Lauenburg. Die Arbeiten an der Hafenstraße gehen voran. Pendler nehmen jetzt die Elbstraße. So bewerten Polizei und Stadt die Verkehrssituation.

Die einen hatten den Termin herbeigesehnt, die anderen gefürchtet: Seit Sonnabend (16. November) ist die Lauenburger Kanalbrücke am Bahnhof wieder frei. Der erste Bauabschnitt auf der Hafenstraße ist bis auf ein paar Restarbeiten planmäßig fertig worden. Parallel zur Sanierung des abgerutschten Elbhangs hatte die Stadt die Tiefbauarbeiten links und rechts der Lauenburger Marina veranlasst.

Die Anwohner der Elbstraße hatten den Beginn des zweiten Bauabschnittes mit gemischten Gefühlen erwartet. Zu frisch noch sind die Erinnerungen an die Zeit kurz nach dem Hangabrutsch an der B209 am 14. Februar dieses Jahres. Die zweiwöchige Vollsperrung der Hafenstraße und die damit verbundene Umleitung des Verkehrs durch die Altstadt hatte dort zeitweise zu einem Verkehrschaos geführt. Das sollte sich diesmal nicht wiederholen. Deshalb hatte die Stadt das Verkehrskonzept detailliert geplant. Ist der Plan aufgegangen? Eine erste Bilanz nach vier Tagen.

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Auf Höhe des Rufer-Platzes zeigt ein Geschwindigkeitsmesser an, ob die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit eingehalten wird.   © Elke Richel | Elke Richel

Hangsanierung an B209: So läuft Umleitung durch die Altstadt Lauenburg

Es ist Dienstagvormittag, 11 Uhr. Im 90-Sekunden-Takt schieben sich immer vier bis fünf Fahrzeuge aus Richtung Osten durch die Elbstraße. Mehr Autos können die Kanalbrücke nicht auf einmal passieren. „Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr hat uns kurzfristig mitgeteilt, dass die Brücke wegen ihrer schlechten Bausubstanz und Schäden am Tragwerk die Befahrung bis auf Weiteres nur halbseitig und mit Gewichtsbeschränkung möglich ist“, teilte Bürgermeister Thorben Brackmann in der vergangenen Woche mit. Die wechselseitige Überfahrt wird durch eine Baustellenampel geregelt.

Vormittags ist das sicher kein Problem, im Berufsverkehr staut es sich bei dieser kurzen Taktung auf beiden Seiten ordentlich. Nicht verschiebbare Betonklötze kurz nach der Brücke sorgen dafür, dass diesmal tatsächlich kein Fahrzeug über 3,5 Tonnen versucht, die Abkürzung über die Elbstraße zu nehmen. Lkw müssen nach wie vor über Geesthacht fahren. Ortsfremde Pkw-Fahrer werden diesen Umweg übrigens wohl auch noch nehmen. Der Google-Routenplaner weist diese 45 Kilometer lange Umleitung zwischen Hohnstorf und Lauenburg nach wie vor aus.

Anwohnerin: „Rennstrecke Elbstraße ist eröffnet“

Vielleicht ist auch das ein Grund, dass es an diesem nasskalten Vormittag fast entspannt auf der Elbstraße zugeht. Sogar die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit halten die meisten Autofahrer ein. Der Geschwindigkeitsanzeiger auf Höhe des Rufer-Platzes zeigt jedenfalls meist den lachenden Smiley. „Da müssen Sie mal heute Abend hier stehen, da kann man nur noch zur Seite springen“, sagt eine junge Frau mit Kinderwagen, die die Redakteurin beim Fotografieren beobachtet hat.

Tatsächlich ist die Ruhe am Vormittag wohl trügerisch und möglicherweise auch dem ersten Schnee geschuldet, der das Kopfsteinpflaster der Elbstraße rutschig macht. „Rennstrecke Elbstraße ist eröffnet“ postete eine Altstadtbewohnerin am Sonnabend in einer Lauenburger Facebookgruppe. Bemerkenswert: Kaum jemand stellte in der Diskussion die Umleitung an sich infrage. „Das Problem ist, dass viele Autofahrer viel zu schnell hier durchfahren, sodass die Gläser im Schrank wackeln. Es geht auch anders, man muss es nur wollen“, schrieb eine Kommentatorin.

Polizeichef: „Wir werden punktuell die Geschwindigkeit kontrollieren“

Vier temporäre Bodenschwellen hat die Stadt auf der Elbstraße verlegen lassen. Viel würden die nicht bringen, wollen Anwohner beobachtet haben. Im Vorfeld der Baumaßnahmen war außerdem von Geschwindigkeitskontrollen die Rede. Dieser Maßnahme trauen die Betroffenen offenbar eine größere Wirksamkeit zu. „Hier könnte die Stadt richtig Geld machen“, empfahl ein Lauenburger.

Die Lauenburger Polizei hat das Thema offenbar schon auf dem Zettel. „Wir sind ja von Anfang an und das Verkehrskonzept eingebunden und werden punktuell die Geschwindigkeit in der Elbstraße mit mobilen Messgeräten kontrollieren“, kündigt Polizeichef Daniel Stephan an. Stationäre Messgeräte sind für die Zeit der Umleitung des Pendlerverkehrs durch die Altstadt allerdings nicht vorgesehen.

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Die Feuerwehr testet hinter der Kanalbrücke, ob sie im Ernstfall durch die Einengung der Betonklötze fahren könnte.   © Elke Richel | Elke Richel

Feuerwehrchef: „Wir kommen überall durch“

Ursprünglich war geplant, durch eine Höhenkontrolle zu vermeiden, dass Lastwagen über das Kopfsteinpflaster donnern. „Das ließ sich technisch nicht umsetzen“, sagt Bauamtsleiter Christian Asboe. Betonklötze sollen nicht nur hinter der Kanalbrücke dafür sorgen, dass schwere Lkw nicht die Abkürzung über die Elbstraße nehmen. Auch auf Höhe des Rufer-Platzes ist eine solche Einengung der Straße vorgenommen worden.

„Was ist mit der Feuerwehr bei einem Einsatz in Richtung Marina?“, fragte ein Lauenburger am Redaktionstelefon. Wehrführer Lars Heuer kann Entwarnung geben: „Alle Zufahrten, die mit Betonklötzen versehen sind, haben wir getestet. Wir kommen überall durch“, versichert er. Das dachte sich ein Lkw-Fahrer am Dienstagabend wohl auch. Er versuchte, gegen 17 Uhr den Umweg über Geesthacht zu vermeiden. Auf Höhe Grünstraße blieb er stecken und verursachte einen Stau – mitten im Feierabendverkehr.

Elbstraße
Nicht mal 48 Stunden hat der temporäre Zebrastreifen vor dem „Anker“ gehalten. © Elke Richel | Elke Richel

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Bauamtsleiter: „Derzeit kein Grund zur Nachbesserung“

Bei der Stadt ist man dennoch zufrieden mit den ersten Tagen nach der Öffnung der Elbstraße für den Umleitungsverkehr. „Bei uns sind bisher keinerlei Beschwerden von Anwohnern eingegangen, weder über die Einrichtung der Schwellen, noch über die Verkehrsführung insgesamt und auch nicht über zu hohe Geschwindigkeiten“, freut sich Bauamtsleiter Christian Asboe. Ein bisschen Spott muss die Stadt in den sozialen Netzwerken trotzdem gefallen lassen. Der temporäre Zebrastreifen an der Bushaltestelle vor dem „Anker“ hat nicht mal 48 Stunden auf dem Kopfsteinpflaster gehalten.

Dieses Provisorium sei den Restarbeiten im Gehweg zwischen „Anker“ und Marina geschuldet und könne ohnehin bald weg, heißt es aus dem Rathaus. Spätestens bis zum Jahresende sollen die Arbeiten auch im zweiten Bauabschnitt abgeschlossen sein. „Wir sehen derzeit keinen Anlass zur Nachbesserung“, sagt Asboe. Allgemeine Fragen und Beschwerden an die Verwaltung können per E-Mail gesendet werden an baustelle@lauenburg-elbe.de oder telefonisch unter 04153/5909405 oder 04153/5909430.