Lauenburg. Sicherheitskonzept soll Einsätze von Polizei und Rettungskräften während Hangsanierung sicherstellen. Hat es sich bei dem Feuer bewährt?
Jetzt ist passiert, was die Planer der Hangsanierung an der B209 immer als Worst Case, also den „schlimmsten anzunehmenden Fall“ bezeichnet hatten: Während der mit den Bauarbeiten verbundenen Straßensperrungen machte ein Notfall im Umfeld des Lauenburger Jachthafens einen Großeinsatz der Rettungskräfte erforderlich. Am Montagabend (21. Oktober) war der Wohnbereich des Binnenschiffes „Hecht“ in der Lauenburger Marina in Brand geraten. Es ging um jede Minute, um ein Übergreifen der Flammen auf den Laderaum des Schiffes und die Sportboote in unmittelbarer Nähe zu verhindern.
Etwa 100 Kräfte der Feuerwehren aus Lauenburg und Umgebung waren an dem Einsatz beteiligt. Alle waren schnell genug vor Ort, um eine Katastrophe verhindern zu können. Wochenlang hatten Stadtverwaltung, Polizei und Feuerwehr an einem Sicherheitskonzept gearbeitet und einen solchen Ernstfall während der Bauarbeiten immer wieder durchgespielt. Am Tag nach dem Großbrand ziehen alle Beteiligten ein überwiegend positives Fazit. Es gibt aber auch Handlungsbedarf.
Hafenstraße: Marina Lauenburg von zwei Vollsperrungen betroffen
Nach tagelangem Starkregen war am 14. Februar dieses Jahres gegenüber der Schleuse eine Eiche vom Elbhang auf die Hafenstraße (B209) gekracht. Dies löste eine Kettenreaktion aus: Der Hang rutschte großflächig ab und wurde daraufhin provisorisch gesichert. Am 7. Oktober sind die Arbeiten zur Sanierung des Berges angelaufen, die Ende des Jahres abgeschlossen werden sollen. Die Stadt nutzt die Zeit, um in zwei Bauabschnitten umfassende Tiefbaumaßnahmen entlang der Hafenstraße zu realisieren.
Derzeit ist der Bereich am Hang sowie der Knotenpunkt an der Lauenburger Marina voll gesperrt. In der zweiten Phase bleibt die Hafenstraße auf Höhe des Hangrutsches gesperrt. Eine weitere Vollsperrung erfolgt dann östlich der Marina, wo die Kanalarbeiten weitergehen. Die Lauenburger Marina ist also während der gesamten Bauzeit von Vollsperrungen betroffen. Eine Zufahrt kann nur als Ausnahme und im Einzelfall möglich gemacht werden.
Ob Rettungskräfte trotz der Straßensperrungen zu jeder Zeit den Hafen erreichen können, musste sich jetzt in der Praxis zeigen. Lauenburgs Wehrführer Lars Heuer war am Montag kurz nach der Alarmierung um 18 Uhr vor Ort. „Ich bin mit dem Einsatzleitwagen über den Maxgrund zur Marina gefahren. Für die großen Löschfahrfahrzeuge wäre es dort aber zu eng geworden. Also habe ich sie über die Straße Großer Sandberg und die Baustelle zum Einsatzort beordert“, sagt er.
Beamte öffneten die Absperrung vorsorglich
Wegen der Alarmierung unter dem Stichwort „Großfeuer“ machte sich auch die Feuerwehr Hohnstorf auf den Weg zum Einsatzort. Eigentlich wäre das für die Retter gar nicht möglich gewesen. Zwar ist der Weg über die Elbbrücke frei, aber am Lauenburger Bahnhof ist normalerweise Schluss, die Brücke über den Kanal ist voll gesperrt. Aber hier hatte die Lauenburger Polizei schon vorgesorgt:
Noch ehe die Hohnstorfer ihren Lauenburger Kameraden zu Hilfe kommen konnten, hatten die Beamten die Absperrung vorsorglich geöffnet. „Gut, dass wir keine festen Straßensperrungen errichtet haben. Sonst hätten wir jetzt ein Problem gehabt“, sagt Polizeichef Daniel Stephan.
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Genau die hatte ein Lauenburger während der Einwohnerfragestunde in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses gefordert: „Warum verlegt Ihr keine Betonsteine wie die zur Sicherung des Elbhangs?“ Er hatte beobachtet, dass Autofahrer die Absperrung an der Kanalbrücke immer wieder beiseiteschieben, um den Umweg über Geesthacht zu vermeiden. Bauamtsleiter Christian Asboe hatte darauf hingewiesen, dass Rettungskräften im Ernstfall die Zufahrt ermöglicht werden muss.
Manöverkritik nach Einsatz in der Marina
Nach der Auswertung des Schiffsbrandes in der Marina nahmen Bauamtsleiter, Wehrführer und Polizeichef eine Manöverkritik vor. Grundsätzlich, da sind sie sich einig, habe sich das Sicherheitskonzept im Zuge der Baumaßnahmen bewährt. Dass im Ernstfall hier und da ein bisschen nachgebessert werden muss, ändere nichts an dieser Einschätzung. „Wichtig ist, dass wir im Einzelfall flexibel bleiben. Wir haben einen kurzen Draht zueinander, daher klappt das auch“, sagt Daniel Stephan.
Zum Sicherheitskonzept gehöre aber auch, dass die Autofahrer trotz der Unannehmlichkeiten die Verkehrseinschränkungen akzeptieren. „Je weniger Störungen es diesbezüglich gibt, desto schneller können die Baumaßnahmen abgeschlossen werden. Bis dahin können wir nur hoffen, dass es in den kritischen Bereichen möglichst zu keinen größeren Rettungseinsätzen mehr kommt“, so der Polizeichef.