Geesthacht. Die Mitarbeiter der bedrohten Klinik planen für den Nikolaustag eine Aktion in der Fußgängerstraße. Wie Unterstützer mitmachen können.
Es weihnachtet sehr, auch im Geesthachter Krankenhaus – trotz Insolvenz. Alljährlich Anfang Dezember werden die Flure und das Empfangsfoyer weihnachtlich herausgeputzt. Das ist auch jetzt, wo die Existenz infrage gestellt ist, nicht anders. Selbst die Tanne, die in dieser Zeit im Lichterschmuck über dem Eingang thront, wurde nicht vergessen.
Streift der Blick ein wenig höher, fällt sofort auf, dass dennoch nichts so ist wie in den vergangenen Jahren. Der Schriftzug, dass sich hier ein Krankenhaus der Johanniter befindet, ist verschwunden. Die Buchstaben wurden vergangenen Woche getilgt. So wie bald die gesamte Klinik?
Existenz infrage gestellt – es weihnachtet trotzdem im Krankenhaus
Damit es nicht so weit kommt, werben die Mitarbeiter bei den Geesthachtern mit einer besonderen Aktion am 6. Dezember von 14 bis 17 Uhr in der Fußgängerzone um eine noch breitere Unterstützung. „Wir wollen den Protest visueller machen“, kündigt Ann-Kathrin Hille von der Mitarbeitervertretung des Krankenhauses an.
Im Vorfeld des Auftrittes von Hebamme Jennifer Fröhlich im Petitionsausschuss der Kieler Landtages am Dienstag, 10. Dezember, wird am Nikolaus-Freitag vor Zigarren Fries in der Fußgängerstraße ein Pavillon aufgebaut und ein großer Weihnachtsbaum aufgestellt. Die Unterstützung direkt vor Ort ist bereits sicher. Oliver Fries spendiert aus seinen Räumen den Strom für die Beleuchtung.
Die Geesthachter können auf dem Baumschmuck ihre Botschaften aufschreiben
Ann-Kathrin Hille als Schirmherrin der Aktion hat fürs erste 200 hölzerne Weihnachtssterne und -kugeln geordert. Aber der Erfolg der Unterschriftenliste für die Petition bringt sie ins Grübeln. Weit über 7000 Unterstützer haben sie blitzschnell signiert – und so werden wohl noch ein paar Hundert Sterne und Kugeln nachgeordert.
Denn das ist geplant: Der bisher unverzierte Weihnachtsschmuck ist mit Filzstiften beschreibbar – die im Pavillon ausliegen. Die Geesthachter sind aufgefordert, ihre Wünsche, Hoffnungen, Forderungen und dergleichen bezüglich des Erhalts des Krankenhauses kurz und bündig draufzuschreiben.
Protest-Tanne wird im Foyer in Sichtweite der traditionellen Tanne aufgestellt
Dann wird der Baum mit den Slogans herausgeputzt, nach dem Ender der Aktion abtransportiert und im Krankenhaus in Sichtweite des traditionellen Baumes beim Empfang aufgestellt. Die Protest-Tanne ist dann optisch das zweite Zeichen, dass nichts ist wie sonst.
Den Mitarbeitern würde man die Situation nicht unbedingt anmerken, schildert Sylvia Ziesmann-Busche von der Öffentlichkeitsarbeit. Sie selbst wurde einst in Geesthacht zur Krankenschwester ausgebildet. „Wir sind seit drei Monaten in der Insolvenz, der Betrieb läuft weiter. Die Kollegen hauen hier nicht ab. Sie verstehen es als ihr Krankenhaus, das ist etwas ganz Tolles.“
Um zehn Uhr spricht Hebamme Jennifer Fröhlich im Petitionsausschuss
Zudem sind Handzettel vorbereitet, die jedem noch einmal komprimiert die Leistungen des Krankenhauses vor Augen führen, und welche Lücke die Abwicklung reißen würde. Es gibt einen Barcode zum Scannen fürs Handy, um den Petitionsausschuss in Kiel, in dem um 10 Uhr neben Jennifer Fröhlich auch die leitende Hebamme des Krankenhauses Miriam Jens sprechen wird, im Stream verfolgen zu können.
Die am Freitag anwesenden Mitarbeitervertreter des Krankenhauses mit Fragen zu quälen und auf die Mitteilung von Insiderwissen zu hoffen, sollte man indes nicht. „Wir dürfen sagen, was öffentlich wurde und durch die Presse gegangen ist“, erklärt deren Vorsitzender Jens Glasow.
Mehrere Interessenten haben Gebote abgegeben
Tabu ist alles das, was noch nicht beschlossen ist. So auch, sofern vorhanden, Informationen über mögliche Investoren. Sollte in dieser Sache noch vor dem 6. Dezember entschieden werden, wird die Aktion trotzdem durchgeführt.
Der Prozess der Angebotsabgabe ist seit dem 27. November beendet. Nach offiziellen Angaben von Seiten des Krankenhauses hätten mehrere interessierte Investoren ihren Hut als Bieter in den Ring geworfen. Diese verbindlichen Angebote würden nun ausgewertet. Die Entscheidung über einen neuen Träger solle im Laufe des Dezember im Gläubigerausschuss fallen.
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Ein letzter Strang zu den Johannitern wird erst im März gekappt
Spekulationen über einen möglichen Investoren-Erfolg hatte bereits die Ankündigung des Umzugs des ehemaligen Johanniter-MVZs ins Erdgeschoss der Klinik befeuert. Das MVZ wird am 5. Dezember in den Räumen der Notfallpraxis wiedereröffnen. Die Öffnungszeiten beider Einrichtungen werden sich ergänzen.
Ein letzter Strang, der das Krankenhaus Geesthacht mit den Johannitern verbindet, wird übrigens noch länger nicht gekappt sein. Wer sich im Internet auf der Homepage der Einrichtung über die Leistungen informieren will, muss zuvor immer noch die Cookies mit dem Logo der Johanniter akzeptieren, es bestehen zudem weiterleitende Links zum alten Träger. Diese Webseite als letzte Gemeinsamkeit soll bis zum 31. März bestehen.