Geesthacht. Nach den Insolvenzanträgen lässt der Orden den Namen aus seinen Geesthachter Gesellschaften streichen. Es werden nun Käufer gesucht.
Als der Sozialausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages sich am vergangenen Donnerstag, 26. September, in einer Sondersitzung mit dem Insolvenzantrag des Johanniter-Krankenhaus Geesthacht befasste, fehlte ausgerechnet eine Delegation der Johanniter - trotz expliziter Einladung. Der Johanniter-Orden wollte erst Mitte Oktober über Lösungswege zur Rettung des Krankenhauses reden.
Nun wird auch der Grund für das zögerliche Verhalten deutlich, das für Irritationen unter den Politikern gesorgt hatte. Die Johanniter wollen die Johanniter-Krankenhaus Geesthacht GmbH, die Johanniter Geriatrie und Seniorenzentrum GmbH gar nicht weiter betreiben, sondern loswerden. Das teilte der Generalhandlungsbevollmächtigte, Rechtsanwalt Stefan Denkhaus, mit.
Geesthacht: Johanniter wollen Krankenhaus künftig nicht mehr betreiben
„Nachdem die Verluste der Standorte in den letzten Jahren von den Johannitern finanziert wurden, haben die Johanniter die Entscheidung getroffen, aus strategischen Gründen den Standort Geesthacht aufzugeben und sich zurückzuziehen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Streichung des Firmenbestandteils ‚Johanniter‘ für beide Gesellschaften beim Handelsregister angemeldet“, so Denkhaus.
Der in den vergangenen Jahren mehrfach ausgetauschte Schriftzug „Johanniter-Krankenhaus Geesthacht“ dürfte also in absehbarer Zeit über dem Eingang verschwinden. Die Johanniter hatten am Beginn der vergangenen Woche (23. September) für die Klinik sowie für Geriatrie und Seniorenzentrum vorsorglich Insolvenzverfahren in Eigenregie und für das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) mit den Hausärzten an der Bergedorfer Straße eine Regel-Insolvenz beantragt.
Für Krankenhaus und Seniorenheim soll Sanierungskonzept erstellt werden
„Johanniter-Standort Geesthacht soll durch Sanierung gesichert werden“, lautete die Überschrift der Pressemitteilung, über der gleich viermal das rot-weiße Johanniter-Kreuz auf dem Briefpapier platziert war. Für beide GmbH ist inzwischen der Investorenprozess gestartet, das haben die Gläubiger beschlossen.
Gleichzeitig wurden der Sanierungsgeschäftsführer und Healthcare-Management-Experte Tobias Vaasen sowie Rechtsanwalt Stefan Denkhaus als Generalbevollmächtigter beauftragt, ein wirtschaftliches Sanierungskonzept für das Krankenhaus und das Johanniter Geriatrie und Seniorenzentrum Geesthacht zu erstellen.
Sanierungsgeschäftsführer: „Erste Interessenten haben sich bereits gemeldet“
Zum vorläufigen Sachwalter hat das Amtsgericht Schwarzenbek Rechtsanwalt Andreas Romey, Partner in der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte, bestellt. Er wird die gerichtlich angeordnete vorläufige Eigenverwaltung im Verfahren begleiten und vertritt die Interessen der Gläubiger.
„Erste Interessenten haben sich bereits gemeldet, das ist wenige Tage nach Beginn der Eigenverwaltung ein gutes Zeichen“, stellt Sanierungsgeschäftsführer Tobias Vaasen fest. Wer das ist, darüber wurden keine Angaben gemacht.
Asklepios hat „keinerlei Ambitionen“ für ein Engagement in Geesthacht
Im Juli hatte der in Hamburg ansässige Asklepios-Konzern überraschend vom Kreis Herzogtum Lauenburg den Zuschlag für die Notarztversorgung erhalten und soll vom 1. Januar 2025 im Südkreis die benötigten Notfallmediziner stellen. Mediziner von drei Asklepios-Krankenhäusern rücken künftig zu Notfalleinsätzen aus.
Damals waren Spekulationen aufgekommen, ob hinter dem Einstieg mehr stecke. Ein Asklepios-Sprecher hatte derartigen Gerüchten widersprochen. „Über die Notarztversorgung hinaus haben wir keinerlei Ambitionen, im Kreis Herzogtum Lauenburg tätig zu werden“, so die damalige Aussage. Am Dienstag wollte sich Asklepios zum gestarteten Investorenprozess auf Anfrage nicht erneut äußern.
Johanniter wollen bleiben, bis ein neuer Träger gefunden ist
Wie dem auch sei: „Die Versorgung aller Patienten des Krankenhauses und der Bewohner des Seniorenzentrums Geesthacht ist sichergestellt, die medizinische Versorgung inklusive der Notfallversorgung und die Pflege werden fortgeführt“, ist die Botschaft des Generalbevollmächtigten.
Und hier kommen auch wieder die Johanniter ins Spiel. Vertraglich vereinbart ist, dass die Johanniter mit ihren Dienstleistungs- und Servicegesellschaften zur Verfügung stehen, bis ein neuer Träger gefunden ist. Die Löhne und Gehälter der rund 720 Mitarbeitern in den beiden Krankenhäusern, der Altenpflege und des MVZ seien während des laufenden Verfahrens gesichert. Das September-Gehalt ist nach Informationen der Redaktion inzwischen auch überwiesen worden.
Belegschaft von Krankenhaus und Seniorenzentrum zeigt sich kämpferisch
Für die Belegschaften erklären der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung des Krankenhauses, Jens Glasow, und die Betriebsratsvorsitzende der Geriatrie und des Seniorenzentrums, Yvonne Kempf: „Mit profundem Fachwissen und hoher Leistungsbereitschaft engagieren wir uns als Belegschaft 365 Tage im Jahr für alle Menschen, die fachkundige medizinische und therapeutische Versorgung und Pflege benötigen und das wird auch so bleiben. Auf unsere Mannschaft ist Verlass! Wir stehen bereit für eine nachhaltige Zukunft des Gesundheitsstandorts Geesthacht.“
Das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht versorgt jährlich rund 10.000 stationäre sowie rund 20.000 ambulante Patienten, das Seniorenzentrum Johanniter-Haus Geesthacht bietet 76 stationäre Pflegeplätze an, und die Klinik für Geriatrie Geesthacht verfügt über 73 stationäre Betten.
Krankenhaus: Ist Geesthacht wichtig für die Notfallversorgung?
Auf der Sondersitzung des Sozialausschusses in Kiel hatte Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze dargelegt, wie wichtig das Geesthachter Krankenhaus für die Grund- und Regelversorgung im Südkreis inklusive der Geburtsklinik und Notfallversorgung ist. Dieser Ansicht waren jedoch nicht alle der anwesenden Teilnehmer. So hält der für Krankenhäuser zuständige Staatssekretär Oliver Grundei (CDU) eine Notfallversorgung von Reinbek aus für möglich, und auch auf die Geburtsstation könne verzichtet werden. Der Versorgungsauftrag müsse nicht zwingend in Geesthacht erfüllt werden. Mit dem Reinbeker Haus liefen bereits Gespräche.
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Das hinterfragt die Geesthachter SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister. „Das Abmelden aus der Notversorgung an einzelnen Tagen ist kein Maßstab für die grundlegende Relevanz der Geesthachter Notversorgung. Auch andere Krankenhäuser der Region melden sich fallweise ab. Kapazitäten für 700 Geburten an anderen SH-Krankenhäusern in angemessener Entfernung sehen wir auch nicht. Wir hoffen sehr, dass unsere gewählten Abgeordneten hier nachhaken und am Ball bleiben. Unser Ziel ist der Erhalt eines leistungsfähigen Krankenhauses mit Geburtsstation, Geriatrie und Notfallversorgung im Süden des Kreises. Dafür werden wir kämpfen.“ Die Johanniter haben den Kampf aufgegeben.