Lauenburg. Drei Frauen mit richtig viel Power stellen in Lauenburg ein großartiges Hilfsangebot dür Ukrainerinnen und deren Kinder auf die Beine.
Frauenpower hat in Lauenburg einen Namen. Im ehemaligen Supermarkt in der Alten Wache 15 ist ein Schild mit Begegnungsstätte SML angebracht. Diese Buchstaben stehen für die Vornamen von drei engagierten Frauen. S steht für Sylwia Sobotko, M für Marzene (Jena) Podolski, und L für Leyla Novrutova. „Man kann auch sagen, unsere Vornamen stehen für unsere Hilfsangebote „S“ (small) für Kinder, „M“ (medium) für hilfesuchende Erwachsene und „L“ (large) für Senioren“, sagt Sylwia Sobotko.
Drei Frauen organisieren Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine m Eiltempo
Die drei couragierten Freundinnen sind in Polen geboren, leben heute in Lauenburg und Schnakenbek. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine (24. Februar) wussten sie, dass sie etwas tun müssen. Sie begannen, über den ASB Spenden zu sammeln. Dann kamen Informationen, die sie umdenken ließen: „Ich hatte Kontakt mit dem polnischen Sammelpunkt für Spenden. Keiner wusste so recht wohin mit den Sachen. Direkt in die Ukraine konnten die Lkw nicht fahren. Den Flüchtlingen, die die Grenze passierten, war meist nur das geblieben, was sie am Körper hatten und vielleicht eine Tasche für Lebensmittel.“ Doch viele wollten rasch weiter, weg von Sirenengeheul und Kanonendonner, sich und ihre Kinder in Sicherheit bringen.
Die Freundinnen beschlossen, für Flüchtlinge in Deutschland zu sammeln. Für die Ausgabe von Kleidung, Babynahrung, Hygieneartikel benötigten sie einen Raum. „Es ist uns wichtig, den Müttern mit ihren Kindern und den Senioren vor Ort zu helfen. Sie brauchen einen Platz, an dem sie in Würde aufgenommen werden, wo sie Hilfe und Verständnis erwarten. Vor dem Krieg hatten alle ein Leben, das jetzt in Trümmern liegt. Wir wollen ihnen wieder das Gefühl geben, wichtig zu sein“, sagt Sylwia Sobotko.
Für sechs Monate kann das ehemalige Geschäft als Begegnungsstätte genutzt werden
Bürgermeister Andreas Thiede imponierte der Plan. Er hielt Rücksprache mit dem Eigentümer der Räume, der Raiffeisenbank. Für sechs Monate kann das ehemalige Ladengeschäft als Begegnungsstätte genutzt werden. Was dann folgte, war Frauenpower pur. Binnen drei Tagen wurden Helfer gefunden, die halfen, den Verkaufsraum sowie die sanitären Anlagen auf Vordermann zu bringen. Es entstanden eine Spielecke für die Kleinen und ein Raum mit einem Fußballkicker für die Jugendlichen. Möbel aus dem Sozialkaufhaus geben der früheren Ladenfläche einen wohnlichen Anstrich. Weingartenschüler gaben einer Wand eine persönliche Note. Erst- und Dritt- Klässler reichen mit farbigen Abdrücken ihrer Hände den angekommenen Kindern symbolisch die Hand. Kleiderständer, Textilien, Spielsachen, Hausrat und vieles mehr fanden ihren Platz.
„Ohne Hilfe unserer Partner hätten wir das nicht geschafft“, sagt Jena Podolski mit dankbarem Blick in Richtung ihres Mannes. Die Begegnungsstätte steht allen Migranten offen. „In erster Linie kommen ukrainische Frauen mit ihren Kindern. Sie nehmen nur das, was sie unbedingt benötigen und wenn Kleidung nicht passt, bringen sie sie zurück. Das haben wir so noch nie erlebt.“
Sprachkenntnisse erwerben und Betreuung der Kinder sicherstellen
Es bleibt viel zu organisieren. Neben Sprachkenntnissen und dem Erlernen der lateinischen Schrift sind Kita-Plätze ein großes Thema. Viele Frauen möchten arbeiten, benötigen eine verlässliche Betreuung für ihre Kinder. Noch funktioniert das Spielangebot für die Drei- bis Sechsjährigen gut. Die Eltern können sich mit allen Fragen an das Team der Begegnungsstätte wenden, dabei ihre Kinder im Blick behalten. Sobotko: „Wir sprechen zwar auch nicht Ukrainisch, schaffen es aber mit etwas Russisch, Polnisch und Händen und Füßen eine Verständigung herzustellen.“
Die Stadt bietet Hilfestellung. Claudia Vogt-Gohdes, assistiert vom Azubi Elias Hummel, sorgt für ein Netzwerk, um Hilfsangebote weiterzugeben. Sie und Friederike Betge stehen für Fragen unter den Telefon 04153/909 -215 oder -200 bereit. Schön wäre es, wenn mehr deutsche Kinder, Jugendliche und Erwachsene in die Begegnungsstätte kämen. Podolski: „Kinder lernen schnell beim Spielen und auch Erwachsenen tut der Kontakt gut.“
Wer will sich mit um die jungen Flüchtlinge kümmern?
Aron Sobotko (14) will eine Jugendgruppe aufbauen, er will den jungen Flüchtlingen das JUZ zeigen, plant den Besuch bei Sportvereinen (Fußball ist ein großes Thema), Fahrradtouren und eine Stadtrallye. Spielsachen werden derzeit nicht benötigt, aber Matten, damit die Kleinen nicht auf dm, kalten Boden spielen müssen. 121 Ukrainer sind zurzeit in Lauenburg, viele leben in privaten Unterkünften, andere im Block neben der Weingartenschule. „Der Abriss, um Platz für den Schulneubau zu schaffen, ist verschoben“, sagt Amtsleiter Thomas Burmester.
Lauenburg verschiebt Hausabriss für den Schulneubau
Helfer treffen sich jeden Mittwoch um 19 Uhr im Fürstengarten 29. „Es haben sich Gruppen gebildet. Rentner überprüfen in dem Wohnblock Anschlüsse, installieren Lampen, sorgen für Abhilfe bei Problemen.“
Geldspenden gegen Spendenbescheinigung sind bei der Kreissparkasse Lauenburg/Elbe, IBAN DE07 2305 2750 0004 0000 64, oder der Raiffeisenbank Lauenburg/Elbe, IBAN DE79 2306 3129 0000 2282 81, möglich. Die Begegnungsstätte ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr geöffnet.