Laueburg. Nachdem die Förderung auslief, drohte das Aus. Die Schließung des Treffpunktes ist vorerst vom Tisch. Allerdings hat das seinen Preis.

„Das ist ja wie ein Lottogewinn!“ – wer das sagt, dem ist auf jeden Fall Gutes widerfahren. Für das Lauenburger Integrationsprojekt SML ist dieser Satz mehr als eine Redewendung. Wäre die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie nicht im letzten Moment eingesprungen, hätten sich die Türen des multikulturellen Treffpunkts an der Berliner Straße zum Jahresende für immer geschlossen. Die Initiative stand vor dem Aus, denn das Land hatte die Förderung nicht verlängert.

Zur Initiative „SML individuell“ hatten sich zu Beginn des Ukraine-Krieges drei Lauenburgerinnen zusammengeschlossen. Leyla Novruzova, Marzena Podolski und Sylwia Sobotko begannen damals, Spenden zu sortieren und deren Transport in das Kriegsgebiet zu organisieren. Als dann ukrainische Frauen mit ihren Kindern in Lauenburg eintrafen, wurden die drei Freundinnen zur ersten Anlaufstelle. Marzena Podolski und Sylwia Sobotko sind immer noch dabei.

Flüchtlingshilfe in Lauenburg: Land stoppt Mittel – Fernsehlotterie hilft 

Aus der ehemals privaten Initiative ist mittlerweile ein multikultureller Treffpunkt unter dem Dach des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg geworden. „Die Stadt Lauenburg bat uns darum. Als wir die Arbeit vor Ort angeschaut hatten, mussten wir nicht lange überlegen“, sagt Geschäftsführer Dr. Ulf Kassebaum. An fünf Tagen bieten die beiden Frauen feste Angebote vor allem für Familien an. Die reichen von der Kindergruppe über tägliche Hausaufgabenbetreuung, niedrigschwellige Deutschkurse bis zu gemeinsamen Aktionen wie Backen und Kochen. Einmal in der Woche gibt es einen internationalen Brunch.

In den Bürozeiten leisten sie derzeit Hilfe bei Arztbesuchen und Behördengängen, aber auch beim Ausfüllen von Papieren. Mit Fördergeld aus dem „Aktionsprogramm familienunterstützende Maßnahmen für Geflüchtete“ des Landes Schleswig-Hollstein erhielten die beiden Frauen eine Festanstellung in Teilzeit. Die Eigentümerfamilie stellt die Räume an der Berliner Straße 5 mietfrei zur Verfügung, die Stadt Lauenburg übernimmt die Betriebskosten.

Die Preisträger des Zukunftspreises auf der Bühne im Körberhaus. Marzena Podolski (3.v.r.) nimmt die Auszeichnung entgegen.
Die Preisträger des Zukunftspreises auf der Bühne im Körberhaus. Marzena Podolski (3.v.r.) nimmt die Auszeichnung entgegen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Initiative „SML individuell“: Trägerin des Zukunftspreises unserer Zeitung

Das mögliche Aus zum Ende dieses Jahres schwebte wie ein Damoklesschwert über dem Projekt. Eine Weiterförderung durch das Land war vom Tisch, die Suche nach anderen Sponsoren verlief zunächst im Sande. Da half auch nicht, dass die Initiatoren im Sommer mit dem Preis „Wir sind Zukunft“ ausgezeichnet wurden, den den die Bergedorfer Zeitung gemeinsam mit der Volksbank Bergedorf und dem Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ ausgeschrieben hatte. 

Dass die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie schließlich einsprang, rettet das Projekt zumindest für das nächste Jahr. „Wir haben eine Förderung im mittleren fünfstelligen Bereich erhalten. Damit können wir 2025 die beiden Teilzeitstellen erhalten“, freut sich Ulf Kassebaum. Die Sache hat allerdings einen Haken – und das ist nicht nur die die Änderung des Namens.

Flüchtlingshilfe
„„Wir würden uns freuen, wenn wir durch weitere Spenden unsere Angebote wieder erweitern können“ sagt Geschäftsführer Ulf Kassebaum vom Diakonischen Werk des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg  © Elke Richel | Elke Richel

Individuelle Beratungsangebote vorerst nicht mehr möglich

„SML individuell“ wird das Projekt im nächsten Jahr nicht mehr heißen, sondern „Gemeinsam eins“. Die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie fördert schwerpunktmäßig Projekte, die sich für ein Miteinander im Quartier einsetzen. Die Zusammenkünfte und gemeinsamen Aktionen, die es bisher schon gab, passen gut in das neue Konzept. Was nicht mehr möglich ist, sind individuelle Beratungen. Auch Unterstützung bei Behördengängen oder Arztbesuchen und beim Ausfüllen von Anträgen sowie die individuelle Sprachförderung sind in diesem Rahmen nicht mehr vorgesehen.

Diese niedrigschwelligen Angebote machten in der Vergangenheit aber einen Großteil der Hilfsangebote aus. Viele der Besucher, die heute regelmäßig den Treffpunkt besuchen, haben erst durch diese individuelle Unterstützung Vertrauen zu den Ansprechpartnerinnen aufgebaut. „Wir würden uns freuen, wenn wir durch weitere Spenden unsere Angebote wieder um die individuelle Betreuung erweitern können“, sagt Ulf Kassebaum.

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Keine Integrationsangebote in Lauenburg nach 2025?

Bis zu 70 Menschen besuchen täglich den Treffpunkt SML an der Berliner Straße 5. Längst sind es nicht nur Ukrainerinnen und ihre Kinder. Die Stadt Lauenburg hat knapp 100 Wohnungen speziell für Flüchtlinge angemietet. Die dezentrale Unterbringung hat den Vorteil, dass die zum Teil schwer traumatisierten Familien in ihren eigenen vier Wänden erstmal zur Ruhe kommen können.

Es gibt aber auch einen gravierenden Nachteil: Integrationsangebote vor Ort gibt es nicht, so wie das in zentralen Sammelunterkünften möglich ist. Wenn es über 2025 hinaus keine Finanzierung für den multikulturellen Treffpunkt gibt, dürfte es schwer werden, in Lauenburg die Unterstützung von Geflüchteten zu organisieren.