird das Kulturwerk am See das Programm tragen.

Theoretisch hätte es auch andere Optionen gegeben. „Ein Neubau würde rund 75 Millionen Euro kosten. Eine Sanierung rechnet sich also“, so Jantzen. „Für 27 Millionen Euro bekommen wir eine leistungsfähige Halle.“ Mit einem erheblichen Plus: Denn die Infrastruktur, sei es der ÖPNV oder die vielen Parkplätze, ist schon heute sehr gut. Fördermittel könnte es zusätzlich geben für die LED-Beleuchtung und für Maßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit, zudem für energetische Verbesserungen. Der Rest muss über den städtischen Haushalt geleistet werden.

Mehr zum Thema

Maßgeblich sparen könne man bei der Sanierung nicht, erklärte Dirk Jantzen. Vielmehr würde eine weitere Verzögerung mittelfristig die Kosten erhöhen, zudem verwies er auf den Einnahmeausfall. Schon jetzt macht die TriBühne pro Jahr rund 500.000 Euro Verlust, wie er auf Nachfrage berichtete.

Norderstedt: Ohne Business-Kunden fehlen wichtige Einnahmen

Übersetzt: Je schlechter der Zustand ist, desto eher werden nicht unbedingt nur Besucher einen Bogen um die TriBühne machen, sondern vielmehr Kulturschaffende und andere Veranstalter. „Wenn wir die Branchenstandards nicht erfüllen, werden Veranstaltungen wegbrechen.“

Allen voran auch zunehmend der Business-Sektor. Denn Unternehmen haben hohe Ansprüche. Und denen entspricht das Haus weder bei der Akustik noch bei der gesamten Technik. Die Folge: Entweder Firmen weichen ins Kulturwerk aus oder gehen gleich nach Hamburg. Die Warnung: Steuert Norderstedt hier nicht gegen, wir der Wettbewerbsnachteil nicht mehr aufzuholen sein.