Wakendorf II. Beliebte Schlachterei Busack in Wakendorf II hat den Service am Fleischtresen abgeschafft. Was das für die Kunden bedeutet.
- Umstellung hat keine Auswirkungen auf in der Region geschätzte Qualität der Ware
- Fleischerhandwerk leidet wie viele andere Branchen unter Fachkräftemangel
- Kunden dürfen sich an der Verbesserung des Einkaufsprozesses aktiv beteiligen
Die Krise im Einzelhandel macht auch vor dem Fleischerhandwerk nicht halt. Schnitzel, Braten, knusprige Schweinshaxe – in der beliebten Landschlachterei Busack in Wakendorf II kauft die ganze Region Fleisch- und Wurstwaren sowie Hausmannskost im Weckglas. Und das auch gerne bei einem Schnack im Ladengeschäft an der Hungertwiete. Doch damit ist es seit dem 1. Oktober vorbei. Weil Schlachter Hans-Dieter Busack kein Fachpersonal mehr hat, das hinter dem Fleischtresen stehen und die Kundinnen und Kunden bedienen kann, wird die Landschlachterei jetzt virtuell und damit zum Online-Shop.
Der Schritt sorgte schon im Kundenkreis der Landschlachterei für das Gerücht, das Geschäft verschwinde ganz von der Bildfläche. Doch die gute Nachricht ist: Es geht weiter, es wird nur alles ganz anders.
Landschlachterei Busack: Ware wird am Online-Tresen ausgesucht
Das bedeutet: Der Einkauf kann an einem virtuellen Tresen aus einem Großteil des bisher bestehenden Sortiments zusammengestellt, der verbindliche Abholtermin (dienstags, donnerstags und freitags jeweils von 15 bis 18 Uhr, sonnabends von 8 bis 12 Uhr) mit zwei Tagen Vorlauf ebenfalls online ausgewählt werden. An diesem steht die gewünschte Ware im Laden fertig zur Abholung bereit und braucht dort nur noch bezahlt zu werden.
Die Umstrukturierung ist für die Landschlachterei Busack alternativlos, die Firma zieht gewissermaßen die Notbremse: „Wie in vielen handwerklichen Berufen macht sich die angespannte personelle Situation auch im Fleischerhandwerk bemerkbar. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr große Anstrengungen unternommen und uns um ausreichend Fachpersonal für unser Ladengeschäft bemüht. Leider ist der Punkt erreicht, an dem die Arbeit auf nur noch wenigen Schultern lasten würde. Um euch weiterhin mit erstklassigen Produkten aus der Region versorgen zu können, gehen wir daher nun neue Wege mit unserem Online-Shop“, lautet die Begründung für die Kunden auf der Homepage der Firma.
Keine Veränderungen bei Partyservice und BusackBeefBox
Auf den zweiten Geschäftszweig der Landschlachterei, den Partyservice, hat dies keinen Einfluss, dort bleibt alles wie gehabt. Gleiches gilt für die BusackBeefBox, die neben dem Eingang zum Geschäft steht und unabhängig von Abholzeiten genutzt werden kann.
Die Landschlachterei in der Hungertwiete gibt es schon seit 1910, damals stellte ein gewissser Wilhelm Bärn in Bad Segeberg den Antrag, auf dem Dorf Fleisch und Wurst verkaufen zu dürfen. Auf ihn folgten Erich Krause und Frau Anna. Dann kam 1964 die Familie Busack ins Spiel. Hans-Dieter Busacks Eltern Dieter und Ute übernahmen den Betrieb, zahlten den Krauses eine Leibrente. Seit 2007 führt ihr Sohn, der sein Handwerk von 1980 bis 1983 bei der Fleischerei Nowatzki in Henstedt-Ulzburg lernte, 1990 die Meisterschule abschloss und in Wakendorf II Rinder, Schweine und Schafe schlachtet, das Geschäft an der Hungertwiete zusammen mit Ehefrau Susanne.
„Der Job macht noch viel Spaß, aber es ist alles schwieriger geworden“
„Ich bin praktisch in dieses Ding mit reingeboren worden“, sagt Busack. Entsprechend emotional verfolgt er die einschneidenden Veränderungen in der Fleischerbranche. „Auch heute macht der Job noch viel Spaß, aber es ist alles schwieriger geworden. Wir haben zwar Ideen und Visionen, aber die kannst du nicht ausleben, weil das Fachpersonal fehlt.“ Erschwerend hinzu komme die ausufernde Bürokratie: „Es ist unglaublich, was wir mittlerweile gegenüber dem Veterinäramt so alles dokumentieren müssen.“
Die Situation in Wakendorf II eskalierte, als eine hochgeschätzte Verkäuferin aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens kündigen musste. Das war für die Busacks der Anlass, um aus der Not eine Tugend zu machen, etwas ganz Neues zu wagen und sich künftig auf das Onlinegeschäft zu konzentrieren. Nach vielen schlaflosen Nächten, sorgfältigem Abwägen der Vor- und Nachteile. Mit Pioniergeist. Und mit viel Mut zum Risiko, da es diesbezüglich noch keine Erfahrungswerte gibt.
Einkaufen von Fleischerzeugnissen per Mausklick ist nicht die erste Neuerung
Busack: „Ob das alles funktioniert, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen. Aber es gab für uns nur zwei Möglichkeiten: Entweder den Laden komplett zu schließen und noch ein bisschen Partyservice zu machen, damit meine Frau und ich über die Runden kommen.“ Oder aber ein Konzept zu entwickeln, das auch mit wenig Personal zukunftstauglich ist.
Das Einkaufen von Fleischerzeugnissen per Mausklick ist übrigens nicht die erste Neuerung in den vergangenen Jahren. Revolutionär war schon die Idee, dank eines Automaten neben dem Ladeneingang, der ständig neu aufgefüllt wird, Ware unabhängig von den Öffnungszeiten anbieten zu können. Auch den 24-Stunden-Service kannte in der Region zuvor kaum jemand, er hat sich mittlerweile aber etabliert.
Hans-Dieter Busack ist jedenfalls optimistisch, dass die Kundschaft der Landschlachterei trotz der Umstellung auf die Online-Variante weiterhin die Treue hält. „An der Qualität und am Angebot unserer Produkte wird sich ja nichts ändern, darauf legen wir sehr großen Wert“, sagt er. Und weist zudem darauf hin, dass es wegen der festen Abholtermine künftig keine längeren Wartezeiten im Laden mehr geben wird.
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Landschlachterei Busack: Der Kunde bleibt in Wakendorf II weiterhin König
Hoffnungsvoll stimmt, dass er und seine Frau Susanne schon eine andere Krise erfolgreich gemeistert haben. Während der Corona-Pandemie mussten wegen der strengen Auflagen von Politik und Gesundheitsamt innerhalb kürzester Zeit Lösungen gefunden werden, um das Geschäft am Leben zu halten – was mit Kreativität und Pragmatismus hervorragend gelang.
Klar ist auch: Der Kunde bleibt in Wakendorf II weiterhin König, darf sich an der Verbesserung des Einkaufsprozesses aktiv beteiligen – denn noch ist nicht alles in Stein gemeißelt. Wenn es am 1. Oktober so weit ist, freuen sich die Busacks über jeden Hinweis, wo es denn besonders hakt und über Tipps, wie sich etwaige Startschwierigkeiten in den ersten sechs Monaten beseitigen lassen.